Länderreport Schweiz Der Reiz der Schweiz: beständig anders

Für Raclette, Fondue und Rösti erwärmen sich viele Deutsche, und mit Müesli starten sie in den Tag. Swissness sorgt für Umsatz, das Schweizer Kreuz ist ein Qualitätsversprechen.

Freitag, 02. Februar 2024 - Länderreports
Christina Steinhausen und Dr. Friederike Stahmann
Artikelbild Der Reiz der Schweiz: beständig anders
Bildquelle: Adobe Stock

Mitten in Europa, aber nicht in der EU. Die Schweiz, das Land ohne Hauptstadt, nur mit Bundessitz – und der heißt nicht Zürich oder Genf, sondern Bern, diesem Land ist die Neutralität ins Stammbuch geschrieben, so sehr, dass Panzerlieferungen an die Ukraine zum Lehrstück für Diplomatie- und Wirtschaftsgeschichte werden, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Ausgeglichen halt bis zum Anschlag.

Die Zahl unterm Strich zählt
Ruhig und meist mit nur wenigen Worten sagen Schweizer Manager ganz gelassen, wohin die Reise geht, manchmal auch nur minimalistisch, was ist. Bedeutender ist dabei, was sie nicht sagen, und entscheidend sind ihre Fragen. Kurz und präzise, wie „Wozu?“ Die Zahl unter dem Strich zählt, Zugaben sind Sache von Künstlern.
Die Lebenshaltungskosten in der Schweiz sind gut 50 Prozent höher als in Deutschland. Touristen reisen regelmäßig mit Koffern voller Nahrungsmittel an, während die Schweizer am Wochenende gerne mal über die Grenze nach Deutschland fahren, um günstig Fleisch, Fisch und Co. zu kaufen. Auch wenn von Kaufland über Edeka bis Rewe in Schweizer Grenznähe jeder seine maximale Preisstufe aufruft, in der Schweiz ist es immer noch wesentlich teurer.

Umzingelt von Freunden, schätzen die Schweizer seit jeher ihre eigenen Produkte, lehnen Abhängigkeiten ab, fördern Freihandelsabkommen und haben für ein so kleines Land eine beachtenswerte Sammlung von Weltmarken vorzuweisen (etwa Swatch, IWC, Rolex). Und das ist schon so lange so, dass es in den deutschen Sprachgebrauch Einzug gehalten hat: Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk, heißt es bei uns.

1,3

Mrd. Schweizer Franken waren die Nahrungs- und Genussmittelexporte der Schweiz nach Deutschland 2022 wert.

70-80

Prozent des weltweiten Handels mit Rohkaffee finden in der Schweiz statt, über 
130 Millionen Sack jährlich.

Quelle: Statistisches ­Bundesamt

Wer hat’s erfunden?
Die Schweiz hat nie eigene Kolonien besessen, dennoch finden bei den Eidgenossen 70 bis 80 Prozent des weltweiten Handels mit Rohkaffee statt, über 130 Millionen Sack jährlich werden über die Schweiz abgewickelt. Insgesamt exportierte die Schweiz 2022, so das Statistische Bundesamt, 13,3 Prozent ihrer Waren nach Deutschland, neben der Chemie- und Pharmabranche sind auch Lebensmittel gut vertreten. Kein Wunder, denn auch Schweizer Schokolade und Schweizer Käse sind bei uns Topseller mit Tradition. Und das Qualitätsbewusstsein der Deutschen, die sich besondere Genussmomente gönnen, steigt seit Jahren, trotz oder vielleicht auch wegen Corona, Krieg und Krisenmodus.

Gerade, aber längst nicht mehr nur in Grenznähe, sind Rivella, Schümli und sogar Schabziger (Kenner wissen, was das bedeutet und kaufen auch gerne einen Appenzeller Kräuterlikör dazu) gefragt. Es geht was und trotz des Franken-Kurses mehr als gedacht, bestätigt ein selbstständiger Kaufmann, der mehrere Märkte in Schweizer Grenznähe betreibt, aber nicht genannt werden will. Im Land von Vignette und Victorinox, von Röstigraben und Rütlischwur zählt, was unter dem Strich steht. Das Schweizer Kreuz ist ein Qualitätsversprechen, besonders in Deutschland. Wer hat’s erfunden? Genau …