Rewe-Markt Frankfurt

Der Rewe-Markt in der Frankfurter Europaallee punktet mit Frische, Regionalität und zahlreichen Convenience-Produkten aus Eigenproduktion.

Freitag, 18. Juli 2014 - Ladenreportagen
Heidrun Mittler
Artikelbild Frankfurt
Ungewöhnlich: Das Leergut wird nach der Annahme für den Kunden
unsichtbar hinter der Wand transportiert, völlig geräuschlos.
Bildquelle: Hoppen

Wow, welch grandiose Aussicht! Wenn Marktmanager Mohamed Abu-Yabes morgens „seinen“ Markt aufschließt, genießt er einen Moment lang das Panorama: die Skyline Frankfurts, mit all ihren spektakulären Bauten aus der Welt der Banken und Versicherungen. „Für diesen Ausblick könnte man sogar Eintritt verlangen“, scherzt der 27-Jährige. Gleich hinter der Frankfurter Messe wird derzeit ein komplettes Wohngebiet erbaut, das sogenannte Europaviertel. Noch prägen hier Baukräne und Betonmischer, Kreissägen und Sicherheitszäune das Bild. Doch die ersten Häuser sind bereits bewohnt, und jeden Monat kommen neue Wohneinheiten hinzu. Wer hier ein Penthouse mietet oder Eigentum erwirbt, muss tief in die Tasche greifen, denn das neue Stadtviertel ist ein Magnet für internationales Publikum. Wohlgemerkt, mit einem Einkommen, das weit über dem Durchschnitt des Otto-Normal-Verbrauchers liegt.

Der Rewe-Markt in der Europaallee 118 hatte die Nase ganz vorn. Schon im Juli des vergangenen Jahres eröffnete er auf 2.100 qm Verkaufsfläche, dazu kommt eine eigene Tiefgarage mit 84 Stellplätzen. Während anfangs hier vor allem die Bauarbeiter, Ingenieure und Handwerker einkauften, ist die Klientel heute bunt gemischt: Singles im Business-Anzug, aber ebenso Mütter mit kleinen Kindern. Gleich um die Ecke werden ein Kindergarten und eine Schule errichtet, die Spielplätze sind schon ausgerüstet – ein interessanter Ort auch für junge Familien. Im nächsten Jahr soll hier, so die Planung, sogar eine eigene U-Bahn-Station in Betrieb gehen.

Der junge Marktmanager Abu-Yabes hat die Eröffnung des Marktes als seine „Riesenchance“ begriffen. Nicht nur, dass er so schon mit 26 Jahren das Sagen über 60 Mitarbeiter hatte. Er darf sich zudem als Pionier im doppelten Wortsinn fühlen: Auf dieser Fläche probiert die Rewe Neuheiten aus, wie die Automatik-Türen vor den Kühlregalen. Das Besondere: Das Mopro-Regal ist in mehrere Abschnitte aufgeteilt, die von jeweils zwei transparenten, schmalen Flügeltüren bedeckt werden. Sobald ein Kunde Richtung Ware greift, klappen die Flügel genau an dieser Stelle auf und schließen sich automatisch nach fünf Sekunden wieder. Keine Abtrennung, keine Leiste begrenzt die Front, der Blick auf die Ware wird nicht beeinträchtigt. Steht man vor dem Regal, bemerkt man die Türen kaum, aber sie sparen signifikant Energie und passen somit ins nachhaltige Konzept des Neubaus.

Mohamed Abu-Yabes bezeichnet sich als „absoluten Fan“ der „Sesam öffne dich“-Türen. Die Kunden sind seiner Beobachtung nach nur beim allerersten Einkauf erstaunt, begreifen die Funktionsweise aber in der Regel sofort. Als praktisch erweisen sich die Türen, wenn Ware verräumt wird. Dann kann man mittels eines Schalters alle in einem Abschnitt auf „Öffnen“ stellen und Joghurt, Milch und Co. ins Regal stellen, ohne dass man sie – wie sonst üblich – aufhalten muss. Abu-Yabes schätzt als weiteren Vorteil, dass sich die Türen im Normalbetrieb zuverlässig und schnell schließen – kein Kunde oder Mitarbeiter lässt sie versehentlich offen stehen und gekühlte Energie entweichen. Durch die geringe Breite von 30 cm sparen die Flügeltüren zudem Platz, weil sie geöffnet weniger weit als herkömmliche Türen in den Verkaufsraum hinein ragen.


Platz, der gut genutzt wird, zum Beispiel für eine SB-Theke mit frischen Salaten. Während diese Verkaufsform in zahlreichen Märkten wieder eingemottet wurde, hat sie hier im Europaviertel ohne Frage ihre Daseins-Berechtigung. Der eilige Kunde – sei es Maurer oder Banker – sucht nach verzehrfertigen, frischen Mahlzeiten. An der Salatbar kann er zwischen einzelnen Komponenten (wie geschnittenen Gurken oder Paprika) und zubereiteten Salaten wählen (Kartoffelsalat oder vegetarischer Lauchsalat, 100 g kosten 99 Cent), oder aber, er greift nebenan in die Theke mit Obstsalat, Sandwiches oder Milchprodukten mit Frucht-Topping. Insgesamt vier Mitarbeiter schnippeln für die Convenience-Produkte, und das in zwei Schichten – qualifizierte Kräfte, die vorher schon in anderen Rewe-Märkten gearbeitet haben. Hinzu kommt, dass die Theke in der Obst- und Gemüse-Abteilung kontinuierlich betreut wird, schließlich ist Sauberkeit der Schlüssel zum Erfolg.

In der „Grünen Abteilung“ setzt die Rewe, wo es möglich ist, auf Regionalität. Eigentlich sogar auf Lokalität: Spargel und Erdbeeren beispielsweise kommen aus der direkten Umgebung, aus Hattersheim und Friedberg, und erfüllen tatsächlich das Kriterium: morgens geerntet, mittags im Geschäft. Gleiches gilt auch für die breite Sonderplatzierung vor den Bedienungstheken, wo Ware von Bauernhöfen platziert ist. Deckenhänger mit der Aufschrift „LandMarkt, besser direkt vom Bauern“ weisen den Weg zu den Kühltruhen: Bio-Milchprodukte stammen beispielsweise vom Sonnenhof in der Nähe von Gießen oder von der Gutsmolkerei Selgenhof, die im Naturpark Hoher Vogelsberg beheimatet ist. Der Weidenhof aus Wächtersbach liefert Vorzugsmilch, ein unbehandeltes Lebensmittel, das nur noch von 60 Betrieben in Deutschland produziert und direkt am Hof abgefüllt wird.

Neben Bio-Produkten steht bei den Kunden im Europaviertel der Genuss im Fokus. Die Fleischabteilung antwortet auf diese Anforderung zum Beispiel mit Dry-aged-Fleisch in einem rückwärtigen Regal oder einem Sortiment vom Iberico-Schwein. Zugleich ist auch die „heiße Theke“ daneben gut frequentiert, speziell in der Mittagszeit werden derzeit deftige Zwischenmahlzeiten wie Spießbratenbrötchen oder Frikadellen nachgefragt.

Doch zurück zum Luxus: Gut sortiert ist das Angebot in punkto Champagner. Allerdings können die Kunden bei Moet, Pommery, Monopole und Jacquart nicht einfach selbst zugreifen, sondern müssen eine Klingel betätigen, die einen Mitarbeiter herbeiruft. Auf diese Weise sichert die Rewe auch Tabak und hochpreisige Spirituosen, jeweils in einem separaten Schrank.

Über Umsatzzahlen oder -ziele gibt die Rewe-Zentrale keine Informationen preis. Doch auf die Frage, wie sich der Standort im ersten Jahr entwickelt hat, antwortet Bezirksmanager Ibrahim Özmentekin gern: „Der Erfolg ist schneller gekommen als in anderen, guten Märkten“, sagt er. Und das, obwohl fast zeitgleich zwei weitere Rewe-Flächen an den Start gegangen beziehungsweise nach Umbau neu eröffnet worden sind, nur jeweils einen Kilometer vom Standort Europaviertel entfernt.

Özmentekin, der alle drei betreut, freut sich bei allen über eine gute Entwicklung und spricht vom „magischen Trio“. Marktmanager Abu-Yabes bringt es auf den Punkt: Der Markt habe einen „Hammerstart“ hingelegt. Gemeinsam mit seinem Team werde er alles daran setzen, dass es bei dieser Entwicklung bleibt.

Die Fakten auf einen Blick
  • Adresse: Europaallee 118, 60327 Frankfurt am Main
  • Eröffnet: Juli 2013
  • Verkaufsfläche: 2.100 qm, inklusive Getränkeabteilung (360 qm)
  • Personal: 60 Beschäftigte, darunter 4 Azubis
  • Kassen , derzeit 7, Bereich ist erweiterungsfähig
  • Öffnungszeiten: Mo bis Sa; 7 bis 22 Uhr
  • Parken: Tiefgarage mit 84 Stellplätzen
  • Besonderheit: neues Wohnviertel, zum Teil noch im Bau, mit kaufkräftigen Kunden

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Appetitlich: Frische Salate, direkt im Markt produziert. Vier Mitarbeiter putzen und schnippeln die Rohware im Schichtbetrieb.
Bild öffnen Ungewöhnlich: Das Leergut wird nach der Annahme für den Kunden
unsichtbar hinter der Wand transportiert, völlig geräuschlos.
Bild öffnen Sesam öffne dich: Automatik-Türen sorgen
für bequemen Zugriff auf die Ware und sparen zudem Energie.
Bild öffnen Testmarkt: 32 laufende Meter Automatik-Türen sorgen für einen
ungehinderten Blick auf die Ware im Kühlregal.
Bild öffnen Stolz: Anis Chaabane, Azubi im dritten Lehrjahr, zeigt den Reifeschrank für Dry-aged-Beef. Als weiteres Highlight aus der Fleisch- und Wurst-Abteilung ist Iberico-Schwein zu nennen.
Bild öffnen Vorzugsmilch
Bild öffnen Bekenntnis zur Region: Produkte, die aus der näheren Umgebung
stammen, sind zentral in einem „LandMarkt“-Aufbau platziert, direkt vor den Frische-Bedienungstheken. Eine Besonderheit ist Vorzugsmilch.
Bild öffnen Gegen Langfinger: Wer hochwertige Spirituosen kaufen möchte, muss klingeln. Das Prinzip gilt auch für Champagner und Tabak.
Bild öffnen Marktmanager Mohamed Abu-Yabes:
Schon mit 26 Jahren hat er Verantwo
Bild öffnen Rolltreppe: Vom Markt direkt ins Parkhaus, zu 84 eigenen Stellplätzen.
Bild öffnen Hingucker: Ein Aufbau von Blumen und Pflanzen direkt im Eingangsbereich sorgt für Flair – und Impulskäufe.
Bild öffnen Übersichtlich: Sieben Kassen gibt es, darunter eine mit besonders breitem Gang, der Platz sogar für Zwillingskinderwagen bietet.
Bild öffnen Bedarfsorientiert: Bei den kleinen Flaschen mit gutem Wein hat die Rewe vor allem Singles als Zielgruppe im Blick.
Bild öffnen Spektakulär: die Skyline Frankfurts, die man
vom Markt aus betrachten kann. Wer den Blick
draußen verpasst hat, kann ihn innen nachholen.
Bild öffnen International: Den Kundenwünschen entsprechend bietet der Markt Länder-Sortimente an, hier Pfannkuchensirup aus den USA.
Bild öffnen Praktisch: Die Flügeltüren lassen sich per Knopfdruck dauerhaft öffnen, dann kann man ungehindert Ware verräumen, ohne sie mit einer Hand offen halten zu müssen.
Bild öffnen Nobel: Die Weinabteilung, in der viel echtes Holz verbaut wurde. Hier findet man Flaschen in vielen Qualitäten und Preisen. Für jeden Geldbeutel ist etwas dabei, angefangen vom schmalen bis hin zum prall gefüllten Portemonnaie.

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