Nestle: Ärger in Vittel

Wir befinden uns im Jahre 2018 n. Chr. Ganz Gallien trinkt das Wasser der Quellen von Vittel... ganz Gallien? Nein! Die durstigen Einwohner des kleinen gallischen Dorfs Vittel in den Vogesen sollen künftig Wasser von außerhalb trinken, das mit einer Pipeline nach Vittel...

Samstag, 09. Juni 2018 - Eilmeldung
Reiner Mihr

transportiert wird.
Es klingt fast wie eine neue Geschichte von Asterix: der Grundwasserspiegel des kleinen kleinen Kurstädtchens Vittel im Nordosten Frankreichs, dessen Hauptquelle Grande Source seit den 1960er Jahren dem Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé gehört, sinkt jährlich um 30 Zentimeter - in den letzten 40 Jahren um insgesamt zehn Meter. An den öffentlichen Brunnen des Heilbads wurden dessen Einwohner deshalb gebeten, nur noch sechs Flaschen des weltweit bekannten Quellwassers abzufüllen. Der normale Bedarf soll künftig mit Wasser von außerhalb, das mit einer staatlich finanzierten Pipeline in den Ort transportiert werden soll, gedeckt werden. Umweltschützer und Bewohner machen Nestlé Waters, der in Vittel jedes Jahr hunderttausende Kubikmeter des Wassers abzapft und in alle Welt verkauft, für das Sinken des Wasserspiegels verantwortlich. Sie sehen nicht ein, warum der Steuerzahler 20 Millionen Euro für eine Pipeline bezahlen soll, Nestlé aber mit dem Wasser der Quellen verdient. Nestlé weist alle Kritik zurück und erklärt, dass die 745'000 Kubikmeter Wasser, die 2017 für die „Vittel Bonne Source“ im betroffenen Gebiet abgefüllt werden, nur einem Viertel der Gesamtentnahme entsprächen. Der Rest entfalle auf andere Nutzer.