Spanien Mango- und Avocado-Paradies in Gefahr

Hintergrund

Intensive Landwirtschaft, Wasserknappheit und Klimawandel stellen die Versorgungssicherheit in Andalusien infrage.

Donnerstag, 06. März 2025, 08:23 Uhr
Stefanie Claudia Müller
In der südspanischen Gemeinde Axarquía werden Wälder gerodet, um für eine intensive Landwirtschaft Platz zu machen, unter anderem für Mango- und Avocadoplantagen. Bildquelle: Getty Images

Die hübsche weiß getünchte 22.000-Einwohner-Stadt Nerja, gut 50 Kilometer östlich von Málaga in Südspanien gelegen, steht sinnbildlich für das enorme Wirtschaftswachstum in Andalusien. Neben Hotels und Ferienanlagen entstehen hier vor einer bergigen Kulisse, begünstigt durch ein mildes Mikroklima, immer mehr Avocado- und Mangoplantagen. Die exotischen Früchte sind so beliebt, dass die Verbraucher in Europa sie das ganze Jahr über genießen wollen. Mangos und Avocados aus dieser Region landen auch im deutschen Lebensmitteleinzelhandel. Vor allem die Discounter profitieren von den guten Preisen. Laut Euro­stat konsumieren die Bundesbürger mehr als 100.000 Tonnen Mangos im Jahr. Und damit die Spanier nicht die teureren „Hass“-Avocados aus Marokko importieren müssen, bauen sie Avocados auch vermehrt für den eigenen Verzehr an.

Intensiver Anbau in der Kritik

Aktivisten kritisieren den zunehmenden Avocado- und Mangoanbau in Andalusien scharf, denn die steigende Nachfrage trifft auf ökologische Herausforderungen: Wasserknappheit, illegale Bewässerung und klimatische Extreme gefährden die Produktion. So glaubt der Agrarberater und Ökologe Markos Gamboa, dass sich die Phasen von Starkregen und Dürre in Spanien immer schlimmer auswirken werden. Laut dem Verband „Asociación Española de Tropicales“ erntet Spanien in dieser Saison voraussichtlich 12.000 Tonnen Mangos, 70 Prozent weniger als im Durchschnitt der Vorjahre. Zudem hat der Wasserversorger Axaragua aufgrund der angespannten Situation die Tarife erhöht. Dies könnte die Margen der Produzenten weiter unter Druck setzen und illegale Bewässerungsmethoden fördern.

Doch trotz der ökologischen Bedenken hält die spanische Agrarwirtschaft an ihrem Expansionskurs fest. Unternehmen wie Alcoaxarquía oder die Genossenschaft Trops setzen weiter auf tropische Früchte. Trops arbeitet inzwischen mit 3.500 Landwirten zusammen und exportiert in 25 Länder weltweit.
Auch spanische Investmentfonds sind mit Nachdruck in den internationalen Agrar- und Ernährungssektor vorgedrungen und investieren in der südspanischen Region Axarquía in das subtropische Segment. Julio Berbel, Professor für Agrarökonomie an der Universität von Córdoba, argumentiert indes, Avocados seien zu Unrecht zum Sündenbock der Dürre in Spanien geworden. Die in Spanien ebenfalls stark expandierende Fleischproduktion verbrauche viel mehr Wasser als eine Avocadoplantage.

Die Situation in Spanien zeigt die ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen der Mango- und Avocadoproduktion auf. Für Händler in Deutschland bedeutet das: Die Preise dürften steigen. Und die Balance zwischen Verbrauchernachfrage und ökologischer Verantwortung könnte zunehmend zur Schlüsselfrage in der Obst- und Gemüsebranche werden.