Fischtheke des Jahres 2010 Ausgezeichnet!

Endausscheidung in Bremerhaven zur Fischtheke des Jahres 2010. Nachhaltigkeit ist ein beherrschendes Thema.

Donnerstag, 18. November 2010 - Rückblick
Dieter Druck
Artikelbild Ausgezeichnet!
Die Jury v.Reihe v.r.: Kristin Pettersen, Norwegian Seafood Export Council; Volker Künne, Metro Group / Real; Manfred Moos,Kaufland; Thilo Schmitz, Famila. H. Reihe v.r.: Karsten Blümke, Tengelmann; Ulrich Naujoks, Dohle/HIT; Georg Schindler, Edeka Südwest; Manfred Krasemann, Rewe Group; Oliver Örtz
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Das Schaufenster Fischereihafen in Bremerhaven bot das passende maritime Umfeld für das spannende Finale der siebten Auflage des Branchenwettbewerbs Fischtheke des Jahres 2010 der LEBENSMITTEL PRAXIS. Hier trafen sich Anfang November die Teams der jeweils drei nominierten Märkte in den Kategorien Supermarkt, Verbrauchermarkt und SB-Warenhaus zur Endausscheidung.

Die Bewerbungslage und die Eindrücke bei den unangemeldeten Besuchen in den Märkten belegten erneut, dass Fisch nach wie vor zu den „Königsdisziplinen" eines frischeorientierten Handels zählt. Ein Profilierungs- und Kompetenzmerkmal der besonderen Art, dem sich verstärkt auch die kleineren Formate widmen. Das heißt, Frischfisch könnte sich künftig auf den Supermarktflächen (1.500 bis 2.300 Quadratmeter) noch stärker etablieren. Und es ist bemerkenswert, was auf diesen Flächen in den Theken inzwischen abgebildet wird. Das sind keine rudimentären „Wochenend-Angebote", sondern ansehnliche Sortimente. In den großflächigeren Formaten war eine gleichbleibend starke Konkurrenz bei stabiler Bewerberzahl zu registrieren.

Eines der zentralen Themen, auch kontrovers diskutiert, war das Kriterium Nachhaltigkeit in all seinen Facetten. Der Aspekt entwickelt sich mehr oder weniger flächendeckend und ist verglichen mit anderen Warengruppen besonders stark mit Fisch verknüpft. Das MSC-Siegel für Fische aus nachhaltiger Fischerei ist nach heutigem Stand, auch wenn für einige Theken die Zertifizierung noch läuft und das Angebot an MSC-Ware nach wie vor überschaubar ist, bereits Standard. Also kein Differenzierungs- und vielleicht auch zwangsläufig kein Qualitätsmerkmal. Und mit ASC steht schon ein neues Siegel für Aquakultur an. Oder ist es letztlich Global Gap, das sich durchsetzt? Die Strategien und Ziele der Handelsunternehmen sind in dieser Hinsicht jedenfalls als sehr ambitioniert zu bezeichnen. Damit verbunden ist natürlich die Frage, auf welche Fische verzichte ich. Wie konsequent gehe ich vor, wie stark orientiere ich mich an den aktuellen Veröffentlichungen in den Medien bzw. den Kampagnen der Verbraucherschutzorganisationen. Aal, Hai-Produkte, Rochen etc. sind heute nicht mehr in den Theken zu finden. Aber was ist mit einem Drachenkopf, wie steht's um den Rotbarsch. Unterscheidet der Verbraucher bedrohte und geschützte Arten?

Fisch ist bei allen ökologischen Facetten aber auch eine besondere Warengruppe für besondere Kunden. Das fordert gleichzeitig die Mitarbeiter am PoS. Die Themenwoche über unsere Nahrungsmittel im Fernsehen, wo Lebensmittel fast durchweg unter negativen Aspekten dargestellt wurden, dürfte nicht wirkungslos an den Konsumenten vorbeigerauscht sein. Auch die Greenpeace-Liste, der Einkaufsratgeber-Fisch ist noch relativ druckfrisch. Die ersten Reaktionen haben schon die Theke erreicht – zum Beispiel, weil Pangasius aus asiatischer Zucht jetzt als nicht empfehlenswert abgewertet wurde. Insbesondere in Zeiten verunsicherter bzw. sehr pauschal informierter Konsumenten, sind die Mitarbeiter hinter den Theken unersetzbare Informationsmittler für Aspekte wie Bio, Nachhaltigkeit oder Bestandserhaltung. Bio genießt, so der situative Eindruck, nicht den Stellenwert der vergangenen Jahre, ist aber als Differenzierungsmerkmal nicht abzuschreiben und als Langfrist-Strategie zu sehen. Das ist kein Mode-Sortiment, sondern braucht Kompetenz.

Nicht zu vergessen ist, dass Lebensmittel sehr emotional vom Verbraucher erfahren werden und Fisch in dieser Hinsicht die Spitze bildet. Hier kam man sagen, dass das Know-how vor Ort in allen Belangen überzeugte. Erstaunlich, wie detailliert und tiefgründig das Wissen zum Teil ist und wie präsent aktuelle Themen bei den Verkäufern sind. Darauf fußt eine besondere Beratungsleistung, die ich live in verschiedenen Verkaufsgesprächen vor Ort erfahren habe.

Fazit: Basis und Potenzial für Frischfisch in Bedienung sind viel versprechend. Aktuelle Trends werden abgebildet. Aber trotz aller Nachhaltigkeit: Der Genuss-Aspekt sollte nicht zu kurz kommen.


{tab=Die Nominierten}

Supermarkt
Edeka Hundrieser, Essen-Haarzopf
E-Center Prechtl, Bad Aibling
Rewe Wiesloch

Verbrauchermarkt
Edeka Kreuzberg, Koblenz
HIT-Markt, Kerpen-Sindorf
Famila, Kiel-Wik

SB-Warenhaus
Globus SB-Warenhaus, Saarlouis
Kaufland, Dallgow-Döberitz
Real, Isernhagen

{tab=Kategorie Supermarkt}

Rewe Wiesloch: Persönliche Empfehlung

Die Fischtheke im Rewe Wiesloch, einem ehemaligen Minimal-Standort, wurde vor eineinhalb Jahren umgebaut. Der Markt in einem Industriegebiet ist eine etablierte Einkaufsstätte für Frischfisch in einem kaufkräftigen, aber gleichzeitig sehr wettbewerbsintensiven Umfeld. Nach eigener Aussage kann hier von Seelachs bis Seeteufel alles verkauft werden. Die geschlossene Theke (5 m) mit Umluftkühlung ist MSC- und Bio-zertifiziert. Bio ist an diesem Standort ein Wachstumssegment und wenn verfügbar, wird für die jeweilige Fischart nur MSC-Ware angeboten. Für Dezember steht eine „Danke-Schön-Aktion" für Kunden an, mit einem Infostand zu den Themen MSC und Bio. Ein eigener Seminarraum wird für Kundenabende genutzt, die viermal im Jahr stattfinden. Breiten Raum nehmen Convenience-Produkte ein (rund 30 Artikel), die vorwiegend von Deutsche See und aus Eigenproduktion stammen. Das sind beispielsweise Lachsspieße, gekochte Muscheln, Lachspfanne mit Nudeln oder Tagliatelle mit Krabben. Ein Detail ist die „persönliche Empfehlung", selbst kreierte und intern getestete Produkte, die mit dem Konterfei des Mitarbeiters in der Theke neben dem Preisschild herausgestellt werden.

{tab=Kategorie Verbrauchermarkt}

HIT Kerpen: Konsequente Ausrichtung

Nachhaltigkeit und Bio sind zwei Aspekte, denen sich HIT (Dohle-Gruppe) schon länger verschrieben hat. Das ist auch am Standort Kerpen-Sindorf klar erkennbar. Im Thekenumfeld sowie direkt an der Ware findet der Kunde Flyer, Wandplakate und Siegel, die darauf hinweisen. Der TÜV Süd prüft hier die MSC-Vorgaben. Der Anteil von MSC-Ware beträgt immerhin 16 Prozent des Thekenumsatzes. Der liegt bei durchschnittlich 42.600 Euro im Monat. Insgesamt werden in der 8 m langen Theke ca. 80 bis 90 Produkte verkauft. Das Biosortiment (8 Prozent Umsatzanteil) ist gemessen an anderen Theken schon ansehnlich und wird weiter ausgebaut. Es ist glaubwürdig und kein Versuchsballon. So wird beispielsweise nur Bio-Pangasius angeboten und kein konventioneller. Eigenproduktion und ein relativ hoher Anteil von convenient aufbereiteten Artikeln fallen ebenso auf. Der Convenience-Anteil (eigene Herstellung) liegt bei 18 Prozent. Als Besonderheit wird gekochter, kanadischer Hummer in einem Atmos-Pack herausgestellt. Aber auch das Sortiment an Schalen- und Krustentieren insgesamt ist bemerkenswert. Ein weiterer Aspekt ist „Fisch aus der Region". Das sind in diesem Fall Felchen aus der nahe gelegenen Walmbachtalsperre.

{tab=Kategorie SB-Warenhaus}

Kaufland Dallgow: Nachhaltige Wirkung

Im neuen Glanz präsentiert sich die Fischabteilung in Kaufland Dallgow-Döberitz mit „direkter Anbindung" an die Bundeshauptstadt Berlin, ausgestattet mit mittlerer bis gehobener Kaufkraft aber auch einem wettbewerbsintensiven Umfeld. Das SB-Warenhaus (13.500 qm) besteht seit 1995. Im Frühjahr wurde groß umgebaut und die offene Fischtheke im Kundenlauf direkt an den Anfang gesetzt. Sie ist großzügig konzipiert und belegt 220 qm. Die Abteilung lässt Kunden innehalten, nicht nur aufgrund eines Lebendfischbeckens, wo mit Peitzer Fisch (Forelle, Karpfen etc.) auch der Aspekt Regionalität/Herkunft herausgestellt wird. In einer separaten Verkaufseinheit werden die knapp 40 Feinkostsalate offeriert. Augenfällig sind die Inszenierung des Themas Nachhaltigkeit und die Sortimentsbreite. Angeboten werden u.a. 64 Sorten Frischfisch, plus 13 Sorten Bio-Fisch und 36 Räucherfischartikel. Das Kaufland-Engagement in Sachen Nachhaltigkeit und Ressourcen-Schonung dokumentieren Bio-Siegel, das MSC-Siegel sowie das eigene, grüne Zeichen für Nachhaltigkeit (NHF), das z.B. bei Forellen, Saibling, Wels und Viktoriabarsch zu finden ist. Bedrohte und geschützte Arten werden konsequent nicht gehandelt.

{tab=Sonderpreis}

Lestra Bremen: Feinköstliche Alleinstellung

Das Lestra Warenhaus ist in Bremen und Umgebung ein Begriff, aber auch für Branchenkenner kein Unbekannter, der im Namen auf die Ursprünge deutet, die 40 Jahre zurückliegen. Von Geschirr und Töpfen ausgehend, wurde in dieser Zeit die Metamorphose zu einem gestandenen Feinkostanbieter vollzogen. Das Haus ist nur schwer mit üblichen Supermarktflächen zu vergleichen, deshalb wurde als Anerkennung besonderer Leistungen in diesem Jahr ein Sonderpreis vergeben. Von draußen eingebunden in ein kleines Einkaufs- und Bürocenter, wirkt es eher unscheinbar, hat es aber im wahrsten Sinn des Wortes in sich. Ein traditioneller Feinköstler mit einem gehobenen, teilweise auch ausgefallenem Angebot und entsprechender Preisstellung. Wert wird auf Alleinstellungsmerkmale gelegt, wie zum Beispiel kleinere Lieferanten oder Eigenproduktion, insbesondere bei den Feinkostsalaten. Damit einher geht ein in der Regel kaufkräftiger Kundenstamm. Nur als Anhaltspunkt: An der 13-m-Theke werden mit Frischfisch, Räucherware und Feinkostsalaten im Monat durchschnittlich 117.000 Euro umgesetzt. Die Bruttospanne liegt bei etwas mehr als 50 Prozent. Das ist schon eine respektable Marke.

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Bild öffnen Die Jury v.Reihe v.r.: Kristin Pettersen, Norwegian Seafood Export Council; Volker Künne, Metro Group / Real; Manfred Moos,Kaufland; Thilo Schmitz, Famila. H. Reihe v.r.: Karsten Blümke, Tengelmann; Ulrich Naujoks, Dohle/HIT; Georg Schindler, Edeka Südwest; Manfred Krasemann, Rewe Group; Oliver Örtz
Bild öffnen Fischbegeisterte Fachleute: (v.l.) Manuela Menger, Karl Becker, Carola Uwira und Klaus Fischer.
Bild öffnen HIT-Delegation aus Kerpen: (v.l.) Markus Faßbender, Angela Goldmann und Christian Simon.
Bild öffnen Das Kaufland-Team aus Dallgow: (v.l.) Benjamin Hammerandt, Sylke Grahl, Carsten Lindner und Olaf Langkabel.
Bild öffnen Bremer Feinkost-Quartett: (v.l.) Jörg Hasler, Markus Bott, Waltraud Hocke und Cornelius Strangemann.