Es gab Momente, da habe ich nicht dran geglaubt, den Markt eröffnen zu können“, bekennt Sven Stiegler bei der Einweihungsfeier im November 2024. Drei Jahre hat es gedauert, drei Bauleiter haben das Handtuch geworfen, ehe das Familienunternehmen Stiegler seinen neunten Markt im Einkaufszentrum Mutterstadt an den Start bringen konnte. Von der ehemaligen Real-Fläche ist heute nichts mehr zu erahnen. Die Großfläche, ein E-Center, ist technisch auf dem neuesten Stand und optisch eine Augenweide.
Doch was für die Inhaber noch wichtiger ist: Der Markt brummt, und das vom ersten Tag an. Sven Stiegler, der bei diesem Standort federführend ist: „Die Eröffnungswoche lief bombastisch, das Weihnachtsgeschäft weit über Plan. Wir haben nicht mit einem solchen Ansturm gerechnet.“
Die Stiegler-Brüder betreiben einen eigenen Backshop mit 30 Sitzplätzen – obwohl die Bäckerei Görtz nur ein paar Meter weiter ihren Standort hat. Dieser regionale Bäcker mit rund 70 Standorten hat schon zu Real-Zeiten im Einkaufszentrum eine Filiale betrieben und diese vor der Wiedereröffnung renoviert. Trotz der unmittelbaren Konkurrenz ist Sven Stiegler mit seinem Backshop „glücklich“. Der Umsatz läuft gut, weil der eigene Backshop näher an den Kassen des E-Centers liegt. „Der Kunde läuft erst bei uns vorbei, dann greifen wir ihn gleich ab“, freut sich Stiegler.
Beschriftung auf Pfälzisch
Doch zuvor erfreuen sich die Käufer am großen Sortiment und den Servicetheken Käse, Fisch, Wurst und Fleisch. Diese heißen hier allerdings „Käs, Fisch, Worschd und Fleesch“. Der Pfälzer Dialekt zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Beschilderung des Marktes. Die Regionalität spiegelt sich in allen Warengruppen wider: Je nach Saison beliefern bis zu 350 Lieferanten aus der Umgebung das E-Center. Ein Schwerpunkt liegt auf Gemüse – kein Wunder, liegt Mutterstadt doch mitten im „Gemüsegarten“ Deutschlands.
Als besonders aufwendig beschreibt Stiegler die Personalsuche für das neue Objekt. Da der Real-Markt schon 2021 geschlossen hat, musste der Edekaner bei null anfangen. Er hat über 100 Menschen eingestellt, darunter viele Quereinsteiger. „Davon sind 20 schon wieder raus“, berichtet er im Januar 2025, teilweise sind die Neuen erst gar nicht zur Arbeit gekommen. Der Inhaber ärgert sich über deren „schlechte Moral“, ist jetzt aber erleichtert, dass sich die Teams gefunden haben. Ungezählte Schulungen und Gespräche waren nötig, um die Quereinsteiger auf Kurs zu bringen.
Die Betreiber setzen Anreize, um die insgesamt 550 Mitarbeiter (alle Standorte) ans Unternehmen zu binden: betriebliche Altersvorsorge, Jobrad, Weihnachtsfeiern, Feste für die ganze Familie, Corporate Benefits und Rabattaktionen, um nur einige zu nennen. Wenn es finanziell mal wirklich schwierig für einen Angestellten wird, helfen die Stieglers sogar mit einem Darlehen aus.
Genossenschaftlicher Gedanke
Ein Garant dafür, dass die Abläufe im Markt funktionieren: die vielen Töchter und Söhne von Kaufleuten, die in der Pfalz ihre Weiterbildung machen und Erfahrungen sammeln. „Uns ist bewusst, dass die jungen Leute bald wieder gehen. Aber wir leben den genossenschaftlichen Gedanken“, so Sven Stiegler. Die „Pälzer Buwe“, wie sie sich selbst nennen, haben selbst davon profitiert: Sven hat bei den Hiebers gearbeitet, sein Bruder Benjamin bei Ueltzhöfers.
Auch wenn der neunte Markt viele Nerven gekostet hat, steht gedanklich doch schon der zehnte im Raum. „Eigentlich wollten wir mal zwei Jahre Pause machen“, erzählt Sven Stiegler, „doch jetzt hat sich eine tolle Gelegenheit ergeben.“ Und schon planen die Stieglers ihr zehntes Objekt, einen mittelgroßen Markt, natürlich wieder mitten in der Pfalz.
E-Center Stiegler, An der Fohlenweide 21, 67112 Mutterstadt
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 7–22 Uhr
qm Verkaufsfläche
Mitarbeiter (Köpfe)
Artikel
Kassen, plus 4 SCO-Terminals
Parkplätze (fürs Einkaufszentrum kostenfrei)
Mio. Euro Jahresumsatz (geplant)
3 Fragen an
Thorsten Arns. Der Marktleiter kennt die Fläche, weil er dort bis 2021 bereits Real-Geschäftsleiter war.
Herr Arns, bemerken Sie Unterschiede bei der Kundschaft vom alten Real zum neuen Edeka-Center?
Thorsten Arns: Ja, tatsächlich! Wir haben jetzt viel mehr Kunden, die bio-affiner sind, und welche, die stärker das regionale Angebot schätzen. Mir fällt weiter auf, dass mehr Bestager bei uns im Markt einkaufen.
Was unternehmen Sie, um den Durchschnittsbon beim Einkauf zu steigern?
Wir machen saisonale Aufbauten, zurzeit platzieren wir zum Beispiel Erkältungstee neben Ingwer, Zitrone und Orangen. Außerdem planen wir Verkostungen von regionalen Partnern. Und wir setzen Kaufanreize über Gewinnspiele mit Lieferanten.
Stieglers haben im Markt viel moderne Technik eingesetzt. Welche Neuerung macht Ihnen persönlich denn besonderen Spaß?
Oh, der Rücknahme-Automat von Tomra, den wir auch flapsig „Waschmaschine“ nennen. Für uns ein Plus, weil wir damit das leidige Thema Leergut beschleunigen und das Handling vereinfachen können. Damit sind wir Vorreiter in der Edeka-Welt, den Automaten hat noch kaum jemand im Einsatz. Wie das funktioniert? Die Kunden müssen ihre leeren Behälter nicht mehr einzeln einlegen oder anfassen, sie können sie alle auf einmal in die Trommel geben. Das geht erheblich schneller als bei herkömmlichen Leergutrücknahme-Automaten.