Warenverkaufskunde Vegane Tiefkühlkost

Der Trend zu einer pflanzlich basierten Ernährung setzt sich weiter fort, sodass Fleischersatzprodukte auch in TK-Abteilungen immer stärker vertreten sind. Nachholpotenzial gibt es allerdings bei der Platzierung der aufstrebenden Warengruppe.

Dienstag, 27. September 2022 - Warenkunden
Wibke Niemeyer
Artikelbild Vegane Tiefkühlkost
Voll im Trend: Pflanzliche Fleischalternativen sind auch in TK-Abteilungen immer häufiger vertreten.
Bildquelle: Getty Images, Iglo, Mirco Mosskopp

Pflanzliche Fischstäbchen, Burger oder Schnitzel – im Lebensmittelhandel gibt es ein immer breiteres und dynamisch wachsendes Sortiment an vegetarischen und veganen Alternativprodukten für tierische Lebensmittel. Der Umsatz mit diesen Fleischalternativen stieg 2021 laut einer Nielsen-IQ-Auswertung für das „Handelsblatt“ um 32 Prozent auf 611 Millionen Euro. Nach Daten der GfK verzeichnete der Markt der „vegetarischen Alternativen“ im Jahr 2021 im Vergleich zu 2020 ein Wachstum von 137 Prozent, wobei das Segment „gekühlte Fleischalternativen“ 2021 einen Marktanteil von 85 Prozent beanspruchte.

Das TK-Segment kommt dabei auf einen Marktanteil von 11 Prozent (2021) und verzeichnete zwischen 2017 und 2021 ein Wachstum von 325 Prozent, so das Deutsche Tiefkühlinstitut (DTI). Da besagte gekühlte Alternativen schon länger im Markt angeboten werden, befinde sich TK aktuell noch in einem dynamischen Aufholprozess, heißt es beim DTI. Innerhalb des TK-Sortiments lag der Anteil der Fleischalternativen laut GfK 2021 bei 48 Prozent, das Subsegment Fischalternativen kam auf 14 Prozent. Rund 35 Prozent machten rein pflanzliche Fertiggerichte wie Falafel aus.

Warum werden vegetarische oder vegane Produkte gekauft?

Aus dem BMEL-Ernährungsreport 2022 geht hervor, dass für 75 Prozent der Konsumenten die Neugier die wichtigste Kaufmotivation ist – vor allem für Jüngere bis 44 Jahre. Für 71 Prozent sind Tierschutzgründe entscheidend, für 64 Prozent der Umweltschutz. Der Geschmack ist für 64 Prozent ein Kauf‧argument, knapp weniger als die Hälfte kauft die Veggie-Produkte wegen des Gesundheitsaspekts (47 Prozent).

 Markt mit Potenzial
Dr. Sabine Eichner, Geschäftsführerin des DTI, vermutet, dass sich das Segment zu einem festen und etablierten Ernährungsbestandteil breiter Konsumentenschichten weiterentwickeln werde, denn der Mega-Trend hin zu einer vermehrt pflanzlich basierten Ernährung setze sich weiter fort. Das Potenzial sei enorm, und der Markt wachse dynamisch weiter. So ernährt sich laut einer aktuellen PwC-Umfrage mittlerweile jeder fünfte Deutsche fleischreduziert oder fleischfrei. Rund 44 Prozent aller Deutschen bezeichneten sich 2021 als Flexitarier, 7 Prozent ernährten sich vegetarisch und 1 Prozent vegan (BMEL-Ernährungsreport 2022).

Die meisten vegetarischen Ersatzprodukte sind vegan und werden auf Basis von pflanzlichem Eiweiß hergestellt, zum Beispiel aus Soja (Tofu), Erbsen, Weizen (Seitan) oder Lupinen. Fertigprodukte wie Fischstäbchen, Schnitzel oder Hack kommen in der Regel nicht ohne Zusatzstoffe aus und bestehen neben besagten Proteinquellen zudem aus Gewürzen und Verdickungsmitteln.

Vorreiter und Vorteile
Der Markt für TK-Fleischalternativen hat sich in den vergangenen zwei Jahren laut des DTI mehr als verdoppelt. Dabei ist das Marktwachstum maßgeblich durch den Marktführer Iglo mit der Submarke Green Cuisine mit einem Marktanteil von über 60 Prozent vorangetrieben worden (Nielsen YTD, LEH, KW 22/2022). Zwar hat es seit 2017 schon einzelne TK-Produkte im Segment der Fleischalternativen gegeben, aber kein vollständiges Sortiment. Fahrt aufgenommen haben die Fleischalternativen im TK-Bereich erst mit der Einführung von Iglos Green Cuisine Anfang 2020 – ein Sortiment, das anfangs aus neun Produkten auf Erbsenbasis wie vegetarischen Burgern, Hackbällchen oder Chili sin Carne bestand.

Laut DTI landet die Iglo-Submarke Green Cuisine nach 2,5 Jahren im Markt gemäß einer aktuellen Statista-Sonderumfrage bei der Markenbekanntheit auf Platz zwei – knapp hinter der Rügenwalder Mühle, die als Vorreiter bereits sechs Jahre früher mit einem ersten gekühlten Angebot eingestiegen war.

Iglo betont, dass die pflanzenbasierten TK-Alternativen mit Frische, Portionierbarkeit, langer Haltbarkeit und einer kurzen Zutatenliste punkten würden und ohne Konservierungsstoffe auskämen. Das habe nicht nur Vorteile für die Konsumenten, sondern auch für den Handel. Insbesondere die längere Haltbarkeit und Portionierbarkeit von TK-Varianten würden deutlich die Abschriften im Handel reduzieren. Unterm Strich bedeute das auch weniger Lebensmittelverschwendung. Auch die im TK-Bereich meist verwendeten Kartonverpackungen seien vorteilhaft in puncto Nachhaltigkeit, weil sie recycelt werden könnten.

Die Aufgabe: Richtig platzieren
In vielen Tiefkühlabteilungen herrscht laut des DTI aktuell noch Unklarheit, wo und wie das vegane und vegetarische Angebot optimal platziert werden soll und welche Produkte dazu zählen. Die Kunden müssten in vielen Märkten noch nach den gewünschten Alternativen suchen, sodass es ratsam wäre, auch im TK-Bereich eigene Anlaufstellen dafür zu schaffen.

Dafür plädiert auch Iglo. Die Einzelplatzierung der Alternativprodukte unmittelbar neben den Originalprodukten sei als Blickfang zwar in der Einführungsphase noch sinnvoll gewesen, der Markt habe sich jedoch weiterentwickelt. Im Zuge dessen benötige das neue Segment eine eigene Anlaufstelle mit eigenem Regal im TK-Bereich.

Eine 2021 von Globus und vom DTI durchgeführte Shopper-Studie mit mehr als 50.000 Teilnehmern unterstreicht die Maßnahme: Demnach wünscht sich die Mehrheit der befragten Personen die Platzierung der veganen und vegetarischen Alternativen in einem eigenständigen Block.

Eine Ausnahme bilden dabei Pizza und Eiscreme, die in ihrem jeweiligen Segment platziert werden sollten. Durch eine übersichtliche, emotionale und ansprechende Blockbildung im Tiefkühlbereich würden die Produkte und die Kategorie „Vegetarisch/Vegan“ mehr Aufmerksamkeit erhalten. Von einer besseren Orientierung profitierten sowohl Verbraucher als auch Handel sowie Hersteller.
Auf Erbsenbasis: Iglo startete mit dem Green-Cuisine-Sortiment im Jahr 2020.

Wissen Checken

Wer aufmerksam gelesen hat, kann die folgenden Fragen beantworten.

{tab=Fragen}

  1. Woraus wird pflanzliches Eiweiß für Fleischersatzprodukte gewonnen? Drei Beispiele dazu bitte nennen.
  2. Wie stark ist das TK-Segment für vegetarische Fleischersatzprodukte von 2017 bis 2021 gewachsen?
  3. Welches Unternehmen prägte den TK-Veggie-Trend mit seiner Green Cuisine?

{tab=Antworten}

  1. In der Regel sind es Proteine aus Soja (Tofu), Erbsen oder Weizen (Seitan).
  2. Um 325 Prozent.
  3. Iglo.

Die Warenverkaufskunde erscheint regelmäßig als Sonderteil im Magazin Lebensmittel Praxis. Wir danken dem Deutschen Tiefkühlinstitut (DTI) und Iglo für den fachlichen Rat und das zur Verfügung gestellte Material.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Der Markt für tiefgekühlte Fleischalternativen hat sich in den letzten zwei Jahren mehr als verdoppelt. Nicht verwunderlich, schließlich bedienen die veganen und vegetarischen Produkte aktuelle Ernährungstrends und vereinen viele Vorteile.
Bild öffnen Voll im Trend: Pflanzliche Fleischalternativen sind auch in TK-Abteilungen immer häufiger vertreten.
Bild öffnen Der Markt wächst: Mittlerweile gibt es viele Hersteller, auch bei Fischalternativen.
Bild öffnen Unbedingt zu empfehlen: Die Veggie-Alternativen sollten ein eigenes Regal im TK-Bereich erhalten.

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