Tierschutz Kein Ebergeruch mehr dank Genetik?

Die Göttinger Wissenschaftler um Prof. Dr. Christoph Knorr und Dr. Daniel Mörlein berichten, dass sich die Entstehung des Geruchs nicht kastrierter Schweine möglicherweise verringern lässt, indem man deren Erbinformation zur Zucht nutzt. Vor allem ein Gen, das den Abbau der Substanz Skatol in der Leber reguliert, hat offenbar einen großen Effekt.

Freitag, 03. August 2012 - Industrie-Archiv
Lebensmittel Praxis

Skatol ist maßgeblich mitverantwortlich für den Ebergeruch, der von vielen Menschen als fäkal- oder stallartig wahrgenommen wird. „Wir haben nun erstmals untersucht, inwiefern das Gen auch in deutschen Schweinepopulationen wirksam ist", erklärt Prof. Knorr. Die Forscher wiesen anhand von Speckproben von nicht kastrierten Ebern aus zwei deutschen Schlachthöfen eine Assoziation zwischen den Genvarianten und der Höhe des Skatolgehaltes nach. Eber, die reinerbig die Variante C dieses Gens aufwiesen, waren deutlich häufiger geruchsauffällig als ihre Artgenossen.

Europaweit wird aus Tierschutzgründen diskutiert, die jahrhundertealte Praxis, männliche Ferkel im Alter von sieben Tagen zu kastrieren, abzuschaffen. Der üblicherweise ohne Betäubung durchgeführte Eingriff wird angewendet, um die Entstehung von unangenehmen Gerüchen, dem so genannten Ebergeruch, zu verhindern. Mit der Novellierung des deutschen Tierschutzgesetzes soll mit dieser Praxis bis 2017 Schluss sein. Forscher zeigen nun in einer aktuellen Studie, wie sich der Geruch ohne den schmerzhaften chirurgischen Eingriff züchterisch verringern lässt. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Meat Science erschienen.

Studierende der Fakultät für Agrarwissenschaften der Universität Göttingen untersuchen zurzeit das Gen in weiteren Populationen. Sollte sich der beschriebene Effekt auch in den aktuellen Untersuchungen bestätigen, bestehen gute Chancen, das Wohl der Tiere zu verbessern. „So hilft die Biotechnologie der modernen Landwirtschaft und den Verbrauchern", sagt Dr. Mörlein.