Wein Category Management aus aller Welt

In Frankreich wird das Weinregal schon lange nach Farbe sortiert. Eva Jung, Export Direktorin der Kellerei Cheval Quancard, sieht darin große Chancen – zum Beispiel für unbekanntere Produkte wie Weißwein aus dem Bordeaux.

Freitag, 26. Februar 2021 - Management
Elena Kuss
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Bildquelle: Carsten Hoppen

In vielen Wein-Nationen wie Spanien oder Frankreich wird das Weinregal nach Farbe sortiert. Natürlich wird in diesen Ländern auch noch sehr viel mehr heimischer Wein angeboten als in Deutschland. Märkte wie der Wasgau-Markt in Annweiler am Trifels, die fast ausschließlich Weine aus der Region verkaufen, sind in Deutschland eher noch eine Seltenheit.

Italien, Spanien und Frankreich ‧stellen das Gros der nach Deutschland importierten Weine. Bordeaux beispielsweise ist als bedeutendste A. O. C.-Weinbauregion Frankreichs im deutschen Handel breit distribuiert. Laut IRI-Studie tatsächlich zu 100 Prozent.

Eva Jung sieht großes Potenzial für Weißwein aus dem Bordeaux in Deutschland: „Deutschland ist ein Weißweinmarkt.“ Und auch die Zahlen geben ihr recht: Im deutschen LEH ist Bordeaux 2019 um knapp 5 Prozent im Volumen gesunken, jedoch weniger als die Gesamtheit der A. O. P.-Weine aus Frankreich. Da‧zugewonnen haben die Bordelaiser Weißweine um 13 Prozent. Der Weißwein aus dem Bordeaux punktet laut Jung mit weniger Säure. Der Zuckergehalt sei geringer, etwa 1 Gramm Restzucker, während bei einem deutschen Weißwein noch etwa 7 Gramm zurückblieben.

Chance Für weniger Populäres
Dass einige Händler in Deutschland ihre Regale nun auch nach Farbe umsortieren, freut Jung. „Ich denke, dass unser Weißwein so dem Weißweintrinker eher auffallen kann“, sagt die Export Direktorin. Es ist ein langer Weg, wenn der Kunde erst ans Frankreich-Regal gehen und dann nach Bordeaux suchen muss – und das ohne bereits einen Rotwein im Kopf zu haben. Es sei schön, dass Bordeaux unter regelmäßigen Weintrinkern die höchste Bekanntheit genieße. Gleichzeitig verbindet der eine oder andere Bordeaux mit hochpreisigen und traditionell für besondere Anlässe geeigneten Rotweinen, die weniger für geselliges Beisammensein geeignet sind.

Dabei war Bordeaux ehemals für seine Weißweine berühmt. Die Umstellung auf Rotwein begann Ende des 19. Jahrhunderts. Ab 1970 dominierte die Rotweinproduktion. Jung ist überzeugt: Auch bei einer Sortierung nach Farbe bleibe die Herkunft ein wesentliches Entscheidungskriterium. „Wein ist kein Industriegut. Und das möchte auch niemand“, betont die Export Direktorin. Boden, Wind, Wetter: Das habe alles Einfluss auf den Geschmack. Genauso stehen Weingüter für Qualität oder eben für einen bestimmten Geschmack, den der Konsument vielleicht persönlich besonders schätzt. Diese Informationen seien aber auf jeder Flasche zu finden und können durch eine Neusortierung nicht verloren gehen.

Vielfalt sichtbar machen
Kritischer sieht die neue Sortierung der Generaldirektor des Kontrollrats der D. O. Ca. Rioja José Luis Lapuente: „Der Rioja-Wein richtet sich an eine Vielzahl von Menschen und sollte für jedermann leicht zugänglich sein. Wenn einige Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland ihre Weinabteilung nach Farbe umsortieren, wird Rioja in jedem Fall seine Relevanz behalten und sich weiterhin divers positionieren können. Verbraucher, die der Marke Rioja seit jeher treu sind, werden bestimmt auch bei diesem neuen Trend treu bleiben.“ Er sieht vor allem die Vielfalt der Region besser dargestellt, wenn die Region gemeinsam in einem Regal abgebildet wird. „Rioja ist bunt. Rund 14.900 Winzer aus Rioja haben aus Tradition und Überzeugung ihr Leben dem Wein gewidmet; durch ihre Leidenschaft für die verschiedensten Rebsorten kreieren sie eine unglaubliche Auswahl an Weinen – so farbenfroh wie die Region selbst.“ Diese Vielfalt solle sich auch im Weinhandel widerspiegeln, findet Lapuente.