Meyer´s Neumünster Vordenker und Schrittmacher

Jan Meifert brennt für Umweltschutz und Nachhaltigkeit. In einem Pilotprojekt verbannte er Plastiktüten und Knotenbeutel aus seinem Markt. Und der Preisträger „Supermarkt des Jahres 2016“ bei den Selbstständigen bis 2.000 qm hat noch mehr gute Ideen.

Donnerstag, 02. Juni 2016 - Ladenreportagen
Christina Steinheuer
Artikelbild Vordenker und Schrittmacher
Mikroplastikfrei wird das nächste „Frei-Vonthema“. Jan Meifert
Bildquelle: Mirco Moskopp

Von seiner Oma hat Edeka-Kaufmann Jan Meifert viel gelernt – nicht nur für den Job im engeren Sinne: „Junge, diskutier nicht mit Kunden! Wenn Du die Diskussion gewinnst, hast Du den Kunden verloren.“ Dieser Satz von Oma sitzt, aber auch so manche Weisheit fürs Leben: Als er seine Mannschaft und seinen Markt vor der Jury für den Supermarkt des Jahres präsentieren muss, beginnt er mit den Worten: „Jetzt sind wir so weit gekommen, haben es bis hierhin geschafft. Wenn es jetzt doch nicht klappen sollte, dann hat es ausschließlich am Chef gelegen, der es auf den letzten Metern verbockt hat.“ Chef sein, sei manchmal gar nicht so leicht, lacht er, der gelernte Zimmermann, den eigentlich gar nichts in den Handel zog.

Kennziffern des Marktes
  • Verkaufsfläche: 1.850 qm
  • Mitarbeiter: 102
  • Artikel: 27.000
  • Kassen: 6
  • Durchschnittsbon: 16,80

Doch als die Familie, die seit mehr als 65 Jahren im schleswig-holsteinischen Neumünster (ca. 85.000 Einwohner) Lebensmittel verkauft, rief, war er zur Stelle, machte ein Praktikum – übrigens bewusst nicht im eigenen Unternehmen, sondern beim ortsnahen Wettbewerber –, ließ sich ausbilden. Es folgte das Junioren-Aufstiegsprogramm der Edeka. Er hatte Feuer gefangen und Freude an klassischer Sortimentsarbeit.

Nicht auf andere warten, machen
Meifert wollte schon immer die Welt verbessern und merkte, dass er das im Handel ein Stück weit kann, „dass es auf mich konkret ankommt, etwas zu tun, Schritte einfach zu gehen, auch wenn sie klein sind“. Einfach mal was ausprobieren, ist seither seine Devise: Anfang 2015 verbannte er Plastiktüten aus der Kassenzone und Knotenbeutel aus der Obst- und Gemüseabteilung. Seit Projektstart hat Meifert mehr als 400.000 Knotenbeutel bei Obst und Gemüse sowie mehr als 100.000 Plastiktüten an den Kassen eingespart.

BringBag nun in 50 Märkten
Zunächst ließen ihn seine mutigen Händler-Kollegen alleine: „Teste Du mal, wenn es klappt, machen wir mit.“ Meifert dachte sich ein Konzept aus, bei dem die Mehrwegtasche mit einer Spende verbunden ist. Die „BringBag“ hilft, Verpackungsmüll zu reduzieren. Außerdem spendet der Händler pro Tasche, die die Kundschaft kauft, 25 Cent für ein Umweltprojekt, z. B. für die WWF-Aktion „Geisternetze in der Ostsee“. Von Februar bis November 2015 kamen so 5.000 Euro zusammen. Inzwischen gibt es die „BringBag“ in rund 50 Märkten von ca. 20 Edeka-Kollegen.

Daten und Fakten

Meyer´s, Goethestr. 13,
245534 Neumünster

  • Am 30. Juli 2008 eröffnete Inhaber Jan Meifert seinen Markt.
  • Geöffnet hat Meyer’s montags bis samstags von 7 bis 20 Uhr. Auch die Bedientheken sind in diesem Zeitraum zugänglich und voll bestückt.
  • Der Brutto-Umsatz des Marktes lag 2015 bei rund 16,4 Mio. Euro (der Netto-Umsatz bei knapp 15 Mio. Euro), der Umsatz pro qm bei knapp 8.900 Euro und der Netto- Rohertrag bei 27 Prozent.
  • Monatlich erscheint in einer Auflage von 65.000 eine 16-seitige Marktzeitung.

Regelrecht aufgeregt und entsetzt hat Jan Meifert der Weg, den die meisten deutschen Nordsee-Krabben in der Regel zurückgelegt haben, eher er sie bei sich ins Kühlregal legt. Jahrelang suchte er nach Alternativen, und fand sie nach zahlreichen Gesprächen, Telefonaten und Besuchen bei Fischern und Weiterverarbeitern, auf Märkten und bei Fachleuten. Seither verkauft sein Team deutsche Krabben, die auch in Deutschland verarbeitet und verpackt wurden. Sie sind etwas teurer als die übliche, meist in Nordafrika verarbeitete Ware, aber den Aufpreis zahlen seine Kunden. Meifert und sein Team erklären den Unterschied, das Verfahren, und wollen mit Transparenz überzeugen. „Nicht nur bei diesem Thema verzichten wir in einem vertretbaren Rahmen bewusst auf Spanne für uns.“

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Mikroplastikfrei wird das nächste „Frei-Vonthema“. Jan Meifert
Bild öffnen An der Käse-Bedientheke findet der Kunde bis zu 20 Frischkäse Variationen, Quiches, Tartes und Verkäuferin Nermin Demiral.
Bild öffnen Papier statt Plastik: In der Obstund Gemüseabteilung gibt es keine Knotenbeutel aus Plastik mehr.
Bild öffnen Ein übersichtlicher und heller Markt mit klaren Linien und Strukturen.
Bild öffnen Tobias Thevs, stellv. Marktleiter, in der O.-&-G.-Abteilung (Anteil vom Food-Umsatz: 13 Prozent).
Bild öffnen Um „alternative Randsortimente“ wie Bio, Veggie und „Frei von“ kümmert sich Meifert seit mehr als acht Jahren intensiv.
Bild öffnen Hauke Harder ist Jan Meiferts Sandkastenfreund und leitet die Weinund Spirituosenabteilung.
Bild öffnen Das alte Lastenfahrrad gehört einem Mitarbeiter, der es dem Markt für Deko-Zwecke zur Verfügung stellt.
Bild öffnen Hacer Öztürck schaut als Marktleiterin überall nach dem Rechten, auch an der Salatbar

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