Kraftstoff Spritsparen: Kostendruck beflügelt Innovationen

Motoren, die weniger Sprit schlucken, leichte Carbonaufbauten und sensible Messgeräte: Moderne Technik hilft, Kraftstoff zu sparen. Noch wichtiger aber ist der Fahrer, der das Thema verinnerlichen muss.

Montag, 03. November 2014 - Management
Heidrun Mittler
Artikelbild Spritsparen: Kostendruck beflügelt Innovationen
Die Schweizer Coop testet das erste Lieferfahrzeug
mit einem Carbon-Aufbau.
Bildquelle: Shutterstock/Coop/Kuchenmeister

Jeder Tropfen schmerzt, jeder einzelne, der im Tank verschwindet und den Zähler an der Zapfsäule zum Rotieren bringt. Sprit ist jetzt schon teuer. Und da sich die weltweiten Ölreserven dem Ende zuneigen, wird der verarbeitete Kraftstoff (also Benzin und Diesel) in Zukunft noch knapper und aller Voraussicht nach noch teurer. In Privathaushalten schluckt der Posten „Tanken“ schon einen beträchtlichen Teil vom Haushaltsgeld. Bei Logistikunternehmen, die Ware kreuz und quer durch Deutschland oder sogar Europa fahren, entscheiden Kraftstoffkosten am Ende des Geschäftsjahres mit darüber, ob rote oder schwarze Zahlen geschrieben werden. Jammern nutzt nichts: Solange das Beamen frei nach Raumschiff Enterprise oder ein vergleichbar praktisches Transportverfahren nicht erfunden sind, müssen die produzierten Güter vom Ort der Herstellung zum Ort des Verbrauchs transportiert werden – in den allermeisten Fällen legen sie die ganze oder einen Teil der Strecke auf einem Lkw zurück. Es gilt also, den Kraftstoff möglichst effizient zu nutzen. Manche Faktoren stehen fest (wie die Strecke, die man absolvieren muss). Andere aber kann man beeinflussen, die wichtigsten sind nachfolgend aufgeführt.

Ausstattung der Fahrzeuge
Gerade in den vergangenen Jahren hat sich die Automobilindustrie kräftig ins Zeug gelegt und Motoren entwickelt, die weniger Kraftstoff verbrauchen als bisherige Modelle. Hinzu kommen die Weiterentwicklungen von alternativen Antrieben wie Gas oder Elektro, die derzeit steuerlich begünstigt werden, sowie die Frage nach Emissionen (Fahren in Innenstädten?).

Weniger im Fokus stehen hingegen die Möglichkeiten, die man mit Leichtbauweise einsparen kann. So hat die Coop Schweiz gerade das weltweit erste 3,5-t-Lieferfahrzeug mit Carbon-Anbau entwickelt. Es wurde gemeinsam mit dem Zulieferer TTT The Team Composite gebaut und basiert auf einem Volkswagen Transporter. Das Fahrzeug trägt nach Firmenangaben einen Anbau aus Carbon anstelle von Stahl, das spart 500 kg Gewicht, wodurch entsprechen mehr Last transportiert werden kann. So kann die Coop laut eigener Aussage 1,5 t Nutzlast mit einem 1,5 t schweren Nutzfahrzeug transportieren. Des Weiteren minimiert eine Vakuum-Wärmedämmung die Leistung der Kühlmaschine um 60 Prozent – auch das spart Kraftstoff und senkt gleichzeitig die Lärmbelastung. Das Carbon-Lieferfahrzeug kommt ab November testweise zum Einsatz, es liefert Ware aus, die Kunden online bestellt haben.

Richtige Fahrweise
Jeder Tritt aufs Gaspedal schluckt Sprit. Deshalb ist es angebracht, vorausschauend zu fahren. Einige Tipps zum maßvollen Fahren haben wir auf Seite 24 zusammengefasst. Wer hingegen das Einspar-Potenzial voll ausschöpfen möchte, der lässt seine Fahrer von Profis schulen. Kuchenmeister-Chef Hans-Günter Trockels – der übrigens selbst einen Lkw-Führerschein besitzt – hat damit gute Erfahrungen gemacht. Das Unternehmen beschäftigt 35 Fahrer, zudem sechs Auszubildende als Berufskraftfahrer/in. 23 eigene Mercedes-Lkw transportieren für die Soester Großbäckerei Waren. Zudem gibt es einen Erdgas-Lkw und sieben, die mit Autogas betrieben werden. Ein Elektro-Lkw wird gerade für den Einsatz auf Kurzstrecken getestet. Die Schulungen zum kraftstoff-sparenden Fahren zahlen sich aus, der Durchschnittsverbrauch auf 100 km ist deutlich gesunken: 2010 noch lag er bei 28,5 l. Heute kommen die Kuchenmeister-Trucks mit 25,4 l hin. Trockels weist auf eine weitere Maßnahme hin: Auch seine Vertriebsmitarbeiter werden in punkto Spritsparen geschult.

Bei der IAA Nutzfahrzeuge-Messe in Hannover wurde ein Gerät vorgestellt, das die Fahrweise dokumentiert. Der „Fahrstilassistent Ecobart“ misst Parameter wie Beschleunigungs- und Bremsverhalten und signalisiert mit einem akustischen Signal das Überschreiten von Grenzwerten. Das Ergebnis, so Anbieter Pei Tel Communications GmbH aus Teltow, sind Treibstoffeinsparungen von bis zu 20 Prozent, zudem werden Verschleißteile wie Reifen, Bremsen oder Kupplung geschont.

Routenplanung
Schon im Vorfeld der Tour kann ordentlich gespart werden: Mittels intelligenter Routenplanung können die Strecken optimiert werden. In manchen Fällen bieten sich sogar Kooperationen mit anderen Lieferanten an – weniger Haltepunkte freuen auch den Handel, denn sie wirken sich positiv auf die Pünktlichkeit der Belieferung aus. Feststeht: Beim Thema Spritsparen ist der Kilometer der perfekte, der gar nicht erst gefahren wird.

Tipps zum richtigen Fahren

Bleifuß ade, Spritsparen ist angesagt. Egal ob 40-Tonner, Geländewagen oder Stadtauto – jeder Einzelne kann durch seine Fahrweise Kraftstoff sparen. Das macht sich positiv im Geldbeutel bemerkbar, und schont die Umwelt. Hier die wichtigsten Tipps, erarbeitet vom ADAC:

  • Schalten: Die Devise lautet möglichst schnell hochschalten, dann die Geschwindigkeit mit niedrigen Drehzahlen halten. Im Pkw am besten schon bei 2.000 Umdrehungen pro Minute schalten.
  • Möglichst wenig zurückschalten – denn anschließend muss man wieder Gas geben. Jeder Tritt aufs Gaspedal kostet Sprit.
  • Wer vorausschauend fährt, muss seltener bremsen – und vergeudet so weniger Energie, die er zuvor in die Bewegung gesteckt hat.
  • Auf Kurzstrecken verbrauchen Fahrzeuge besonders viel Sprit. In den ersten ein bis zwei Kilometern läuft der Motor erst einmal warm, dann „schluckt“ ein PKW gern einmal 30 l/100 km.
  • Auch im Leerlauf benötigt der Motor Kraftstoff, etwa einen 0,5 bis 1 l pro Stunde. Wenn man länger als 20 Sekunden steht, etwa an einer Ampel, sollte man den Motor ausschalten.
  • Abstellen des Motors ist auch an geschlossenen Bahnübergängen angesagt: Bei Nichtbeachten ist übrigens ein Verwarnungsgeld fällig.
  • Jedes Kilogramm Gewicht kostet Energie. Deshalb: Auto aufräumen, Unnötiges ausräumen. Allein ein leerer Dachgepackträger für Fahrräder schlägt mit 5 Prozent Mehrverbrauch zu Buche.
  • Klimaanlage und Heizung kosten zusätzlichen Kraftstoff. Aber auch offene Seitenfenster oder Schiebedächer beeinträchtigen die Aerodynamik und verursachen mehr Verbrauch.
  • Regelmäßig den Luftdruck der Reifen kontrollieren! Schon ein Minderdruck von 0,2 bar kostet 1 Prozent Kraftstoff, weil der Rollwiderstand erhöht ist.
  • Spezielle Leichtlauf-Reifen senken den Verbrauch und reduzieren zudem den Geräuschpegel.

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Bild öffnen Die Schweizer Coop testet das erste Lieferfahrzeug
mit einem Carbon-Aufbau.
Bild öffnen Kuchenmeister betreibt einen eigenen Azubi-
Truck, auf dem die angehenden Berufskraftfahrer
ausgebildet werden.