Fleischalternativen Ein Riesenthema

Der Fleischkonzern Vion macht mit der Umsetzung seiner Strategie für Fleischalternativen ernst: Am Standort Leeuwarden in den Niederlanden werden Lebensmittel auf pflanzlicher Basis hergestellt.

Freitag, 22. Oktober 2021 - Management
Jens Hertling

Die Produktion von veganen oder vegetarischen Alternativprodukten für Fleisch wächst schnell. 2020 wurden in Deutschland 83,7 Millionen Kilogramm hergestellt, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Der deutsch-niederländische Fleischkonzern Vion ist ebenfalls im Veggie-Business unterwegs: Seit 2019 ist der Konzern mit einer pflanzlichen Produktlinie des gleichnamigen Start-up-Unternehmens „ME-AT – the Alternative“ vertreten. „Wir sind einer der europäischen Top-100-Lebensmittelhersteller. Wir haben deshalb Verantwortung, was das Thema Nachhaltigkeit und Umwelt betrifft. Deshalb haben wir in unser neues Werk in Leeuwarden investiert“, sagt Willem Cranenbroek, Manager von Vion. Er ergänzt: „Das Spannende im Veggie-Bereich ist vor allem der weite Entwicklungsrahmen, der sich für uns öffnet. Hier wird sich noch viel verändern, und das macht es so interessant für uns.“

Der Veggie-Bereich bietet laut Willem Cranenbroek deutliche Wachstumschancen. Die Abkürzung ME-AT erklärt der Manager wie folgt: „Der Konzern Vion ist für Fleischprodukte bekannt. Wir denken, dass die Flexitarier am besten beliefert werden können mit einem Produkt, das aussieht und schmeckt wie Fleisch. Da sich die Marke ‚Fleisch‘ nicht schützen lässt, haben wir sie ‚ME-AT – the Alternative‘ genannt.“ Der Sitz des Unternehmens liegt im niederländischen Leeuwarden. In einem ehemaligen Vion-Schlachthof begann im November 2019 der Total-Umbau der Vion-Rinderschlachtung auf vegane Produkte. Im März 2020 erfolgte die erste Produktion für den LEH. Im September 2020 wurde der Umbau komplett abgeschlossen. Jetzt gibt es eine Produktionsstätte von 5.270 Quadratmetern für zwei Linien für die Produktion von Fleischalternativen. „Der Betrieb ist eine der modernsten und fortschrittlichsten Produktionsstätten für Fleischalternativen weltweit. Und wir haben noch viel Platz, um weiter auszubauen und damit weiter zu wachsen.“ Der Fleischkonzern Vion ist in Leeuwarden mit fünf verschiedenen Produkten gestartet. „Im nächsten Schritt ist der Ausbau der Linie Bällchen, Nuggets und Fischalternativen geplant“, sagt der Vion-Manager. Im Werk werden 50 verschiedene Produkte hergestellt. „Wir produzieren beispielsweise vegane Burger, Hack, Wiener Schnitzel bis hin zur veganen Bratwurst“, sagt Cranenbroek. ME-AT liefert vor allem an den Einzelhandel in den Beneluxländern, Dänemark und nach Deutschland. „Wir verkaufen unsere Produkte bisher in 13 Ländern in Europa. Im Moment möchten wir auch außerhalb Europas neue Abnehmer finden“, so Cranenbroek. Die Rohstoffbasis für die Produkte sind Soja, Weizen und Erbsen. Im nächsten Schritt folgen Fava-Bohnen aus den Niederlanden und Deutschland. Das Thema Rohstoffe hat für Vion oberste Priorität. „Unsere Erzeuger haben gesehen, dass der Veggie-Markt sehr schnell wächst und dass es notwendig ist, darin zu investieren. Sie werden sich mit dem weiteren Ausbau unserer Produktion weiterentwickeln, damit wir in Zukunft noch bessere Produkte liefern können und vor allem damit der Unterschied zwischen Fleisch und Ersatzprodukten geringer wird.“

Willem Cranenbroek rechnet mit einem schnellen Wachstum der Sparte. „Der Lebensmittelkonzern Vion ist mit einem Umsatz von 5 Milliarden Euro ein großer internationaler Player. Wenn wir 1 Prozent des Gesamtumsatzes erreichen, ist das schon ein riesiger Erfolg. Wir wollen schnell wachsen – in zehn Jahren wollen wir einen zweistelligen Wert erreichen.“ Die Verantwortlichen im Werk arbeiten ständig an den Rezepturen der Produkte. „Pflanzenbasiert ist ein Riesenthema, aber das alles Entscheidende ist der Geschmack“, sagt Cranenbroek, der inzwischen seine Ernährung umgestellt hat. „Die Produkte müssen schmecken. Wenn ich so ein Projekt aufbaue, muss ich das auch so leben.“

„ME-AT – the Alternative“ startet erfolgreich

Das konzerneigene pflanzliche Start-up ME-AT hat in seinem ersten Geschäftsjahr einen guten Start gehabt, berichtet Vion-CEO Ronald Lotgerink. Danach hat das Unternehmen im Jahr 2020 rund 15 Millionen Euro in Produktionslinien für pflanzliche Artikel investiert. Zusammen mit den Umbaumaßnahmen des Werks in Leeuwarden seien bisher insgesamt 40 Millionen Euro in die Produktion fleischfreier Alternativen geflossen. Die Kapazität betrage dort 20.000 Tonnen pro Jahr.