Warensicherung Den Langfingern immer einen Schritt voraus - kein Mehraufwand für die Mitarbeiter

Experten für Warensicherung im LEH sind sicher: Deutschland hinkt im internationalen Vergleich bei der Diebstahlprävention hinterher. Ausgerechnet ein Discounter bringt jetzt Bewegung in das Thema.

Donnerstag, 12. Februar 2015 - Management
Tobias Dünnebacke
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Bildquelle: Shutterstock, Hoppen, Checkpoint Systems

Für die Händler gestaltet sich die Quellensicherung vergleichsweise bequem: Abgesehen von dem finanziellen Aufwand für die Funkantennen in der Kassenzone, entsteht im Alltagsgeschäft kein Mehraufwand für die Mitarbeiter: Die meisten an der Kasse verwendeten Scanner sind schon jetzt mit einem sogenannten Deaktivator ausgestattet, mit dem sich die Produkte entschärfen lassen. Besonders nachgefragt ist laut Checkpoint Systems die Quellensicherung bei alkoholischen Getränken, besonders Markenspirituosen . Die Etiketten werden dabei vom Hersteller für den Kunden unsichtbar unter dem echten Label angebracht. Überraschenderweise wird die Quellensicherung heute aber nicht bei den sehr teuren Whiskys oder seltenen Rum-Sorten angewendet: „Im Spirituosen-Bereich sind es in der Regel nicht die hochpreisigen Premium-Artikel, sondern vor allem bekannte, kostengünstige Marken, die häufig verschwinden“, sagt Wolters. Ob es zu einem flächendeckender Einsatz dieser Technik kommen wird, bleibt abzuwarten. Die Industrie sieht den Schwund durch Diebstähle nicht als ihr Problem. Der Handel wiederum könnte aufgrund seiner Marktmacht Druck auf die Hersteller ausüben, in Quellensicherung zu investieren. Man kann aber damit rechnen, dass auch die Industrie, trotz der Zusatzkosten, ein wachsendes Interesse an RF-Etiketten zeigen wird. Schließlich ist das größte Ärgernis, wie im Falle des Marktes in Krefeld, das Wegsperren oder gar Auslisten einzelner Artikel.

Ein weiterer wichtiger Baustein in einem Sicherheitskonzept sind natürlich auch Kamerainstallationen . Trotz der teilweise negativen Berichte über mögliche Persönlichkeitsrechtsverletzungen sind sich Experten sicher, dass diese Technik auch in Zukunft eine wichtige Rolle im LEH spielen wird. „Es ist streng geregelt, was der Händler bei der Überwachung des Verkaufsraumes darf und was nicht. Unsere Erfahrung ist, dass die Kunden in der Regel Verständnis für diese Sicherheitsmaßnahme haben“, sagt Frank Horst vom EHI. Dass die offene Kameraüberwachung als Präventions- und Überführungsinstrument von vielen Einzelhandelsunternehmen ausgebaut wird, zeigt eine EHI-Auftragsstudie für die Firma Axis Communication : So gaben 55,3 Prozent der Befragten an, dass sie dieses Jahr gleich viel oder sogar mehr (21,2 Prozent) in Videosicherheit investieren werden. Insbesondere die sogenannten Netzwerkkameras stehen hoch in der Gunst der Kunden. Der Vorteil: Diese Geräte enthalten neben der eigentlichen Kamera-Komponente auch einen Rechner. Dessen Aufgabe ist die Digitalisierung und die Komprimierung der Bilddaten sowie das Bereitstellen und Versenden der Daten über ein Netzwerk. Vorbei die Zeit, als die Aufzeichnungen umständlich auf analogen Bändern gespeichert wurden. Die modernen Kameras bieten außerdem eine bessere Bildqualität, insbesondere bei Einsatz von HD. Dieser Vorteil hilft bei den Ermittlungen nach einem schweren Diebstahl. „Die Kamera wird immer in erster Linie ein Präventionsinstrument sein, denn es ist unmöglich, das ganze Material auszuwerten, das sie aufzeichnen. In schweren Fällen hilft aber der Einsatz von hochauflösender HD-Technik bei der Identifizierung der Täter“, erklärt Horst. Und die modernen Kameras können noch viel mehr. Das Potenzial der digitalen Videoanalyse wird aktuell noch nicht ausgeschöpft. Zusatzfunktionen wie Personenzählung , das Warteschlangenmanagement oder die Gesichtserkennung sind zwar bekannt, werden vom Handel aber derzeit noch selten genutzt.

Eine dritte Sicherungstechnik, die noch umstritten ist, sind die sogenannten Caps , ein Mechanismus, der auf den Flaschenhals von Spirituosen oder Weine angebracht wird und nur an der Kasse entfernt werden kann. Obwohl auch hier viele Händler den Aufwand und die finanzielle Belastung beklagen, glaubt Wolters an diese Technik: „Caps gewähren nicht nur einen offenen Produktzugang und fördern damit den Abverkauf. Sie verhindern auch, dass die Flasche zum ,Antrinken’ geöffnet werden kann“, sagt der Experte. Auch im Auftrag handelnde Banden wie in Krefeld hätten mit Caps ein Problem: Versuchten diese, das Sicherungselement ohne speziellen Öffner zu entfernen, würden sie die Flasche beschädigen, ein Weiterverkauf wäre somit unmöglich.

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Bild öffnen RF-Transponder können unter ein Etikett geklebt werden. Geht
ein Kunde, ohne den Transponder entsichern zu lassen, wird
ein Alarm ausgelöst
Bild öffnen Altmodische Lösung mit Nachteilen: Das Wegsperren der Ware
verärgert Kunden und Hersteller. Ist aber ein günstiger Schutz vor
Diebstahl.
Bild öffnen Caps werden auf den Flaschenhals angebracht und verhindern
so Diebstahl und das Antrinken im Markt. ist wegen des Handling-Aufwands umstritten.
Bild öffnen Für den LEH ist das Thema Quellensicherung besonders interessant.
Jens Wolter, Key-Account-Manager bei Checkpoint Systems