Nach dem Abitur wollte Eugen Heinrich Informatik studieren. Doch sein Nebenjob im Handel hat Lust auf eine Ausbildung bei der Rewe gemacht. „Wenn ich in den Handel gehe, dann will ich schnell selbstständig sein“, so seine Überlegung. Nach der zweieinhalbjährigen Ausbildung wurde er gleich Marktassistent, hat Erfahrungen in zwei Märkten gesammelt. Mit 26 Jahren hat Heinrich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt: mit einem neu erbauten Markt in Mayen, in der Vordereifel. Doch damit nicht genug. Als er diesen Markt am Laufen hatte, meldete er bei der Rewe Interesse an einer Expansion an. Dann ging alles Schlag auf Schlag: Im November 2022 übernahm er die bisherige Rewe-Filiale im Zentrum von Montabaur, Westerwald. Im Mai 2023 konnte er die Nummer drei eröffnen, einen Neubau am Stadtrand von Montabaur. Gerade eine Woche zuvor war er zum ersten Mal Vater geworden.
Schlaues Konzept - Pflanzen kühlen
Das Gebäude entspricht allen Anforderungen an ein „Green Building“ und kann noch mehr: So verbessert das begrünte Dach das Mikroklima: Im Sommer heizt sich der darunterliegende Markt weniger stark auf. Die Pflanzen speichern Wasser, so wird der Abfluss auch bei Starkregen nicht überlastet. Gleichzeitig sorgen die Oberlichter für Helligkeit im Markt. Ebenso die Fenster, die mit Jalousien abgedunkelt werden können. Sensoren erfassen die Einstrahlung und lassen den Sonnenschutz herab. Zudem bindet der Dachgarten, oder genauer gesagt die Pflanzen, die darauf wachsen (überwiegend Sukkulenten), Kohlendioxid.
Man muss ihn wohl nicht fragen, wie es mit seiner Work-Life-Balance zurzeit aussieht? „Nein“, lacht er, gerade arbeite er 80 bis 100 Stunden pro Woche. Den neuen Markt nach „Green-Building-Standards“ bezeichnet er stolz als „Vorzeigeprojekt“ der Rewe West.
Heiße Theke modern gestaltet
Hier wird ein noch junges Gastronomiekonzept umgesetzt. Im Eingangsbereich steht eine heiße Theke „Deli am Markt“, mit einem Kontakt-Grill für (selbst produzierte) Burgerpatties, Drehspießen für Hähnchen, im Hintergrund eine voll ausgestattete Küche. Eine Theke mit Schnippel-Salaten steht gleich davor. Die Kunden können ihr Essen gleich im Markt verzehren, an Sitzgelegenheiten zwischen dem Deli und der untervermieteten Bäckerei („Mühlenbäcker“). Oder aber sie nehmen die Tagesgerichte und Snacks außer Haus, bezahlt wird an der separaten Deli-Kasse.
Eine wachsende Kundengruppe sind die Mitarbeiter des Factory-Outlet-Centers (rund 70 Shops, fußläufig erreichbar) und der großen Betriebe, die sich in Montabaur angesiedelt haben. „Mittags ab 11:00 Uhr läuft das Deli“, berichtet Heinrich.
Der Markt mit seinen schönen, zum Boden hin verkleideten Bedienungstheken Fleisch, Wurst, Käse und Fisch brummt erst ab dem späten Nachmittag. Direkt vor dem Eingang sind vier Parkplätze für den Abholservice reserviert. Viele Pendler, die in Köln oder Frankfurt arbeiten, stellen ihr Auto am ICE-Bahnhof ab. Sie bestellen den Einkauf online und holen ihn tags darauf im Rewe ab. Das Marktteam packt morgens ab 6:00 Uhr die Körbe, die ab 10:00 Uhr bereitstehen. Auch viele junge Familien nutzen den Service.
Auch in puncto Sortiment hat Heinrich die Nase vorn. Er startet im Herbst mit einem Unverpackt-Konzept für Eigenmarken, in dem die Warenspender komplett austauschbar sind.
Rewe Eugen Heinrich, Allmannshausen 8-12, 56410 Montabaur
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 7:00 Uhr bis 22:00 Uhr, Bedienungstheken 7:00 Uhr bis 20:00 Uhr
qm Verkaufsfläche
Mitarbeiter
Mio. Euro Brutto Umsatzziel nach 3 Jahren
Artikel im Sortiment
3 Fragen an
Eugen Heinrich, Inhaber dreier Rewe-Märkte. Alle Führungskräfte im neuesten Markt sind jünger als 40 Jahre.
Haben Sie eine besondere Methode, Führungskräfte-Nachwuchs zu gewinnen?
Heinrich: Die Arbeit ist für junge Führungskräfte spannend, weil ich mit 31 Jahren selbst jung bin. Da ich direkt nach der Ausbildung eine Führungsposition ausgeübt habe, kann ich besonders als Vorbild auftreten, mich in die Mitarbeiter hineinversetzen und meine Führungskräfte motivieren.
Erfahrene Händler können einen Wissensschatz vermitteln ...
... das stimmt. Und nicht alle jungen Führungskräfte haben das Ziel, irgendwann selbstständig einen Markt zu betreiben. Aber diejenigen, die daran interessiert sind, können den Prozess der Entstehung, Etablierung und des (hoffentlich) künftigen Erfolgs hautnah miterleben und mitgestalten. Sie sammeln wertvolle Erfahrungen für eine eigene künftige Selbstständigkeit.
Wie wichtig ist für Sie die Digitalisierung?
Wer heute keinen Auftritt auf Social Media hat, geht unter. Das Recruiting erfolgt über die App. Auch der digitale Handzettel ist ein richtiger Schritt. Allerdings müssen wir seine Chancen in Sachen Marketing noch besser nutzen. Bei uns bestellen viele Kunden online und nutzen den Abholservice – allein im Mayener Markt haben wir wöchentlich mehr als 220 Bestellungen.