Athen hat die Akropolis, Nastätten hat Edeka Pessios! – mit diesem Werbeslogan hat Michael Pessios die Kundschaft in und um das Taunus-Städtchen neugierig gemacht, als er im April 2024 seinen Markt eröffnete. Und tatsächlich pilgern die Käufer noch heute aus einem Umkreis von elf Kilometern hierher und staunen nicht schlecht: Griechenland ist in Nastätten eingezogen! Ein Markt mit weißen Möbeln, weißer Decke, transparenten Lampenschirmen, hellem Fußboden, griechischen Stilelementen und Ornamenten. Das „stille Örtchen“ ziert auf der Tür eine Zeichnung von Göttervater Zeus. Doch Inhaber Michael Pessios ist nicht in der Schönheit der Antike mit seiner großartigen Mythologie stecken geblieben, er betreibt diesen Markt mit moderner Technik.
Bei der Gestaltung hat Pessios sich ausgetobt und seine Vorstellungen umgesetzt. Ladenbauer Wanzl hat griechisches Flair auf die gesamte Fläche gebracht, etwa eine Arkadenwand in die Obst- und Gemüse-Abteilung. Kühlmöbel-Anbieter Hauser hat sogar schwarze Schränke mit weißer Folie beklebt, damit sie ins Bild passen. „Im nächsten Markt“, erzählt der 42-jährige Kaufmann, „liefert Hauser die neuen Kühlmöbel von Anfang an in Weiß.“
Im August will er einen seiner weiteren Märkte in Taunusstein verlagern, neu ausgestattet und auf doppelt so großer Fläche. „Ich probiere gern Neues aus, möchte Innovationen umsetzen“, beschreibt Pessios seinen Charakter. In Nastätten hat er Handscanner installiert, mit denen die Käufer ohne vorige Anmeldung selbst ihre Produkte erfassen, bevor sie diese in den Einkaufswagen legen. An den SCO-Kassen bekommen sie gegebenenfalls die Altersfreigabe und bezahlen bargeldlos. Eine „Sliding Door“, also eine fest schließende Tür, die auseinandergleitet, schützt davor, dass Käufer ohne Bezahlen die Fläche verlassen. Das System ist derzeit erst in wenigen Märkten im Einsatz. Pessios ist von der Tür überzeugt, er will sie auch in Taunusstein nutzen. In Nastätten läuft schon ein Drittel des Umsatzes über Self-Scanning.
Edeka Pessios, Kindchesgarten 1, 56355 Nastätten
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 7–20 Uhr
qm Verkaufsfläche
Mitarbeiter
Artikel
traditionelle Kassen im Markt, 2 in der Bäckerei,
6 Self-Scanning-Kassen
Euro beträgt der Durchschnittsbon
Kaufmann von Kindesbeinen
Der Sohn einer Deutschen und eines Griechen ist in Mannheim aufgewachsen und hat den Handel von Kindesbeinen an erlebt: Schon als Siebenjähriger stand er im Schreibwarengeschäft seiner Eltern und hat mitbedient. Nach einer Ausbildung bei der Edeka hat er sich weiterqualifiziert, ist 2010 mit 27 Jahren in die Selbstständigkeit gewechselt. Mittlerweile hat er das Unternehmerkompetenzprogramm der Edeka absolviert und seinen dritten Markt ans Laufen gebracht.
Die Bäckerei in der Vorkassenzone managt der Kaufmann in Nastätten selbst. Hier ist ein Bezahlautomat im Einsatz, damit die Mitarbeiter nicht Geld und Backwaren anfassen. Die 45 Sitzplätze erinnern an ein Strandrestaurant in der Ägäis mit einem postkarten-ähnlichen Wandbild, das zum Träumen einlädt. Woher nimmt Michael Pessios die ganzen Gestaltungsideen? Er ist mit einer Griechin verheiratet, die Familie fährt jedes Jahr aufs Festland, gegenüber von Korfu. „Urlaub dort, das muss einfach sein“, bekennt er. Seine Frau hat dort einen Dekotrend erkannt: grüne Pflanzen, die von der Decke hängen. Jetzt sorgen solche (allerdings künstliche) in der Drogerieabteilung für Wohlbefinden.
Auf eine „heiße Theke“ verzichtet der Kaufmann. Stattdessen hat er eine gekühlte Theke installiert, in der selbst produzierter Fleischkäse oder gebratene Schnitzel kühl liegen. Wenn der Kunde zum Beispiel eine Frikadelle bestellt, kommt sie 45 Sekunden lang in einen „Highspeed-Ofen“ mit Mikrowelle. „Die Produkte sehen viel besser aus, als wenn man sie warm hält.“ Außerdem verhindert die gekühlte Präsentation Abschriften: So wäre zum Beispiel ein Fleischkäse zwei Tage lang verkaufsfähig – doch er ist ohnehin schneller abverkauft.
3 Fragen an
Alexander Schmiing, Einzelhandelskaufmann und Substitut. Er kümmert sich ums Personal und Events.
Herr Schmiing, welche Aufgaben bearbeiten Sie bei Edeka Pessios?
Alexander Schmiing: Ich mache im Unternehmen alles, was Spaß macht. Weihnachten backe ich mit Kindern Plätzchen, während ihre Eltern im Markt einkaufen. Ich organisiere Grillevents und Bier- oder Whisky-Tastings. Halte den Kontakt zu örtlichen Vereinen, was mir leichtfällt: Ich wohne hier im Ort. Außerdem besuche ich Kindergärten und Schulen und pflanze dort zum Beispiel Gemüsebeete.
Darüber hinaus sind Sie zuständig fürs Personal?
Ja, ein 24/7-Job, den ich recht frei gestalten kann. Gerade bereite ich zum Beispiel die Teilnahme an einer Jobbörse vor. Und wenn ich dann einen guten Bewerber an der Angel habe, lasse ich ihn nicht mehr los.
Edeka Pessios expandiert; im August eröffnen Sie einen
vergrößerten Markt. Wie kommen Sie an zusätzliche Mitarbeiter?
Wir haben viele Bewerbungen über unseren Tiktok-Auftritt, dort zählen wir fast 20.000 Follower. Eine Bewerbung bei uns ist unkompliziert, sie braucht nur ein paar Klicks und dauert eine Minute. Außerdem bilden wir seit Jahren aus, suchen immer zwei Azubis pro Markt. Wir fördern sie und setzen sie möglichst als Nachwuchsführungskräfte in den eigenen Reihen ein. Für die Arbeit an den Bedienungstheken setzen wir verstärkt auf Quereinsteiger, denen wir die Fachkenntnisse vor Ort beibringen. Sie müssen nur Eigeninitiative und Spaß an der Arbeit mitbringen.