Preisverleihung Beste Ausbilder geehrt

Eine fantastische Kulisse für ausgezeichnete Ausbilder: Schon zum 13. Mal hat die Lebensmittel Praxis in der vergangenen Woche die „Ausbilder des Jahres“ prämiert. Die Veranstaltung fand auf dem Drachenfels in der Nähe von Bonn statt – einem sagenumwobenen Ort mit weitem Blick übers Rheintal. Annette Schnopp, Referentin im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, lobte die anwesenden Einzelhändler. Sie betonte, wie wichtig ihr unermüdlicher Einsatz für die Branche und die Gesellschaft ist.

Dienstag, 20. September 2016 - Rückblick
LEBENSMITTEL PRAXIS
Artikelbild Beste Ausbilder geehrt
„Schau mal bitte, so geht‘s.“ Danny Fischer mit einer Lernenden in der Tegut-Filiale.
Bildquelle: Peter Eilers

Zu den bedeutenden Themen der Preisverleihung gehörte das Thema „Integration von Flüchtlingen“. Inga Ali, Mitinhaberin Edeka Cramer aus Burgdorf, berichtete auf der Bühne über ihr Engagement. Das Familienunternehmen hat bereits geschafft, zwei junge Flüchtlinge für eine Ausbildung im Unternehmen fit zu machen, weitere werden auf eine solche  vorbereitet. Für dieses vorbildliche Engagement hat die Jury Edeka Cramer mit einem Sonderpreis geehrt.

Und hier die Ausbilder des Jahres 2016 auf einen Blick:
In der Kategorie Super- und Verbrauchermärkte erhält Danny Fischer, Geschäftsführer der Tegut-Filiale in Kahla,  die begehrte Trophäe. Bei den SB-Warenhäusern freute sich Evgenia Gatsioudi vom Real-Markt in Göttingen über die Auszeichnung. Christoph Kolb, Edeka-Kaufmann aus Volkach, belegt den Spitzenplatz in der Kategorie „Selbstständiger Einzelhandel“. Das Team der Rewe-Mitte, unter Leitung von Dieter Göwel, steht bei den Handelszentralen ganz oben auf dem Treppchen.

Außerdem wurden drei Kreativ-Cups vergeben: Die Rewe West wurde für ihr Projekt „ Blendend Lernen mit Blended Learning“ belohnt. Bei der Tegut-Zentrale steht soziales Engagement für Flüchtlinge im Blickpunkt, das Projekt trägt den Titel „ein Engel sein“. Die Rewe Region Süd wurde für ihr Pilotprojekt mit „mobilen Ausbildungsberatern“ gewürdigt. Alles Wissenswerte zu den ‚Ausbildern des Jahres 2016  kann man in  der aktuellen Ausgabe der Lebensmittel Praxis 15/16 nachlesen. Die Berichterstattung über die Kreativ-Cups folgt in Kürze.

Der Wettbewerb wird freundlich unterstützt von den Partnern Mestemacher und Tomra Systems

Die Nominierten
  • Martin Jäger, Tegut Rotenburg
  • Thomas Stader, Neukauf Teningen
  • Petra Kannengießer, Globus Zell
  • Frank Meißler, Globus Roggentin
  • Jochen Widmann, Rewe Widmann
  • Udo Ertmer, Edeka Jens- Märkte
  • K&UBäckereien, Birgit Zee
  • Lidl-Zentrale, Christine Molzahn

Preisträger: Kategorie Handelszentralen

Schüler zu Fans machen
Die Rewe Mitte investiert viel Energie in Schulkooperationen und sucht beim „Karriere-Check“ geeignete Kandidaten aus.

Im Team Personalentwicklung der Rewe Markt GmbH mit Sitz in Rosbach, Zweigniederlassung Mitte, kümmern sich 25 Personen um mehr als 800 Azubis. Diese können ihre Ausbildung in unterschiedlichen Berufen machen, unter anderem Kaufmann/Kauffrau Fachrichtung Lebensmittel bzw. Feinkost, zudem Fleischer oder Kaufmann/-frau für Marketingkommunikation. Schon seit 2011 investieren die Personalentwickler viel Zeit in den „Karriere-Check“. Kurz gesagt, lädt man an einem Tag Schulklassen mitsamt Lehrern ein, um zu zeigen, wie Handel funktioniert. Viele Schüler kommen gut vorbereitet zu diesem Event, mit der Bewerbungsmappe in der Hand, um ihre Karriere zu starten. Die Rewe bietet einen Einstellungstest an, anschließend gibt es die Möglichkeit zu Vorstellungsgesprächen mit verantwortlichen Markt- und Bezirksleitern. Wer überzeugt, kann mit einem unterschriebenen Vertrag nach Hause gehen. 2016 hat der Karriere-Check zu 29 Ausbildungs- und 82 Praktika-Verträgen geführt – und das Image in der wichtigen Zielgruppe Schulabgänger positiv gestärkt.


Preisträger: Kategorie Super- und Verbrauchermärkte

Gemeinsam kreativ
Danny Fischer, Geschäftsführer der Tegut-Filiale in Kahla, bringt den Firmennachwuchs dazu, selbst kreativ zu werden.

Nachts im Supermarkt schlafen? Eine schräge Idee, die Danny Fischer mit seinen Azubis und seiner Ausbildungsbeauftragten Christiane Glässer ausprobiert und im Markt gecampt hat. Eine Erfahrung, die seine Lernenden mitgenommen haben: „Die Kühltruhen sprechen mit einem, auch die anderen Geräte wie etwa die Kassen sind recht laut.“

Das Projekt diente dazu, die Geheimnisse der Braukunst zu erforschen. Nach abendlicher Schließung des Tegut-Marktes in Kahla haben die Camper ein Schlückchen aus einem vorher in Betrieb genommenen Bierbrau-Set probiert und über Eigenschaften, Sorten und Zusammensetzung von Bier gesprochen. Danny Fischer weiß, dass seine Lernenden (so heißen die Azubis bei Tegut) in der Berufsschule oft mit Frontalunterricht konfrontiert werden. Er dreht den Spieß um und lässt seine Schützlinge selbst Vorträge halten, Produkte zubereiten und probieren, etwa zum Thema Bio. Alle zwei Wochen haben die beiden Auszubildenden einen festen Termin mit ihrem Chef, die sogenannte Lernzeit. Dann geht es ausschließlich um ihre Anliegen und Probleme, sie besprechen das Berichtsheft und planen eigene Aktionen im Markt.


Preisträger: Kategorie SB-Warenhäuser

Die Sternenfängerin
Evgenia Gatsioudi bringt mit großem persönlichen Einsatz Menschen auf Erfolgskurs, die sonst weniger Chancen hätten.

Aus Sternchen Stars machen – das ist das Anliegen von Evgenia Gatsioudi aus dem Real SB-Warenhaus Am Kaufpark in Göttingen. Als stellvertretende Geschäftsleiterin und Ausbildungspartnerin ist sie für sechs Azubis und vier Praktikanten zuständig. Evgenia Gatsioudi gibt auch Menschen eine Chance, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen und mehr Betreuung als der Durchschnitt benötigen. Mit viel Geduld und großem persönlichen Einsatz ist es ihr in den vergangenen Jahren oft gelungen, dass auch diese Sternchen anfangen zu glänzen. Sie weiß: „Das Selbstbewusstsein der Azubis entwickelt sich dann weiter, wenn man sie aktiv werden lässt.“ Die Azubis machen bei vielen Aktionen mit, zum Beispiel: „Fernsehen in Schulen“, einer Kooperation mit der RTL Medienschule. Schüler einer neunten Klasse haben dabei einen Film über die Ausbildung bei Real gedreht, und alle hatten dabei einen Riesenspaß. Die Jury war beeindruckt vom sozialen Engagement, mit dem Gatsioudi ihre Azubis infiziert hat. Egal, ob die Grundschule eine neue Küche braucht oder dem Kindergarten die Schließung droht – die Azubis lassen sich etwas einfallen, schmieren Brötchen, grillen Würstchen oder klappern im Markt mit der Spendenbüchse, um zu helfen.


Preisträger: Kategorie Selbstständiger Einzelhandel

Auf Augenhöhe
Die Sprache der Jugendlichen sprechen, sie gleichzeitig fordern und fördern– das Erfolgsrezept von Christoph Kolb.

Christoph Kolb, Inhaber eines Edeka-Marktes in Volkach, versteht es, seine zehn Azubis dort abzuholen, wo sie gerade stehen. Nicht nur räumlich – wenn er also in Jugendtreffs oder in der Disco für eine Ausbildung in seinem Unternehmen wirbt –, sondern auch im Umgang mit ihnen: Im Aufenthaltsraum gibt es freies WLAN, einen PC, den man in der Pause nutzen kann, einen Tisch-Kicker und einen Automaten für kostenlosen Kakao. Wenn es ums gemeinsame Feiern geht, mietet Kolb einen Club in Volkach, vergangenes Jahr wurde bis in den Morgen getanzt. Die Marktmitarbeiter organisieren regelmäßig einen Stammtisch. Den Azubis spendiert Kolb Bistrogutscheine, damit sie teilnehmen können, ohne ein Loch in ihre Haushaltskasse zu reißen. Wer einen Führerschein hat, darf mit dem hauseigenen Lieferfahrzeug fahren, wenn’s gebraucht wird. Bei der Ausbildung hilft eine angehende Psychologin, die den Azubis Methoden zeigt, wie sie erfolgreicher und ohne Frust lernen können. Christoph Kolb war er einer der ersten Edekaner, der sich eine Virtual-Reality-Brille zugelegt hat und diese beim Recruiting nutzt. Die Edeka-Zentrale hat für ihre neue Ausbildungskampagne spezielle, temporeiche Animations-Filme gedreht, die auf dieser Brille laufen.


Sonderpreis für vorbildliche Eingliederung von Flüchtlingen

So gelingt Integration
Edeka Cramer zeigt, wie es geht: Das Familienunternehmen schafft es, Flüchtlinge auszubilden. Mit Herzblut, großer Geduld und Offenheit.

Inga Ali ihr Vater Jürgen und Bruder Sebastian Cramer werden mit einem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet. Es geht um ein Thema, das den gesamten Handel vor große Schwierigkeiten stellt: die Integration von Flüchtlingen ins Arbeitsleben.

Das Familienunternehmen Cramer betreibt sechs Edeka-Center und zwei Supermärkte rund um Burgdorf mit insgesamt 750 Mitarbeitern. Mit einem sehr langen Atem gelingt es den Inhabern und einige Führungskräften in den Märkten, vor Ort Menschen mit Migrationshintergrund in den Arbeitsalltag einzugliedern. Die Erfolgsbilanz: Zwei Flüchtlinge sind bereits fit für eine Ausbildung, ein dritter arbeitet seit November 2015 im Backshop (siehe Titelthema LP 5/16). Derzeit sind zudem drei syrische Flüchtlinge angestellt. Inga Ali kann sich bei der Bürokratie auf das Mehrgenerationenhaus Burgdorf verlassen. Freiwillige Helfer dieser Einrichtung kümmern sich um die Behördengänge und Formulare. Ali: „Wir als gesamtes Unternehmen erfahren durch die Integrationsarbeit mehr Toleranz anderen gegenüber, Geduld im Umgang mit neuen Mitarbeitern und mehr Offenheit für das Thema Flüchtlingspolitik in Deutschland.“

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Rewe
Bild öffnen „Schau mal bitte, so geht‘s.“ Danny Fischer mit einer Lernenden in der Tegut-Filiale.
Bild öffnen Griechisches Temperament, gepaart mit unermüdlichem Einsatz: Evgenia Gatsioudi.
Bild öffnen Immer für einen Spaß zu haben: (v. l.) Katharina Pfuhl, Florjana Shabani, Christoph Kolb, Dzenisia Mavric, beim Neuwieder Sommercamp 2016.
Bild öffnen Inga Ali