Schlachtbranche Deutschland zahlt wenig

Schlachtunternehmen in Deutschland zahlen ihren Arbeitskräften durchschnittlich 33.700 Euro brutto im Jahr. Das sind laut EU-Statistik 17 Prozent weniger als in Frankreich und 42 Prozent weniger als in Dänemark.

Dienstag, 03. Dezember 2013 - Industrie-Archiv
Lebensmittel Praxis

Dort geben die Unternehmen 40.800 Euro bzw. 58.300 Euro je Arbeitskraft aus. Auch in den Niederlanden und Belgien liegt der Verdienst von Schlachthofarbeitern mit mehr als 40.000 Euro jährlich deutlich über dem ihrer Kollegen in Deutschland.

Zudem geben deutsche und niederländische Schlachtunternehmen ihre wirtschaftliche Leistung am wenigsten an die Beschäftigten weiter. Zu diesem Schluss kommt das Thünen-Institut für Marktanalyse in Braunschweig. Es hat ermittelt, wie hoch der Anteil der Personalkosten an der Bruttowertschöpfung (BWS) der Unternehmen ist. Demnach setzen in Deutschland und den Niederlanden die Schlachtunternehmen weniger als 60 Prozent der BWS für ihre Arbeitskräfte ein. In Dänemark, Belgien und Frankreich sind es zwischen 73 und 85 Prozent.

Ein weiteres auffälliges Merkmal der deutschen Schlachtbranche ist, dass hier überdurchschnittlich viele Leiharbeiter eingesetzt werden. In den Niederlanden verhält es sich ähnlich. Deutschland wird jedoch nicht als Lohnstandort genutzt. Dann würden Schweine zum Schlachten nach Deutschland geliefert, und aus Deutschland würden Schlachthälften oder Fleischteilstücke wieder zurück in die Lieferländer gesandt. Die Außenhandelsstatistik zeigt zwar, dass gerade niederländische und belgische Landwirte zunehmend Schlachtschweine nach Deutschland liefern. Jedoch gab es keine außergewöhnlichen Zuwächse von Re-Exporten in diese Länder. Vielmehr vermarkten die deutschen Schlachthöfe das Fleisch unabhängig von seiner Herkunft.

„Allerdings ist anzumerken, dass mehrere dänische Unternehmen Schlachtstandorte in Deutschland übernommen haben", sagt Dr. Josef Efken vom Thünen-Institut für Marktanalyse. Die Vermutung liege nahe, dass die günstigen Arbeitskosten ein Grund für diese Entscheidung waren.

Für die Analysen wurde Daten vom statistischen Amt der Europäischen Union und vom Statistischen Bundesamt ausgewertet. Das Thünen-Institut ist eines von vier Bundesforschungsinstituten, die im Zuge der Neustrukturierung des BMELV-Forschungsbereichs gemäß dem „Konzept für eine zukunftsfähige Ressortforschung im Geschäftsbereich des BMELV" entstanden sind.