Zeitgemäße Wohlfühlatmosphäre ohne großen Schnickschnack - das war die konzeptionelle Basis für Edeka-Kaufmann Peter Wehrmann beim Neubau des Supermarktes in Kirchlengern. Die Gemeinde mit rund 16.000 Einwohnern im Kreis Herford (Regierungsbezirk Detmold) befindet sich im Nordosten von Nordrhein-Westfalen. Die Gemeinde liegt rund 25 Kilometer nördlich von Bielefeld.
Der 2.100 Quadratmeter große Markt ist Teil eines kleinen Einkaufszentrums, das Aldi Nord (bereits umgestellt auf das neue Konzept), Ernsting, Reisebüro, Lottoannahmestelle, Schuhgeschäft und einen Friseur zusammenführt. Der Standort mit Lebensmittel-Einzelhandel besteht seit mehr als 50 Jahren, seit 1995 unter Edeka und ist eine von insgesamt fünf Filialen, die Wehrmann in der Region betreibt. Im Oktober 2017 eröffnete der neue Markt am alten Standort. „Ein persönlicher Markt mit Tradition, der geprägt ist durch einen besonders engen Kundenkontakt“, beschreibt Wehrmann. Ins Neudeutsche übersetzt: ein „straighter“ Supermarkt mit individuellen Details.
Betonkernaktivierung, Wärmerückführung, CO2 als Kältemittel oder LED auf der gesamten Fläche dokumentieren dabei den heutigen energietechnischen Stand.
Fakten im Fokus
- Verkaufsfläche: 2.100 qm (inklusive integriertem Getränkemarkt)
- Mitarbeiter: 90
- gelistete Artikel: 25.000
- Stehkassen: 7
- Durchschnittbon: 26 Euro
- Öffnungszeiten: 7-21 Uhr, montags bis samstags
Die richtige Ausleuchtung von Fläche und Ware ist ein zentraler Punkt der „Wohlfühlatmosphäre à la Wehrmann“. Hinzu kommt eine individuelle Farbgebung an Wand und Decke, die zusammen mit wechselnden Deckenelementen, zum Beispiel über den Bedientheken sowie der Obst- und Gemüseabteilung, die Verkaufsfläche strukturieren. Die Farb- und Lichtkonzepte entwickelte der holländische Ladendesigner Jaap Meekmar.
Ein großzügiger Grüngürtel, sprich Grün- und Blühpflanzen sowie Schnittblumen, empfängt den Kunden im Eingangsbereich. „Ein erster Hingucker und atmosphärischer Baustein“, beschreibt Wehrmann diese Fläche. Hier siedeln auch ein Anbieter südländischer Spezialitäten mit Pizza, Pasta und anderen mediterranen Speisen sowie Schäfer‘s, das zuletzt modernisierte und deutlich aufgewertete Backshop-Format der Edeka Minden-Hannover mit Café.
Es folgen im Anschluss an den offen gestalteten Eingangsbereich im Kundenlauf zur rechten Hand Convenience- und To-go-Produkte, die auch aus der eigenen dort integrierten Schnippelküche stammen. Das Ganze ist deutlich sichtbar übertitelt mit Frisch & Fertig. Dann folgt direkt die farblich von einem Lindgrün geprägte Obst- und Gemüseabteilung. Hier gefallen einfache Verkaufsmöbel und Regale mit geraden Linien sowie die Warenpräsentation in einfachen, meist grünen Kunststoffsteigen. Der Blick geht auf die Ware. Zweitplatzierungen werden behutsam eingesetzt, zum Beispiel auf individuellen Aktionstischen aus schwarzen Stahlprofilen und Holztafeln. Ansonsten sind die Aktionsartikel auf den Gondelköpfen platziert.
Die Auswahl von Produkten aus der Region ist in diesem Landstrich mit hoher landwirtschaftlicher Erzeugerdichte entsprechend groß. Porträts der jeweiligen Gärtner und Landwirte verstärken die Authentizität und Glaubwürdigkeit des Angebotes und dokumentieren, dass in Kirchlengern „regional“ ziemlich eng ausgelegt wird. Auch können sich die Erzeuger mit ihren Produkten auf dieser Fläche von Zeit zu Zeit mit kleinen Marktständen persönlich präsentieren. Im Gegensatz zu den städtisch geprägten Standorten von Wehrmann ist in Kirchlengern das Bio-Angebot nicht so ausgeprägt, aber das breite Alnatura-Sortiment sticht schon ins Auge.
In der Marktbäckerei, schieben die Mitarbeiter tiefgekühlte und gekühlte Teiglinge mehrmals täglich in die Öfen. Rund 70 Artikel werden angeboten. An der Fleischtheke, dem Hoheitsgebiet von Metzgermeister Henry Jansen, hat ein Upgrading eingesetzt. Dem Kundenanspruch und der Nachfrage folgend, wird verstärkt hochwertiges Fleisch angeboten, vom irischen Black Angus, über Charoluxe, argentinisches Rindfleisch von Blockhouse, Simmentaler, US-Beef aus Dakota bis hin zum Dry-aged-Beef aus der zentralen Wehrmannschen Reifekammer in Herford. Eine weitere Besonderheit ist Fleisch vom Kräuterschwein, das mit einer speziellen Futtermischung aus Italien großgezogen wird. Für das Lokalkolorit sorgen Wurstwaren von der Landmetzgerei Schuster und der Metzgerei Spengemann, die mit eigenen Fachgeschäften in Kirchlengern präsent sind. Darüber hinaus betreibt Spengemann die Wurstbraterei in einem Verkaufswagen auf dem großzügigen Parkplatz. Der wiederum empfiehlt sich, weil die Mehrheit der Kunden mit dem Auto vorfährt.
Jansen ist einer der Protagonisten in den Radiospots von Edeka Wehrmann und parliert dort nicht über den Preis, sondern über das, was er Besonderes anzubieten hat, macht ein wenig Warenkunde und gibt Tipps, wie man das Ganze auf den Tisch bringt.
Die Heiße Theke bietet überwiegend Klassiker sowie ein wechselndes Mittagsgericht zum Mitnehmen oder zum Direktverzehr im Café. Wurst und Käse sowie Frischfisch komplettieren die insgesamt 24 Meter lange Thekenfront. Der Frischfisch wird in einem Rondell präsentiert, über dem eine von innenbeleuchtete Spirale (Energiezeichen) die Blicke auf sich zieht. Auch eine Idee des holländischen Ladendesigners. Seelachs, Kabeljau, in diesen Tagen der Skrei, Dorade. Steinbeißer sowie Forellen und Karpfen vom „Karpfen Peter“ prägen ein ausgesuchtes, überschaubares Sortiment. Hauptlieferanten sind Deutsche See und Transgourmet. Dazu kommt ein Räucherfischsortiment, das vornehmlich aus dem eigenen Räucherofen im Markt gespeist wird. Die Fischverantwortliche Pia Schierbaum räuchert Stremel, Rollmöpse, Makrelen, Butter und Forellen sowie Lachs. Teilweise greift sie dabei auf Ready-to-Smoke-Produkte zurück.
Der Getränkemarkt ist integriert und steuert rund neun Prozent zum Gesamtumsatz bei. Beim Bier dominieren regionale Marken und bayerische Spezialitäten. In der Weinabteilung hat der Kunde die Auswahl zwischen 550 Tropfen (Wein und Sekt) . Besonders herausgestellt wird der „Wein des Monats“, als persönliche Empfehlung. Bei Kauf einer 6er-Kiste gibt es eine Flasche gratis dazu.
Sieben Stehkassen sind Grundlage eines schnellen Check-outs, der nahezu alle Bezahlmöglichkeiten inklusive Bargeldservice bietet. Nur der Self-Check-Out ist in Kirchlengern noch kein Thema, muss ja auch nicht.
Das Konzept und die mit Neubau verbundene Aufwertung des Standorts kommt an. Das aufgelaufene Umsatzplus nach dem Neubau beziffert Wehrmann mit 30 Prozent. Das ist ordentlich.
Schnell gelesen
E-Center Wehrmann, Mindener Strasse 33, 32278 Kirchlengern
- Kompakter Supermarkt, auf den Standort in mehr oder weniger ländlicher Ortsrandlage zugeschnitten.
- Fortschreitende Aufwertung der Sortimente als Differenzierungsmerkmal des Vollsortimenters zum benachbarten Harddiscounter
- Starke regionale Prägung insbesondere in den Frischesortimenten. Regionalität wird eng definiert.
- Licht, Deckenelemente und Farben sind die Elemente, um die 2.100 Quadratmeter Verkaufsfläche zu strukturieren.
- Große Weinabteilung in einer klassischen Bierregion.