Faire Partner – Bauer/Händler/Hersteller Sieger gekürt

So funktioniert Vermarktung auf Augenhöhe: Die Magazine Lebensmittel Praxis und top agrar zeichnen erneut faire Handelspartnerschaften zwischen Landwirten und ihren Abnehmern aus.

Montag, 15. August 2022 - Rückblick
Jens Hertling
Artikelbild Sieger gekürt
Treffen zwischen Händlern und Landwirten sollen die Gesprächsbereitschaft zwischen beiden Seiten erhöhen. Ein gutes Beispiel war vor zwei Jahren das Treffen der Arbeitsgruppe „Bauern treffen Händler – Händler treffen Bauern“ bei Edeka Komp in Wesel.
Bildquelle: Carsten Hoppen

Die Lebensmittel Praxis, das Magazin der Ernährungsbranche, und top agrar, das auflagenstärkste Fachmagazin der Landwirtschaft, haben gemeinsam das neue Siegel-Projekt „Faire Partner – Bauer/Händler/Hersteller“ ins Leben gerufen und jetzt die Sieger gekürt. Im Rahmen unseres Wettbewerbs „Faire Partner“ haben wir nach Vermarktungskonzepten, Produkten und Kooperationen gesucht, die zeigen, wie Landwirte und ihre Abnehmer Hand in Hand und auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Wir möchten uns noch einmal für die rege Teilnahme der Bewerber bedanken. Und die waren zahlreich. Darunter waren sowohl Bewerbungen von Landwirten als auch von Kaufleuten, die Supermärkte betreiben. Auch die Zentralen von Handelsunternehmen und Discountern haben sich beworben.

Drei Kategorien

Bewerbungen konnten in folgenden Kategorien eingereicht werden:

  1. Fleisch und Fleischwaren
  2. Molkereiprodukte
  3. Alternative Konzepte

Eine Jury aus Vermarktungsexperten, Landwirten, Herstellern, Händlern und Wissenschaftlern hat die eingereichten Konzepte, Projekte und Produkte gesichtet, beurteilt und ausgezeichnet.

Kriterien

In die Bewertung flossen unterschiedliche Kriterien ein wie:

  1. Generelle Idee, Grundgedanke, Innovationsgrad
  2. Partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe
  3. Wirtschaftlicher Nutzen für alle an der Wertschöpfungskette Beteiligten
  4. Kommunikation untereinander, Sinnhaftigkeit vorhandener Regeln
  5. Vermarktungskonzept beziehungsweise Marktdurchdringung
  6. Gesellschaftlicher Nutzen (zum Beispiel Regionalität, nachhaltiges Wirtschaften)
  7.  Einschätzung/Prognose des Erfolgspotenzials

Laudatio

Für die Erstplatzierten der jeweiligen Kategorie spricht hier jeweils einer der Juroren:

Kategorie Fleisch und Fleischwaren

1. Platz: Qualitätsfleisch-Programm „Landbauern Schwein“ von der Rewe Südwest mit den Partnern: Metzgerei und Gastronomiegenossenschaft Stuttgart (MEGA Fleisch), Landwirtschaftliche Betriebe Hofgut Bronnacker, Hof Stodal und Hof Denneke (unter dem Dach der UEG, Unabhängige Erzeuger Gemeinschaft für Qualitätsferkel Hohenlohe-Franken) sowie die Wurstproduktion Adler, Bonndorf

Albert Hortmann-Scholten (LWK): „Mir hat beim ,Landbauern Schwein‘ vor allem die Absicherung in der Tiefpreisphase gefallen, die wir hinter uns haben. Hier wurde mit Preisuntergrenzen gearbeitet. Als Ökonom war das für mich ein ausschlaggebender Punkt. Die Ganztiernutzung (nose to tail) wurde ebenfalls gut gelöst. Wir wissen von den großen Schlachthöfen, dass sie nur 50 bis 60 Prozent der Mengen aus dem Schweinebereich in Deutschland platzieren können. Damit können wir langfristig keine nachhaltige Produktion hierzulande aufbauen.“

Die Platzierten:

a) Schwarzwald Bio-Weiderind: Edeka Südwest Fleisch mit den Partnern: Erzeugergemeinschaft Schwarzwald Bio-Weiderind, Naturparkwirte Südschwarzwald

b) Duke of Berkshire: Dirk Nennen (Handelshof Management, CM-Fleisch, Wurst, Frischgeflügel), Kees Scheepens (Berkshire Reinzucht in Holland), Johannes Erchinger (ganzjährige Outdoor-Sauenhaltung), Jens van Bebber (Mast im Offen-/ Außenklimastall), Niko Brand (Schlachthof Brand), Stefan Kasteel (Zerlege- und Produktionsbetrieb)

Mehr dazu in Lebensmittel Praxis, Ausgabe 15 (Green Edition)

Kategorie Molkereiprodukte

1. Platz: 1.800 Landwirte der Genossenschaft Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG, Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG, außerdem zusätzlich beim Projekt Zukunftsbauer: der Handelspartner Penny (siehe auch Seite 56)

Nicola Tanaskovic (Rewe Group): „Die Genossenschaft Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG (BGL) bemüht sich stark um die Region ,Alm‘. Sie setzt dabei auch auf das Gemeinschaftsprojekt mit Penny, den ,Zukunftsbauer‘. Hier besuchen die Landwirte Workshops zum Thema Klimaschutz, erhalten Energiechecks sowie Beratung und entwickeln anschließend Konzepte, mit denen sie ihre Betriebe klimaschonender machen können. Die Bauern werden bei ihrem Eigeninvest mit bis zu 10.000 Euro unterstützt. Ich habe während meines Urlaubs einen Zukunftsbauern am Chiemsee kennengelernt, der mir alles genau erklärt hat. Das Modell funktioniert auch in der Praxis.“

Die Platzierten:

a) Regionalkonzept: „Von hier. Schmeckt mir“, Rewe Kornelius ‧Golbik, weitere Partner: Bio Berghof, Schöllkrippen, Fischzucht Röll, Krombach, Jäger Spessart-Wild, Mömbris, Eiermobil „Bunte Vielfalt“, Westerngrund

b) Rewe Volker Treude, Milcherei Henk, Bad Berleburg

Kategorie Alternative Konzepte

1. Platz: Konzept der Produzentengemeinschaft Lehnertz Eifel Eier und weitere Partner: Hühnerhof Nafziger, Benedikt Hoffman-Peters, Bio-Hof Leick, Bio-Hof Probst, Bio-Hof Schöben, Hühnerhof Breuer, Hof Mertens, Hof Bach, Geflügelhof Josef Peters und Geflügelhof Lehnertz

Martin Wimmer (Kastanienhof): „Das Konzept der Produzentengemeinschaft Lehnertz Eifel Eier finde ich hervorragend. Das Interessante ist, dass es mit der Eifel in einer Region stattfindet, die etwas ins Hintertreffen geraten ist. Bauern, die das Land nicht verlassen wollen, bekommen hier eine Zukunftsperspektive. Mir gefällt hier gut, dass es von der Basis kommt und in die Vermarktung professionell überführt wird. Das ist etwas, das wir Landwirte auch lernen müssen. Wenn wir für uns mehr Wertschöpfung erzielen wollen, müssen wir die ursprüngliche Produktion auch etwas mehr verlassen. Der Ansatz für den Handel ist interessant, da die Region Identität schafft.“

Die Platzierten:

a)  Glasmeyer & Co. KG (Hamburg), Nessendorfer Mühle (Eier), Strampe (Kartoffeln/Süßkartoffeln), Obsthof Eckhoff (Äpfel) und Quast (Kirschen/Pflaumen)

b) Erzeugergemeinschaft für ökologische Braurohstoffe (EZÖB) mit 170 Landwirten sowie der Brauerei Neumarkter Lammsbräu Gebr. Ehrnsperger KG

Juroren

Regina Selhorst, Präsidentin Westfälisch-Lippischer Land-Frauenverband, Ascheberg
Stefan Leuer, Referent für Veredlung, LWK Nordrhein-Westfalen, Münster
Dr. Jens van Bebber, Landwirt, Hof Bodenkamp, Samern
Dr. Josef Efken, wissenschaft‧licher Mitarbeiter am Thünen-Institut, Braunschweig
Michaela Meyer, Nachhaltigkeitsbeauftragte der Edeka Südwest, Offenburg
Dr. Albert Hortmann-Scholten, Leiter Fachbereich Betriebswirtschaft, LWK Niedersachsen, OldenburgNicola Tanaskovic, Nachhaltigkeitsbeauftragte der Rewe Group, Köln
Martin Wimmer, Sauenhalter und Schweinemäster vom Kastanienhof in Essenbach in Niederbayern
Sebastian Aupperle, Kaufmann, Rewe Aupperle, Fellbach
Marcus Arden, Redakteur/Koordinator Fachbereich Tierhaltung, top agrar, Münster
Jens Hertling, Redakteur, Lebensmittel Praxis, Münster/Neuwied

Mehr dazu in der kommenden Lebensmittel Praxis, Ausgabe 14_2022

Bilder zum Artikel

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