Radeberger Verdacht auf Pfandflaschen-Betrug

Die zum Oetker-Konzern gehörende Radeberger-Gruppe mit Hauptsitz in Frankfurt steht im Verdacht, Pfandschummelei zu betreiben. Es geht darum, ob der Partner, die mexikanische Grupo Modelo, Flaschen tatsächlich wiederbefüllt.

Freitag, 06. Juli 2012 - Industrie-Archiv
Lebensmittel Praxis

Die Deutsche Umwelthilfe wirft der Radeberger-Gruppe vor, rechtswidrig nur 8 statt 25 Cent für die Bierflaschen aus Mexiko zu erheben und fordert einen vorläufigen Verkaufsstopp für das Bier Corona Extra. Denn bei den Flaschen handele es sich in Wahrheit um Einweg- und nicht um Mehrwegflaschen. Radeberger teilt mit, dass stets nur neue Corona-Flaschen nach Deutschland kommen und verweist auf noch nicht beantwortete Nachfragen in Mexiko. Wenn die dorthin zurückgeschickten leeren Flaschen nicht wiederbefüllt und in anderen Ländern als Mehrwegflasche verkauft werden, müssten gemäß der deutschen Verpackungsverordnung eigentlich 25 Cent Pfand erhoben werden. Das wäre gerade im Einzelverkauf ein großer Nachteil. «Wir haben nicht umsonst Kästen angeschafft und gemeinsam mit Grupo Modelo Transportwege und Transportkosten in Kauf genommen», betonte ein Sprecher der Radeberger-Gruppe. Man sehe kein Verschulden auf deutscher Seite.

Im hartumkämpften Biermarkt summieren sich Centbeträge schnell zu Millionensummen. Angeblich werden 4,5 Mio. l Corona jährlich in Deutschland abgesetzt. Derzeit steht Aussage gegen Aussage. Die Grupo Modelo lässt via Madrid wissen, so berichtet dpa, dass alle Flaschen aus Deutschland via Antwerpen zurück nach Guadalajara in Mexiko verschifft, dort gespült und mit Bier wiederbefüllt würden. Gegenüber der Umwelthilfe sagte hingegen Joaquin Ávalos von der Grupo Modelo in Guadalajara, dass keine Flaschen zurückkämen, es würden stets nur neue gebraucht. Radeberger teilt mit, Corona Extra vertrete im deutschen Biermarkt einen eindeutigen Premiumanspruch. Daher setze der Markenhalter für Deutschland ausschließlich Neuglas ein, um einen ansprechenden Auftritt der Marke ohne Reibringe und andere Gebrauchsspuren sicherzustellen. Um aber nur acht statt 25 Cent Pfand nehmen zu dürfen, schreibt die deutsche Verpackungsverordnung eindeutig vor, dass Flaschen mehrfach zum gleichen Zweck wiederverwendet werden. Radeberger weiter: Die Grupo Modelo habe bestätigt, dass die aus Deutschland zurückgeführten Flaschen wieder befüllt und in anderen Märkten wiederverwendet werden. Man habe dieses globale Mehrwegsystem mit einem zweistelligen Millionenbetrag aufgebaut.

Das bedeutet, nach dem Corona-Genuss in Deutschland müsste die Flasche noch mindestens zweimal in Mexiko wiederbefüllt und in anderen Ländern als Mehrwegflasche genutzt werden. Aber Radeberger kann auf Anfrage bisdato kein anderes Land nennen, wo Corona als Mehrwegflasche verkauft wird. Es wird auf die andere Zeitzone in Mexiko verwiesen, man brauche Zeit zur Klärung, sagt ein Sprecher. Streng genommen würde es sich um eine Ordnungswidrigkeit handeln, sollte es tatsächlich einen Pfand-Schummel geben. Dann wäre zunächst das hessische Umweltministerium am Zuge, da die Radeberger-Gruppe ihren Sitz in Frankfurt hat.