Rewe-Center Hamburg Fleisch ist sein Steckenpferd

Umschulung geglückt: Der ehemalige Fußballtrainer Holger Stanislawski feilt jetzt als einer von drei Inhabern am Sortiment seines Hamburger Rewe-Centers.

Donnerstag, 12. März 2015 - Ladenreportagen
Sonja Plachetta
Artikelbild Fleisch ist sein Steckenpferd
Kraftakt: In nur zwei Wochen ist der 6.200 qm große Markt im Herbst umgebaut worden, darunter auch die O&G-Abteilung, zu der nun u. a. eine 13 m lange Salatbar gehört.
Bildquelle: Geisler

Holger Stanislawski macht sich nichts vor: Den emotionalen Kick, den er als Fußballtrainer jedes Wochenende hatte, bekommt er heute, als Mitinhaber eines Rewe-Centers im edlen Hamburger Stadtteil Winterhude, nicht mehr, „wenn wir mal eine Palette Joghurt verkauft haben“. Und doch schwingt Stolz in seiner Stimme mit, wenn der ehemalige St.-Pauli-Coach sagt: „An einzelnen Tagen waren wir schon der umsatzstärkste Rewe-Markt Deutschlands.“

Zwar sind Organisation und Managementtätigkeiten sowie das Führen des Teams von 120 Mitarbeitern „ein bisschen wie im Fußball“, aber das reicht für einen solchen Erfolg nicht. Schließlich ist das Ziel, pro Jahr rund 30. Mio Euro umzusetzen. „Allein hätte ich mir nie zugetraut, aus der kalten Hose einen Supermarkt zu machen“, räumt Stanislawski ein. Nun führt er das 6.200 qm große Rewe-Center in einem ehemaligen Straßenbahndepot mit Bernd Enge und Alexander Laas. Gemeinsam halten sie 80 Prozent der Anteile, die Rewe ist mit 20 Prozent beteiligt. Enge, der vorher u. a. für Edeka Glasmeyer und Edeka Niemerzsein in Hamburg tätig war und sich nun um das Geschäft mit der Rewe kümmert, brachte die Erfahrung im Lebensmittelhandel mit, Stanislawski und Ex-HSV-Spieler Laas die Bereitschaft zu lernen. „Am Anfang hat uns der Kopf gequalmt“, erzählt Laas, der für die Verwaltung zuständig ist, von der intensiven Einarbeitungszeit.

Heute spricht Stanislawski, der meist auf der Fläche zu finden ist, bereits vom Feinschliff und will Abläufe und Sortimente perfektionieren. Fleisch und Eier sind gerade seine Hauptthemen. „Wir sind keine Sozialromantiker, aber den Tieren soll es schon einigermaßen vernünftig gehen, und lange Transportwege sollen vermieden werden“, begründet er. Mit der Rewe Nord arbeitet er an einem eigenen Qualitätsprogramm für Fleisch. Rind- und Schweinefleisch in der Theke sollen ausschließlich aus Norddeutschland kommen. Eine Überlegung ist, zusätzliche eigene Kontrollen einzuführen, um die Qualität zu gewährleisten. Im ersten Schritt will Stanislawski alle Schweine- und Rinderhöfe sowie Eiererzeuger besuchen, die den Markt beliefern.

Keine Frage: Der 45-Jährige hängt sich rein, auch wenn manche Kunden sagen, er solle sich lieber wieder um den Hamburger Fußball kümmern als ums Käse-Verräumen. Tatsächlich schließt Stanislawski nicht aus, noch einmal einen Trainerjob anzunehmen. „Doch dieses neue Standbein gebe ich nicht auf, Inhaber bleibe ich auf jeden Fall.“ Auch ohne Fußball hat er genug Pläne: „Vielleicht machen wir in ein, zwei Jahren noch einen zweiten Laden auf.“

Einmal St. Pauli, immer St. Pauli: Fanartikel vom Schal über Duschgel bis zum Toaster kann man im Rewe-Markt des Ex-St.-Pauli-Trainers Holger Stanislawski kaufen – auf Wunsch auch mit Autogramm. Auch HSV-, BVB- und FCB-Devotionalien sind im Angebot.

Fakten
  • Adresse: Dorotheenstr. 116-122, 22301 Hamburg-Winterhude
  • Neueröffnung nach Umbau: 30. Oktober 2014
  • Verkaufsfläche: 6.200 qm + 1.000 qm Getränkemarkt
  • Sortiment: 45.000 Artikel
  • Mitarbeiter: 120
  • Besonderheiten: ehemaliges Straßenbahndepot aus dem Jahr 1927; Ruhezone mit Fußball-Arena in der Marktmitte
  • Öffnungszeiten: Montags bis samstags, 8 bis 22 Uhr

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Kraftakt: In nur zwei Wochen ist der 6.200 qm große Markt im Herbst umgebaut worden, darunter auch die O&G-Abteilung, zu der nun u. a. eine 13 m lange Salatbar gehört.
Bild öffnen Wie auf dem Wochenmarkt: Freitags und samstags gibt es Obst und Gemüse in Bedienung – garantiert ohne Plastikverpackung.
Bild öffnen En Bloc: Viele Kunden kaufen sehr bewusst ein. Das Bio-Sortiment wird stark nachgefragt.
Bild öffnen Lokalkolorit: Der Bezug zu ihrer Heimatstadt ist den neuen Inhabern wichtig. Mehrere Hamburg-Impressionen hängen in dem Markt.
Bild öffnen Halbzeit: In der Fußball-Arena mit angeschlossener Ruhezone können die Kleinen kicken und die Großen einen Kaffee trinken. Stanislawski ist sicher: „Diese Arena ist mindestens europaweit einmalig.“
Bild öffnen Ahoi: Frischfisch ist in Hamburg ein Muss. 3 En Bloc: Viele Kunden kaufen sehr bewusst ein. Das Bio-Sortiment wird stark nachgefragt.
Bild öffnen Offen: Die Zubereitung der Ware für die Backstation
ist für die Kunden einsehbar.
Bild öffnen Üppig: Die mehr als 50 m lange Bedientheke ist laut Stanislawski die „größte in Hamburg“.
Bild öffnen Kompetent: Er muss nicht 200 Sorten Käse kennen, findet der Ex-Fußballlehrer. Für fachkundige Beratung sorgen seine Mitarbeiter an der Käsetheke.
Bild öffnen Probierstube: Weine dürfen auch verkostet werden.
Bild öffnen Einmal St. Pauli, immer St. Pauli: Fanartikel vom Schal über
Duschgel bis zum Toaster kann man im Rewe-Markt des Ex-St.Pauli-Trainers Holger Stanislawski kaufen
Bild öffnen Vorliebe: Die Wertigkeit des Eier-Regals zu erhöhen, war Stanislawski wichtig. Er hat extra ein Regal anfertigen lassen. Und nun packt er beim Verräumen an dieser Stelle besonders gern an.
Bild öffnen Volltreffer: Ex-HSV-Spieler Alexander Laas (r.) hat genauso wie Holger Stanislawski noch viele Ideen, um die Abläufe im Markt zu optimieren.
Bild öffnen Hip: Die Beschilderung des Getränkemarkts hat ein Graffitisprayer gestaltet.
Bild öffnen Ausbaufähig: Das regionale Sortiment – hier: Mischungen von „Nusswerk“ – will der Neu-Kaufmann noch erweitern.

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