IT im Handel Digitaler Kick

Sinneswandel im Handel. Die Digitalisierung erfährt eine neue Dynamik und wird als zukunftsgerichteter Ansatz sowie essenzieller Wettbewerbs- und Überlebensfaktor gesehen. Die Kunden haben das andere Einkaufen kennen und schätzen gelernt. Es geht um Mehrwerte.

Samstag, 08. August 2020 - Management
Dieter Druck
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Bildquelle: Getty Images

Der Lebensmittelhandel wird digitaler. Für alles, wo Digitalisierung draufsteht, braucht man heute im Handel keine Diskussionszeit mehr einzuplanen. Die Corona-Pandemie hat vielen Händlern die Augen geöffnet und andere zusätzlich sensibilisiert. Das ist keine Revolution, aber eine beschleunigte Evolution. Jeder dritte deutsche Supermarkt oder Discounter verfolgt mittlerweile eine umfassende Digitalstrategie. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es gerade einmal 14 Prozent. Das zeigt die Studie „Supermarkt der Zukunft 2020“ von Responsive Acoustics (ReAct).

Engpässe bei der Warenversorgung und dadurch bedingte Regallücken zum Beginn der Krise sind nur ein Teil. Denn auch das Kaufverhalten der Konsumenten hat sich während der Pandemie verändert. Blue Yonder, Anbieter von Cloud-basierter Unternehmenslösungen und KI-Technologie (künstliche Intelligenz) für den Handel, dokumentiert in einer Studie für Deutschland einen langfristigen Trend zu mehr Lebensmitteleinkauf im Internet.

Ein Drittel der Befragten gibt an, in Pandemie-Zeiten mehr Lebensmittel online zu kaufen. 67 Prozent wollen dies auch später beibehalten. Insgesamt sind seit Beginn der Krise die Ausgaben für Lebensmittel gestiegen. Mehr als 40 Prozent der Befragten geben an, hierfür mehr auszugeben. Dennoch bleibt der Preis, auch mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie, das Hauptkriterium für die Mehrzahl der Lebensmitteleinkäufer.

Michael Feindt, Chief Scientist bei Blue Yonder: „Für die Supply Chains der Händler bedeutet das eine Umstellung. Sie müssen in der Lage sein, Bestellungen schnell auszuliefern. Außerdem muss die Ware frisch sein und die Kunden bereit sein, andere Preise als im Ladengeschäft zu akzeptieren. Wenn der deutsche Lebensmittel-Einzelhandel im Online-Geschäft mit etablierten amerikanischen Anbietern mithalten will, wird das nur mit exakten Prognosen und sehr gut abgestimmten Preisen funktionieren. Dafür sind KI und Machine Learning essenziell.“ Dynamic Pricing im Online-Geschäft und exakte Bedarfsprognosen seien essenziell im preissensiblen Umfeld.

Kundenerwartungen ändern sich dynamisch
Die wachsende Käufergruppe, die Lebensmittel online einkauft, ist in der Regel bereits sehr online-affin. Die Nutzer sind dynamische Preisanpassungen (dynamic Pricing) gewohnt und werden sie auch bei Lebensmitteln akzeptieren. Dynamic Pricing ist auch ein wichtiges Werkzeug, um zu verhindern, dass Frischware vernichtet wird, bevor sie verkauft werden kann. Dies unterstreicht die Bedeutung von KI für den wirtschaftlichen Erfolg im Lebensmittelhandel – online wie offline, erklärt Feindt.

Ein vorrangiges Thema im gesamten Einzelhandel, nicht nur LEH, ist die Relevanz digitaler und analoger Touchpoints, wie eigener Onlineshop, eigene App oder stationärer Laden, und deren Verknüpfung. Der Konsument ist vernetzt, denkt nicht in Kanälen, sondern bewegt sich frei und flexibel in der Shoppingwelt. Dabei legt er vor allem Wert auf ein komfortables, schnelles und personalisiertes Einkaufserlebnis. Das ist ein Fazit aus der aktuellen EHI-Studie „Connected Retail 2020“.
Entscheidend wird sein, das Thema anzugehen, aufbauend auf dem, was man an Technik hat und dies dann kontinuierlich weiterzuentwickeln. Wer das Ziel hat, mit der 100-Prozent-Lösung starten zu wollen, der wird angesichts der enormen Dynamik höchstwahrscheinlich scheitern – sozusagen weggeklickt.
Das Smartphone in der Hand des Kunden wird am PoS zur entscheidenden Schnittstelle und vermittelt direkt Mehrwerte.