Marktrundgang Rewe Heinrich in Montabaur

Kaufmann Eugen Heinrich hat kürzlich mit gerade einmal 31 Jahren seinen dritten Markt eröffnet. Er gibt weiter Vollgas.

Freitag, 15. September 2023, 09:15 Uhr
Heidrun Mittler
Artikelbild Rewe Heinrich in Montabaur
Das wichtigste Gut: die Mitarbeiter an den Bedienungstheke, hier die Mannschaft von der Fleischtheke. Die Fachkräfte sind überwiegend in Vollzeit beschäftigt. 
Bildquelle: Rewe Heinrich/Michael Breuer

Nach dem Abitur wollte Eugen Heinrich Informatik studieren. Doch sein Nebenjob im Handel hat Lust auf eine Ausbildung bei der Rewe gemacht. „Wenn ich in den Handel gehe, dann will ich schnell selbstständig sein“, so seine Überlegung. Nach der zweieinhalbjährigen Ausbildung wurde er gleich Marktassistent, hat Erfahrungen in zwei Märkten gesammelt. Mit 26 Jahren hat Heinrich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt: mit einem neu erbauten Markt in Mayen, in der Vordereifel. Doch damit nicht genug. Als er diesen Markt am Laufen hatte, meldete er bei der Rewe Interesse an einer Expansion an. Dann ging alles Schlag auf Schlag: Im November 2022 übernahm er die bisherige Rewe-Filiale im Zentrum von Montabaur, Westerwald. Im Mai 2023 konnte er die Nummer drei eröffnen, einen Neubau am Stadtrand von Montabaur. Gerade eine Woche zuvor war er zum ersten Mal Vater geworden.

Schlaues Konzept - Pflanzen kühlen

Das Gebäude entspricht allen Anforderungen an ein „Green Building“ und kann noch mehr: So verbessert das begrünte Dach das Mikroklima: Im Sommer heizt sich der darunterliegende Markt weniger stark auf. Die Pflanzen speichern Wasser, so wird der Abfluss auch bei Starkregen nicht überlastet. Gleichzeitig sorgen die Oberlichter für Helligkeit im Markt. Ebenso die Fenster, die mit Jalousien abgedunkelt werden können. Sensoren erfassen die Einstrahlung und lassen den Sonnenschutz herab. Zudem bindet der Dachgarten, oder genauer gesagt die Pflanzen, die darauf wachsen (überwiegend Sukkulenten), Kohlendioxid.

Man muss ihn wohl nicht fragen, wie es mit seiner Work-Life-Balance zurzeit aussieht? „Nein“, lacht er, gerade arbeite er 80 bis 100 Stunden pro Woche. Den neuen Markt nach „Green-Building-Standards“ bezeichnet er stolz als „Vorzeigeprojekt“ der Rewe West.

Heiße Theke modern gestaltet
Hier wird ein noch junges Gastronomiekonzept umgesetzt. Im Eingangsbereich steht eine heiße Theke „Deli am Markt“, mit einem Kontakt-Grill für (selbst produzierte) Burgerpatties, Drehspießen für Hähnchen, im Hintergrund eine voll ausgestattete Küche. Eine Theke mit Schnippel-Salaten steht gleich davor. Die Kunden können ihr Essen gleich im Markt verzehren, an Sitzgelegenheiten zwischen dem Deli und der untervermieteten Bäckerei („Mühlenbäcker“). Oder aber sie nehmen die Tagesgerichte und Snacks außer Haus, bezahlt wird an der separaten Deli-Kasse.

Eine wachsende Kundengruppe sind die Mitarbeiter des Factory-Outlet-Centers (rund 70 Shops, fußläufig erreichbar) und der großen Betriebe, die sich in Montabaur angesiedelt haben. „Mittags ab 11:00 Uhr läuft das Deli“, berichtet Heinrich.

Der Markt mit seinen schönen, zum Boden hin verkleideten Bedienungstheken Fleisch, Wurst, Käse und Fisch brummt erst ab dem späten Nachmittag. Direkt vor dem Eingang sind vier Parkplätze für den Abholservice reserviert. Viele Pendler, die in Köln oder Frankfurt arbeiten, stellen ihr Auto am ICE-Bahnhof ab. Sie bestellen den Einkauf online und holen ihn tags darauf im Rewe ab. Das Marktteam packt morgens ab 6:00 Uhr die Körbe, die ab 10:00 Uhr bereitstehen. Auch viele junge Familien nutzen den Service.

Auch in puncto Sortiment hat Heinrich die Nase vorn. Er startet im Herbst mit einem Unverpackt-Konzept für Eigenmarken, in dem die Warenspender komplett austauschbar sind.

Rewe Eugen Heinrich, Allmannshausen 8-12, 56410 Montabaur

Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 7:00 Uhr bis 22:00 Uhr, Bedienungstheken 7:00 Uhr bis 20:00 Uhr

2.100

qm Verkaufsfläche

65

Mitarbeiter

15

Mio. Euro Brutto Umsatzziel nach 3 Jahren

22.000

Artikel im Sortiment

3 Fragen an

Eugen Heinrich, Inhaber dreier Rewe-Märkte. Alle Führungskräfte im neuesten Markt sind jünger als 40 Jahre.

Haben Sie eine besondere Methode, Führungskräfte-Nachwuchs zu gewinnen?
Heinrich: Die Arbeit ist für junge Führungskräfte spannend, weil ich mit 31 Jahren selbst jung bin. Da ich direkt nach der Ausbildung eine Führungsposition ausgeübt habe, kann ich besonders als Vorbild auftreten, mich in die Mitarbeiter hineinversetzen und meine Führungskräfte motivieren.

Erfahrene Händler können einen Wissensschatz vermitteln ...
... das stimmt. Und nicht alle jungen Führungskräfte haben das Ziel, irgendwann selbstständig einen Markt zu betreiben. Aber diejenigen, die daran interessiert sind, können den Prozess der Entstehung, Etablierung und des (hoffentlich) künftigen Erfolgs hautnah miterleben und mitgestalten. Sie sammeln wertvolle Erfahrungen für eine eigene künftige Selbstständigkeit.

Wie wichtig ist für Sie die Digitalisierung?
Wer heute keinen Auftritt auf Social Media hat, geht unter. Das Recruiting erfolgt über die App. Auch der digitale Handzettel ist ein richtiger Schritt. Allerdings müssen wir seine Chancen in Sachen Marketing noch besser nutzen. Bei uns bestellen viele Kunden online und nutzen den Abholservice – allein im Mayener Markt haben wir wöchentlich mehr als 220 Bestellungen.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Das wichtigste Gut: die Mitarbeiter an den Bedienungstheke, hier die Mannschaft von der Fleischtheke. Die Fachkräfte sind überwiegend in Vollzeit beschäftigt. 
Bild öffnen Freundlicher Eingangsbereich: gebundene Sträuße oder ein Bund Tulpen? Rewe Heinrich präsentiert beides am Eingang des Marktes. 
Bild öffnen Untermieter: der Mühlenbäcker mit Brot und Backwaren. Eine große Filiale dieses Anbieters mit eigenem Café befindet sich in 100 Metern Entfernung. Zielgruppe sind unter anderem die Kunden des Factory-Outlet-Centers, das man zu Fuß erreichen kann. 
Bild öffnen Bezahlen: An vier traditionellen und fünf SCO-Kassen kann der Kunde seinen Einkauf abschließen. Der Anteil des Selfscannings macht bereits mehr als 25 Prozent vom Umsatz aus. 
Bild öffnen Nachbarschaftshilfe: Wenn es an der heißen Theke brummt, helfen die Kollegen von der Fleischtheke aus.  
Bild öffnen Appetitlich: Hier ein Blick auf die kalten Snacks. 
Bild öffnen Überblick: Die Oberlichter lassen viel Licht in den Markt.
Bild öffnen Heimatverbunden: Heinrich präsentiert die regionale Ware im Block.  
Bild öffnen Großzügig: die Obst und Gemüseabteilung. Tageslicht und Beleuchtung setzen die Ware gut in Szene. 
Bild öffnen Beweglich: Die Module lassen sich mithilfe der unten angebrachten Rollen bewegen. 
Bild öffnen Blickfang: Die Tür zum Lager schmückt ein Bild des Schlosses in Montabaur.
Bild öffnen Gut gekühlt: Getränke, ideal temperiert, zum sofortigen Verzehr, für die Reise im Zug, für die Afterworkfeier auf der Arbeit usw.  Daneben ist ein begehbarer Raum, für weitere gekühlte Getränke, wie Mineralwasser- oder Bierkisten.
Bild öffnen Orientierung: Weine, die zehn Euro oder mehr kosten, präsentiert Heinrich in einem extra Block, entweder in Weinkisten oder darüber stehend auf dem Regal.  
Bild öffnen Untermieter: Eat Happy produziert vor Ort Sushi und asiatische Snacks.  
Bild öffnen Vorbildlich bestückt: die Aufbackstation. Donuts und Muffins (links im Bild) runden das Angebot ab. 

Anzeige

girocard

Gewusst wie: Bei Kartenzahlungen sparen

„Mit Karte, bitte!“  Mit dem Trend zur Kartenzahlung steigen die Transaktionskosten. Wie kann der Handel sparen? Eine Studie klärt auf.

Mehr erfahren