Jatuso-Bestellgerät - Lieferservice Einkaufszettel ade!

Den wöchentlichen Einkauf zu Hause per Barcode-Scan zusammenstellen – mit diesem System will das Start-up STND das Thema Lieferservice beleben.

Mittwoch, 01. September 2010 - Management
Dieter Behler

STND will den Einkauf erleichtern: Das Bestellgerät funktioniert ohne Internet- und Telefonanschluss – und muss lediglich an eine Steckdose angeschlossen werden. Eine Konfiguration durch den Kunden ist nicht erforderlich. Zuerst erfasst der Kunde mit dem eingebauten Scanner den EAN-Code eines Artikels, den er gerade aufgebraucht hat. Im nächsten Augenblick sieht er auf dem Terminal Verpackungsinhalt und Produktpreis. Kauft ein Kunde Frischware oder Produkte, die er nicht zu Hause hat, ein, so wählt er diese aus einem ins System eingestellten Katalog aus. Führt der Händler den gewünschten Artikel nicht, erscheint in 80 Prozent dieser Fälle ein Alternativvorschlag auf dem Bildschirm.

„Will man denselben Artikel wieder kaufen, so bewerkstelligt dies der User mit Jatuso in sieben Sekunden“, nennt Nikias Klohr, Unternehmenssprecher von STND, einen zentralen Vorteil des Systems: Schnelligkeit. Untersuchungen – auch eine eigene – hätten für den Kauf eines Lebensmittels im Webshop eine Dauer zwischen 30 und 45 Sekunden ermittelt.

Renate Ketz aus Karlsruhe gehört zu den Testverbrauchern von Jatuso. Über ihre erste Bestellung bei Karcher's Hausfreund in Malch bei Karlsruhe sagt sie: „Es hat alles super geklappt. Die Benutzerfreundlichkeit, zum Beispiel die Schriftgröße, könnte wohl noch besser sein.“ Neben dem Bringservice betreibt Karcher einen Edeka-Laden, einen Getränkehandel und drei Postagenturen. In der neuen Bestelltechnik sieht Inhaberin Monika Karcher eine gute Chance zur Neukundengewinnung und damit verknüpfte Folgegeschäfte, beispielsweise für ihren Partyservice. „Ist mal ein bestellter Artikel bei uns ausgegangen, rufen wir beim Kunden an“, sagt Karcher. Das Jatuso-System funktioniere einwandfrei, berichtet die Händlerin. In der Testphase zahlen die Kunden von Karcher's Hausfreund eine monatliche Grundgebühr von 13 Euro bei einem Warenwert von mindestens 25 Euro pro Bestellung. Lieferkosten fallen für den Kunden nicht an.

„Wir ermöglichen dem Handel ein wirtschaftliches Handling des Mail-Order-Geschäfts mit Lebensmitteln“, sagt Nikias Klohr. Das schließt eine Reduzierung der Logistikkosten ein: Bestelldaten aus dem Jatuso-System sollen dem Handel zur Verfügung gestellt werden, sodass der seine Beschaffung daran orientieren kann. „Zirka die Hälfte der Warenkorbinhalte ist dem Lebensmittelhandel auf diese Weise drei Tage vor den tatsächlich eingehenden Bestellungen bekannt“, berichtet Klohr.

„Da das Bestellen mit Jatuso intuitiv einfach ist, setzen sich die Einkäufe ähnlich zusammen wie im stationären Handel“, fügt er hinzu. Eine Lieferung besteht derzeit durchschnittlich aus 30 Artikeln zu einem Warenwert von 50 Euro. Diese sich deutlich vom Telefon- und Onlineshopping unterscheidenden Einkäufe trügen ebenfalls zur Wirtschaftlichkeit dieses Systems bei, so der Unternehmenssprecher. In der ersten Phase der Vermarktung von Jatuso sollen die Kunden nur bei einem Händler einkaufen können. Bei diesem soll das Eingabegerät auch – möglicherweise gegen einen Pfand – erhältlich sein. Vermutlich wird zunächst eine monatliche Nutzungsgebühr zu zahlen sein, die nach Einschätzung Klohrs bei etwa zehn Euro liegen dürfte – und die sich Handel und Endverbraucher teilen müssten. Der Jatuso-Manager: „Die Kunden, die Jatuso nutzen, sind bereit, solch einen Mehrpreis zu zahlen.“ Die meisten anderen Preisfragen, besonders die Leistungen für den Handel wie Einlistungsinformationen, anonymisierte Benutzer-Daten, Werbeeinblendungen, Warenkorb-Forecasting etc. werden derzeit noch diskutiert.

Klohr sieht den neuen Bestellservice nicht als flächendeckendes System für ein Handelsunternehmen. Jatuso ist demnach ein Angebot für die Menschen im Einzugsgebiet des jeweiligen Lebensmittelgeschäftes. Dies ist auch die grundlegende Voraus-Setzung dafür, dass die Lieferungen innerhalb sehr schmaler, von Kunden ausgewählter Zeitfenster zu ihren Adressaten gelangen können. „Ein Lieferradius von 5 Kilometern lohnt sich am meisten“, sagt Klohr.

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Soll das Mailorder-Geschäft von Lebensmitteln beschleunigen:
Jatuso-Bestellgerät für Küche und Vorratsraum.

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