Schweiz Schweizer Schlüsselqualifikationen - Schweizer Neutralität

In vielem ist die Schweiz weiter als Deutschland. Clever wird Tradition mit Trends, Geschäft mit Gesellschaft, Image mit Immunität verknüpft.

Donnerstag, 06. September 2012 - Länderreports
Tobias Dünnebacke und Christina Steinheuer
Artikelbild Schweizer Schlüsselqualifikationen - Schweizer Neutralität
Edeka Südwest und Rewe bauen über Eigenmarken ihr Schweiz-Sortiment aus. (Bildquelle: Edeka, Rewe)
Bildquelle: iStockphoto, Edeka, Rewe

8 Mio. Einwohner zählt die Schweiz nun. Zu den eigenen Sprachen und Wurzeln (Deutsch, Italienisch, Französisch und Rätoromanisch) kam in den vergangenen Jahren ein buntes Gemisch aus diversen Kulturen. Die Schweiz ist ein Einwanderungsland, benötigte und benötigt noch immer Arbeitskräfte, der Ausländeranteil ist in vielen Kommunen hoch, im Durchschnitt liegt er bei 23 Prozent. Während in Deutschland Zuwanderung oft in die Sozialsysteme stattfindet, ist das Sozialsystem Schweiz eines, von dem fast immer beide Seiten profitieren. Das erläuterte in ihrer Rede anlässlich des Nationalfeiertags am 1. August Eveline Widmer-Schlumpf, Bundespräsidentin der Schweizerischen Eidgenossenschaft. „Unsere Wirtschaft ist angewiesen auf Arbeitskräfte aus dem Ausland. Dies ist ein wesentlicher Grund für die Zuwanderung in den letzten Jahren.“ Für Politik, Gesellschaft und Geschäftsleben gilt: Etwas ist dann gut, wenn alle Beteiligten profitieren. Ist das nicht der Fall, ist die berühmte Schweizer Neutralität am Zug: Deshalb ist man (noch) nicht EU-Mitglied, setzt auf Franken statt auf Euro und hält sich zurück.

Überhaupt sind die Schweizer auf ihre Heimat fokussiert, sie lieben ihre Berge, Landschaft, Natur und ihre eigenen Lebensmittel. Käse, Schokolade, die Cervelat, Rivella und Ricola sind nicht nur Exportschlager, sondern auch im eigenen Land beliebt.

Weil die Schweizer auch ihre Natur achten, erfolgt die Produktion vieler Lebensmittel wesentlich nachhaltiger als bei uns. Auch Bio hatte es in der Schweiz einfacher. Regionalität wird eng definiert, bei Manor z. B. gibt es das Lokalkonzept, bei dem Artikel nur aus einem ca. 30-km-Radius rund um jede einzelne Filiale stammen dürfen. Mehrere Umwelt- und Tierschutzlabel existieren schon lange, manche seit über 20 Jahren. 60 Prozent der Schweizer Betriebe sind im Qualitätsmanagement Schweizer Fleisch integriert, das eine umwelt- und tierschutzkonforme Haltung garantiert, die anderen 40 Prozent arbeiten nach noch strengeren Vorschriften anderer Label-Programme.

2007 startete Coop mit 23 Artikeln die Produktlinie „Pro Montagna“. Heute werden so 120 Bergprodukte (Milch- und Fleischprodukte, Gebäck, Brot, Mehl, Teigwaren, Tee, Gewürze, Honig, Wein, Bier, Weihnachtsbäume, handgemachte Spielwaren und Küchenhelfer aus Holz) sowie 80 Alpkäse vermarktet. Rohstoff und Verarbeitung müssen in den Bergen stattfinden, dafür zahlt der Konsument z. B. bei 1 l Bergmilch fünf Rappen mehr. Wie viel genau, steht auf jedem einzelnen Produkt. Coop stellt diesen Aufschlag komplett für Projekte in den Bergen zur Verfügung. Seit 2007 kamen so mehr als 3,2 Mio. CHF zusammen. Tradition wird gepflegt, aber auch für Innovationen genutzt.

1922 entwickelte der Landarzt und Apotheker Dr. Emil Aufdermaur aus Schweizer Kräutern Husten- und Bronchialpastillen, später folgte ein Bonbon aus einer 20-Kräuter-Mischung. Noch heute ist diese Mischung die Basis aller Vitalp-Kräuterprodukte. Nach jahrelanger Forschung hat Hersteller Domaco eine Instanttisierungs-Technologie entwickelt. Vorgestellt wurde der neueste Instant-Tee bei der diesjährigen ISM. Mit der neuen Technologie wurden die ersten Kindertees Fenchel und Kamille, gegen Verdauungsprobleme und Blähungen, für Milupa in Deutschland lanciert.

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Bild öffnen Länder-Report: Die Schweiz verknu?pft clever Tradition mit Trends. Die Unternehmen haben damit großen Erfolg hierzulande. (Bildquelle: iStockphoto)
Bild öffnen Edeka Südwest und Rewe bauen über Eigenmarken ihr Schweiz-Sortiment aus. (Bildquelle: Edeka, Rewe)