Mit recyceltem Baumaterial wird vor allem graue Energie, also jene Energie, die für die Produktion von Materialien benötigt wird, reduziert und damit CO2 eingespart. „Tuttlingen ist ein ganz besonderer Standort für uns. Hier können wir prüfen und lernen, wie sich Bauweise und Materialien in der Praxis bewähren“, so Pfizenmayer. Er verweist auf die Abdichtungsplane, die für das Dach zum Einsatz gekommen ist. Sie besteht zu 60 Prozent aus recycelten Plastikfolien, die als Verpackungsmaterial in der Logistik verwendet werden, und hält länger als herkömmliche Planen. Die Pflastersteine, die auf dem Parkplatz verlegt worden sind, bestehen zu 40 Prozent aus mineralischen Abfallstoffen. Im Lager kommen Rammschutzelemente zum Einsatz, die komplett aus recyceltem Kunststoff bestehen.
Michael Hiese, Geschäftsleiter Immobilien International, ergänzt: „Unser Ziel für jeden Neubau ist es, möglichst viele der eingesetzten Materialien wiederzuverwerten.“ Cradle-to-Cradle heißt das Prinzip. Dabei sollen verbaute Ressourcen irgendwann wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden. „Wir beziehen international renommierte Standards für nachhaltiges Bauen ein – wie beispielsweise EDGE, BREEAM oder DGNB. Tuttlingen ist eine von circa 1.000 Eigentumsfilialen, die wir bis Anfang 2025 nach EDGE zertifizieren lassen. Die Pionierarbeit, die wir jetzt leisten, ist dafür fundamental“, betont Hiese.
Denn Kaufland will die CO2-Emissionen bei zukünftigen Filial-Neubauten und Modernisierungsmaßnahmen europaweit noch deutlicher reduzieren. Dafür testet das Handelsunternehmen an Pilotstandorten wie Tuttlingen verschiedenste Alternativen zu Beton, Stahl und Co. In der slowakischen Hauptstadt Bratislava hat Ende 2023 beispielsweise die erste Kaufland-Filiale in der Holzbauweise eröffnet. Diese besteht zu drei Vierteln aus Holz, wodurch allein 335 Kubikmeter Beton weniger für den Bau benötigt wurden. Insgesamt spart die Immobilie im Vergleich zur herkömmlichen Betonbauweise 514 Tonnen CO2 ein.