E-Centers, Warnow Park, Rostock Blaupause für Großes

Erlebniseinkauf bekommt im E-Center im Rostocker Warnow Park einen ganz neuen Zungenschlag. Der Kunde kann dort in viele verschiedene Food-Stationen abtauchen.

Mittwoch, 13. März 2019 - Ladenreportagen
Silke Hoyer
Artikelbild Blaupause für Großes
Das Frische-Theater mit Marktplatzcharakter ist direkt am Eingang platziert, um Besucher des Warnow-Parks anzulocken.
Bildquelle: Martin Börner

Die von der Edeka trauen sich was. Drei lange Jahre hat die Geschäftsführung der Edeka Nord SB-Warenhaus mit den Mitarbeitern der Regie sämtliche Innovationen und Ideen zusammengetragen, die die Handelswelt zu bieten hat. Nichts war verrückt genug, um im Projekt „Markt 2020“ diskutiert zu werden. Dann ging es Schlag auf Schlag. Nach nur sechs Monaten Umbauzeit wurde im November 2018 in Rostock Lütten-Klein auf der Fläche des ehemaligen Marktkaufs ein Edeka-Center eröffnet, das der Kunde eher in Berlin oder Hamburg erwarten würde.
Doch die Stadt am Meer ist im Kommen. Viele Rostocker, die ihr Glück in der Ferne gesucht haben, kehren zurück, und Tausende von Touristen entdecken jedes Jahr die Stadt. Mit ihnen allen kommt langsam wieder Geld nach Rostock und seine umliegenden Städte. Gründe genug, um den Erfolg des E-Centers im Warnow Park zu garantieren.
Erfolg verspricht auch das Konzept, das Uwe Seifert, Geschäftsführer der Edeka Nord SB-Warenhaus, und sein Team mit Hilfe des Ladenbauers Schweitzer umgesetzt haben und das als Blaupause für die Großfläche von Edeka Nord dienen soll. So erhält das E-Center seinen Charakter durch modulare Warenwelten, die im Markt ungewöhnlich platziert sind und ihn dadurch beleben. Die Module können bei Bedarf verkleinert oder innerhalb des Markts verschoben werden. Langeweile kann nicht aufkommen. Sogenannte Highlight-Wände mit Fotos dienen der Orientierung und zeigen dem Kunden schon von Weitem, welche Warenwelt ihn erwartet. Diese werden aber auch genutzt, um konventionelle Sortimente aufzupeppen. Der Getränkebereich zum Beispiel bekommt durch eine Regalplatzierung nach Farben einen eher ungewöhnlichen Anstrich.
Auch die Sortiments-Stationen selbst halten so manches Aha-Erlebnis bereit und laden den Konsumenten ein, den Hauptkundenstrom zu verlassen und in eine neue Warenwelt zu tauchen. Die Highlight-Wände werden auch genutzt, um jungen Unternehmen die Möglichkeit zu geben, ihre Innovationen zu präsentieren. So definieren beispielsweise Start-ups wie Tante Tomate oder Ankerkraut mit ungewöhnlichen Artikeln in einem außergewöhnlichen Design die Gewürzabteilung neu. In der Foodstarter-Erlebniswelt bekommen 78 junge Unternehmen die Chance, ihre Ideen einem breiten Publikum bekannt zu machen, und experimentierfreudige Kunden die Möglichkeit, etwa im Insektenregal Protein-Alternativen in der Lebensmittelbranche zu unterstützen.
Regionale Unternehmen finden in den Erlebniswelten ebenfalls ihren Raum. „Sobald es in dem Sortiment einen Anbieter aus der Region gibt, wird er gelistet“, erklärt Marktleiter Peter Schulz. Beispiel: Aus einem Milchautomaten können sich die Kunden frische, regionale Milch vom Bauer Van der Ham aus Bollewick abzapfen.
Die typischen Foodsortimente kommen genauso frisch und modern daher. Bereits in dem 1.000 Quadratmeter großen Frische-Theater, das den Eingangsbereich des Marktes in einen Wochenmarkt verwandelt, wird an die Neugier der Kunden appelliert. Der Bereich ist völlig offen und lädt durch seine Atmosphäre auch Besucher des Warnow Parks ein, die eigentlich gar nicht in das E-Center wollten. Obst, Gemüse, Blumen werden hell ausgeleuchtet und an verschiedenen Stationen platziert. An einer Salatbar können die Kunden aus 30 verschiedenen Salaten aus der Edeka-Eigenproduktion und verschiedenen selbst produzierten Smoothies wählen, aus acht Automaten fließt gesunder Saft. In einer Station aus hellem Holz, die separat angefertigt wurde, bekommt der Konsument verschiedene Nusssorten von Sunny Day.
Ein ungewöhnlicher Hingucker und Kundenmagnet im Frische-Theater sind die High-Tech-Kleingewächshäuser des Start-ups Infarm. Hier werden bekannte Küchenkräuter gezüchtet und viermal die Woche vor den Augen der Kunden geerntet. „Die Ernte ist nicht nur ein Werbegag, sondern ein starker Umsatzbringer“, sagt Peter Schulz. Rumgesprochen hat sich auch die Qualität der untervermieteten Sushi-Abteilung. Sie ist die umsatzstärkste im Norden. Seinen räumlichen Abschluss bekommt das Frische-Theater durch die zweigeteilte Käsetheke. In Bedienung finden Käseliebhaber etwa 280 frischen Käse, 40 Bio-Käse und 40 Feinkostsalate. Auf der Rückseite findet der eilige Kunde auch SB-Käse. Fleisch- und Käseabteilung wurden hier bewusst getrennt. „Viele unserer vegetarischen Kunden haben uns widergespiegelt, dass sie den Verkauf von Wurst, Fleisch und Käse in Generalunion nicht besonders appetitlich finden“, sagt Schulz. Außerdem können sich Fleisch- und Käseverkäufer durch die Trennung intensiv ihrem Metier widmen, strahlen größere Fachkompetenz aus und müssen nicht zwischen Fleisch und Käse springen.
Die Fleisch-Bedientheke ist im rechten Winkel aufgebaut, sodass sich der Kunde einen besseren Überblick über das Angebot verschaffen kann. Außer Fleisch von regionalen Partnern gibt es auch internationale Ware wie Charoluxe aus Frankreich, Irish Beef, Neuseeland Beef, Ibérico-Schwein und das wohl beste Fleisch der Welt: Umai Miyazaki Wagyu. Ein Hingucker ist der Dry-aged-Beef-Schrank, in dem neben Steakware, die zwischen vier und sechs Wochen reift, auch Fleisch vom Kobe-Rind gereift wird. „Der Preis für 100 Gramm Dry-aged-Beef liegt bei etwa 40 Euro“, sagt Schulz.
Auch bei Bio-Produkten verfolgt das E-Center ein spezielles Konzept. Etwa 3.500 Produkte von Bio-Lieferanten werden in einer separaten Abteilung inszeniert. Bio-Artikel konventioneller Hersteller wurden den entsprechenden Sortimenten zugeordnet. „Das strahlt Solidität aus, und unsere Kunden müssen nicht lange suchen“, erklärt Schulz.
Raum für all diese Ideen und so manche Food-Neuheit gibt es auf den 8.500 Quadratmeter des E-Centers locker. Der Lebensmittel-Anteil wurde auf rund 70 Prozent erhöht, das Nonfood-Angebot dagegen gestrafft. Bei Textilien und in der Elektroabteilung gibt es nur noch Basics. Das in Mecklenburg-Vorpommern typische Interesse an Handarbeit erklärt die ungewöhnlich große Home-und-Living-Abteilung. Auch auf die Drogeriesektion wollte Edeka nicht verzichten und hat sie thematisch für Männer, Frauen oder Liebhaber für Naturkosmetik gestaltet.
Die Experimentierfreude zeigt sich auch in verschiedenen digitalen Elementen. So können Weinliebhaber über ein digitales Tool einen Fachberater anfordern, der darauf über seine Smart-Watch hingewiesen wird. Wird dieses Feature von den Kunden angenommen, sollen alle Fachabteilungen so ausgestattet werden.
Digitalisierung findet sich im Kassenbereich ebenfalls. Hier kann der Kunde an zwei Tunnelscannern bezahlen. Außerdem gibt es vier Self-Scanner-Kassen. Schlangenbildung wird vermieden und der gute Eindruck des Kunden nicht durch lange Wartezeiten beim Bezahlen konterkariert.

Fakten im Fokus:
8.500 qm Verkaufsfläche
120 Mitarbeiter
8,7 Mio. Euro Investitionen
70 Prozent Foodanteil
rund 70.000 Artikel

von montags bis mittwochs: 8 - 20 Uhr
von donnerstags bis Samstags: 8 - 21 Uhr

 
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E-Center im Warnow Park Rigaer Strasse 5, 18107 Rostock
Das E-Center gilt als Zukunftsplan für die Großfläche von Edeka Nord. Die Warenwelten wurden in Form von Modulen zusammengestellt und können für kleinere Flächen heruntergebrochen und problemlos im Markt verschoben werden.
Der Frischebereich ist auf 70 Prozent ausgeweitet, der Nonfoodbereich dagegen verkleinert worden. Die Warenpalette reicht von Innovationen junger Unternehmen und regionalen Spezialitäten über Eigenmarken-Artikeln bis hin zu Produkten von Ankermietern wie Depot.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Attraktive Foodwelten wie der Backshop geben dem E-Center eine besondere Atmosphäre.
Bild öffnen Das Frische-Theater mit Marktplatzcharakter ist direkt am Eingang platziert, um Besucher des Warnow-Parks anzulocken.
Bild öffnen Der Fokus im E-Center liegt auf Frische, die hell ausgeleuchtet präsentiert wird.
Bild öffnen Die in Gewächshäusern selbst gezüchteten Küchenkräuter werden viermal die Woche vor den Augen der Kunden geerntet.
Bild öffnen Mancher Rostocker kommt allein wegen der Sushibar in den Markt, um sich für die Mittagspause zu versorgen.
Bild öffnen Ein Kundenmagnet ist der Automat, an dem Bauer Van der Ham aus Bollewick frische Milch verkauft.
Bild öffnen Käsetheke und Fleischerei sind getrennt. So kann sich das Personal auf eine Warengruppe konzentrieren.
Bild öffnen Highlight-Zonen inszenieren die Produkte und verstärken deren emotionale Wirkung.
Bild öffnen Installationen, Illustrationen und die Ware selbst dienen der Orientierung und der Inspiration.
Bild öffnen Helles Holz und hell ausgeleuchtete Ware ziehen sich durch den gesamten Markt.
Bild öffnen Die Nussbar wurde separat für das E-Center angefertigt.
Bild öffnen Klar strukturiert werden die Tiefkühlsortimente präsentiert.
Bild öffnen Woher welches Ei kommt, ist mit Hilfe der Eierwand klar erkennbar.
Bild öffnen Produkte der Online-Foodstarter-Plattform der Edeka werden offline präsentiert.

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