Das vergangene Jahr war für den spanischen Schaumweinsektor nicht einfach, wie der Consejo Regulador D.O. Cava, ein Rat für den Schutz der Herkunftsbezeichnung, mitteilt: In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 ging der mengenmäßige Absatz von D.O.-geschütztem Cava um 12 Prozent auf 149 Millionen Flaschen zurück.
Drei verschiedene Klassen von Cava vorhanden
Allerdings war 2023 auch insgesamt ein Rekordjahr, so der Rat, dem 349 Weingüter und 6.200 Winzer mit einem Umsatz von 2.372 Millionen Euro angehören. Diese haben jedoch in den vergangenen Jahren immer mehr Probleme mit den Anforderungen, wie zum Beispiel der langen Reife des Weines und anderen Herstellungsauflagen. Diese seien bei den aktuellen Wetterschwankungen kaum noch zu finanzieren.
Seit 2020 gibt es drei verschiedene Klassen von Cava, dem in der Flasche gegärten spanischen Schaumwein. Die Einstiegskategorie ist der Cava de Guarda (neun Monate Reifung), gefolgt von der Guarda Superior (18 Monate Reifung), die ab diesem Jahr komplett ökologisch produziert werden soll. Die Cava de Guarda Superior Paraje Calificado ist eine Premium-Kategorie, die international kaum Bedeutung hat und auch nur in geringen Mengen produziert wird.
Die Nachfrage nach günstigem Schaumwein steigt seit Jahren
Dass der deutlich teurere französische Champagner seit Monaten an Absatz verliert, weil die Lust auf gewisse Luxusgüter nachgelassen hat, hilft dem deutlich günstigeren spanischen Schaumwein. Er liegt preislich zwischen deutschem Sekt und Champagner, kann aber aufgrund von Ernteausfällen, vor allem in Katalonien, die weltweite Nachfrage kaum noch befriedigen.
Das führt zu steigenden Margen – etwa beim Traditionshaus Raventós Codorníu, aber auch bei den Herstellern in der Region Extremadura. Dort lief die Weihnachtskampagne nach eigenen Angaben „sehr gut“: Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent. Die Preise wuchsen um 10 bis 15 Prozent. Für 2025 werden weitere Steigerungen erwartet.
Hohe Auszeichnung durch spanisches Landwirtschaftsministerium
Und Raventós Codorníu kann sich freuen, dass der Cava „Codorníu Ars Collecta Blanc de Noirs Reserva 2019“ pünktlich zu Weihnachten vom spanischen Landwirtschaftsministerium zum besten des Jahres ausgezeichnet wurde (Premios Alimentos de España 2024). Die Flasche kostet im Lebensmitteleinzelhandel rund 19 Euro und ist damit im Vergleich zu Marken-Champagner günstig.
Raventós Codorníu ist mit mehr als 470 Jahren das älteste Weingut Spaniens und ein Pionier in der Cava-Herstellung. So sehr, dass das Unternehmen dahinter, Raventós Codorníu, nach schwierigen Jahren inzwischen sogar Geld für Sportsponsoring hat.
Codorníu ist jetzt Sponsor von Barça
Der nach der Champagner-Methode produzierte Schaumwein aus Katalonien hat erst Ende 2024 einen Sponsorenvertrag mit dem FC Barcelona unterzeichnet. Das Unternehmen Raventós Codorníu hat sein letztes Geschäftsjahr 2023/2024, das im Juni endete, mit einem Umsatz von 232 Millionen Euro abgeschlossen, 4 Prozent mehr als im Vorjahr.
Der CEO des familiengeführten Weinunternehmens, Sergio Fuster, betonte, dass das Ergebnis mit einem Ebitda von 33 Millionen Euro „das Beste des letzten Jahrzehnts“ sei. Raventós Codorníu vermarktet derzeit 57 Millionen Flaschen pro Jahr in mehr als 50 Ländern, davon 55 Prozent Cava und 45 Prozent Wein. Im vergangenen Geschäftsjahr wurden 63 Prozent des Absatzes in Spanien und 37 Prozent auf dem internationalen Markt erzielt. Dabei entfällt ein erheblicher Anteil auf Großbritannien, Mexiko, Japan, die Schweiz, Finnland oder Brasilien.
Deutschland ist kein Hauptmarkt
Deutschland gehört nicht zu den Hauptmärkten der Katalanen. Wie Henkell Freixenet kompensieren sie den rückläufigen Weinkonsum mit der wachsenden Beliebtheit von Schaumwein. Wobei die italienische Variante, der Prosecco, zum starken Konkurrenten wird: „Eine echte Bedrohung“, meint der Madrider Weinexporteur William Long. Insgesamt konnte der spanische Cava in den ersten neun Monaten des Jahres nur auf folgenden internationalen Märkten Zuwächse verzeichnen: Schweden, Japan und Holland.
International kommen die verschiedenen Qualitätskategorien nicht so gut an
Die Qualitätsunterteilung beim Cava hat auf einigen internationalen Märkten zu Irritationen geführt, wo der Absatz in den ersten neun Monaten um 15 Prozent zurückgegangen ist. Nach Kategorien verzeichneten die Cavas de Guarda einen mengenmäßigen Rückgang von 11,72 Prozent und die von Guarda Superior von 17,15 Prozent.
Im Jahr 2023 erwirtschaftete die Schaumweinindustrie in Deutschland laut Statista einen Umsatz von rund 1,81 Milliarden Euro, doppelt so viel wie 2009. Allerdings ist der Alkoholkonsum in Deutschland in den letzten Jahren insgesamt rückläufig. Das macht sich auch beim Schaumwein bemerkbar.
Dennoch konnte Henkell Freixenet im vergangenen Geschäftsjahr 2023/2024 um 4,1 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro Umsatz zulegen. Allen Entlassungsmeldungen und Dürrewarnungen von Freixenet zum Trotz entwickelte sich das Segment der Schaumweine mit einem Umsatzplus von sechs Prozent besonders stark.
Freixenet produziert immer mehr Schaumweine ohne Herkunftsbezeichnung
Javier Pagés, Präsident des Consejo Regulador Cava D.O. hofft, dass der spanische Schaumwein durch die anspruchsvollen Herstellungsvorgaben gegenüber dem Champagner weiter an Prestige gewinnt und sich die Ernte- und Produktionssituation in Spanien bis 2025 wieder normalisiert.
Weinexporteur Long geht davon aus, dass industrielle Hersteller wie Freixenet aufgrund der schwierigen klimatischen Bedingungen langfristig immer mehr Schaumweine ohne die geschützte D.O.-Bezeichnung produzieren werden. Schon jetzt verzeichnet dieses Segment ein starkes Wachstum. Nicht nur von Freixenet ist jetzt zu hören, dass die Anforderungen an die Herkunftsbezeichnung vereinfacht werden müssten.