Edeka Baur Konstanz Der Auftrag heißt „Frische“

An einem der privilegiertesten und lebenswertesten Flecken der Republik betreibt Jürgen Norbert Baur seine Edeka-Märkte. Sein Flaggschiff ist das E-Center in Konstanz. Hier verwirklicht er seit sieben Jahren seine Idee von Einzelhandel.

Donnerstag, 09. August 2018 - Ladenreportagen
Reiner Mihr
Artikelbild Der Auftrag heißt „Frische“
Bildquelle: Marc Diez-Prida

„Wir öffnen um 8 Uhr“ , sagt Jürgen Norbert Baur, „denn ich möchte, dass der Markt einen guten Eindruck macht. Dafür fangen wir auch schon um 5 Uhr an.“ Ein wenig blitzt da die Detailliebe von Baur schon auf: „Wir wollen nicht um 7 Uhr öffnen und noch umräumen“. Das störe den Kunden. Außerdem sei es fürs Personal viel angenehmer und spare auch Kosten.

Schnell gelesen
  • E-Center Baur, Reichenaustrasse 36, 78467 Konstanz
  • Das E-Center wurde 2011 eröffnet.
  • Sortiments- und Frischekompetenz, werden als Erfolgsfaktoren gesehen.
  • Hochwertige Convenience soll vor allem die jüngere Generation ansprechen.
  • Der Drogeriemarkt ist bewusst eine Ergänzung zu dm.
  • Die Bedienung ist das zentrale Differenzierungsmerkmal.
  • Der Qualifizierung der Mitarbeiter fällt eine entscheidende Rolle zu.
  • Hoher standortbedingter Nonfoodanteil mit Fachgeschäftscharakter.
  • Käse in Bedienung und SB deutlich getrennt: Umsatzwachstum.

In der Tat ist das 2011 eröffnete E-Center ein Schmuckstück am Bodensee und Einkaufs-Knotenpunkt nicht nur für die Bewohner des modernen Konstanzer Stadtteils Petershausen, sondern weit darüber hinaus. Und natürlich auch bis in die Schweiz. 20 bis 25 Prozent der Kunden sind Schweizer, das habe sich so eingependelt, seit den Änderungen am Frankenkurs sei der Hype hier ohnehin vorbei.

Was macht das Center fit für die Zukunft? Für Baur sind das eine ganze Reihe von Punkten:

  • Sortiments- und Frischekompetenz, die immer weiter ausgebaut wird. Vor allem Frische sieht Baur als Differenzierungsmerkmal, das Wettbewerber auf Abstand halten kann.
  • Hochwertige Convenience. Gerade die jüngere Generation wolle zwar weniger kochen, aber dennoch gut essen.
  • Edles Fleisch aus der Fleischmanufaktur des Edeka Fleischwerks.
  • Der Drogeriemarkt. Hier sieht Baur große Chancen („Wir sind die ideale Ergänzung zu dm, der vor allem Schnelldreher anbietet, während wir Marken vertreten“).
  • und generell: Ideenreichtum.

Für den Edekaner ist bei allem wichtig: „Ich will ein Geschäft ohne jede Schwellenangst“.

Es fällt auf, das Baur sehr auf Differenzierung setzt. „Wir stellen nicht alles auf den Zahlen-Friedhof. Wir müssen uns auch übers Sortiment unterscheiden. Dabei spielt natürlich der Kontakt zum Kunden eine Rolle. „Bedienung ist das zentrale Unterscheidungs-Merkmal“. Für Bedienungstheken braucht er qualifizierte Mitarbeiter. Baur hat sie, engagiert sich aber auch dafür. Viele „Eigengewächse“ arbeiten im Markt, Baur bildet intensiv aus (derzeit über 30 Auszubildende). Es wird intensiv geschult. Das reicht von „learning by doing“ unter Anleitung älterer Kollegen über Inhouse- und Outhouse-Seminare sowie Fortbildungsmaßnahmen zum Frische-Spezialisten, Seafood-Spezialisten oder Sommelier. Dafür investiert Baur gerne.

Das über zwei Eingänge zugängliche Center selbst befindet sich in einer eigenen Immobilie (die auf dem Dach des Komplexes angesiedelten Wohnungen und Häuser sind davon nicht berührt), mit großem Parkhaus und Untermietern aus den Bereichen Apotheke, Telekommunikation, Frisör und Drogerie. Der Nonfood-Anteil ist dem Bedarf des Stadtteils entsprechend recht hoch. Die Edeka-Eigenmarke ist hier sehr breit vertreten. „Wir haben Fachgeschäfts-Charakter“, sagt Baur. Baur führt natürlich auch in anderen Sortimenten die Edeka-Eigenmarken, Produkte unter dem Namen Baur gibt es aber nicht. „Was ich nicht selbst produziert habe, kann meinen Namen nicht tragen“. Deshalb setzt er auf intensive Kooperation mit regionalen Erzeugern (unter anderem mit der Marke „Gutes vom See“).

Ein nicht nur optisches Highlight ist die Teeabteilung. Den Apothekerschrank hat er schon lange und der Duft, der einem entgegen weht, ist echt. Er kommt nicht aus einem Zerstäuber, sondern entströmt dem benachbarten Selbstbedienungsregal mit offenem Tee.

Auffallend auch: Käse in Bedienung und SB wurden räumlich deutlich voneinander getrennt, SB-Käse steht bei Mopro – „eine große Umsatzsteigerung“ war die Folge. Wurst in SB hat zuletzt einen enormen Aufschwung genommen, das spürt natürlich die Theke. Aber: „Die Mischung muss stimmen.“ Die Fischtheke wird durch eine Meeresfrüchte-Ecke bereichert.

Fakten im Fokus
  • Verkaufsfläche: 3.800qm
  • Mitarbeiter: 240
  • Artikel: 70.000
  • Brutto-Umsatz: ca. 55 Mio Euro
  • Durchschnittsbon:36 Euro

Täglich frisch gerolltes Sushi und Asia-Snacks werden mit dem Partner Eat-Happy angeboten und sind seit dem ersten Tag ein echter Renner. Deshalb wird im E-Center mittlerweile auch Sushi für andere Baur-Märkte produziert. Neben der Sushi-Theke bereichert ein weiterer Partner mit mediterraner Feinkost die Verkaufsfläche des Centers.

Das Gastronomie-Angebot ist im Anschluss an die Frischetheken platziert. Baur sieht das als Dienstleistung für seine Kunden und gibt zu, dass er das eher als Marketinginvestition denn als Ertragsbringer definiert. Sehr gut angenommen wird auch die Suppenbar, wo im Wechsel 20 Sorten – alle selber hergestellt – angeboten werden.

Eine Besonderheit ist der Tabac-Shop im eleganten Art Deco Stil. Aus dem Sortiment des Supermarktes wurden Tabakwaren, Zeitschriften, Postkarten und klassische Kioskartikel ausgegliedert. Auch ein Kaffee to go kann hier auf die Schnelle mitgenommen werden.

Bei aller Sortimentsbreite und -tiefe sieht Baur in seinen Mitarbeitern das Kapital für eine erfolgreiche Zukunft im voll sortierten Supermarkt. „Ich brauche Top-Mitarbeiter, die sich mit dem Markt identifizieren, die im besten Fall die Kunden beim Namen kennen, denen Sauberkeit im Markt wichtig ist, die für gute Atmosphäre untereinander und mit den Kunden sorgen, die Freude an guter Dienstleistung haben“. Der Schlüssel dazu sind Marktleiter und Führungskräfte, ist Baur sicher. „Die müssen es vorleben.“ Das habe viel mit Wertschätzung zu tun. Übrigens arbeiten bei Baur Menschen aus 30 Nationen, verschiedenster Religionszugehörigkeit und verschiedenen Alters – gelebte Integration ohne Vorurteile.

Baur betreibt neben dem E-Center in der Reichenaustraße noch neun Filialen rund um den Bodensee. Weitere Märkte sind in Planung.

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