Westfleisch Wird europäische Genossenschaft

Westfleisch, Deutschlands drittgrößtes Fleischwarenunternehmen, wird eine Societas Cooperativa Europea (SCE), eine europäische Genossenschaft. Das haben die Mitglieder bei ihrer gestrigen Generalversammlung mit großer Mehrheit beschlossen. Von den 126 stimmberechtigten, anwesenden Mitgliedern votierten nur vier mit Nein. 96,8 Prozent stimmten dem Vorschlag des Vorstandes auf Umfirmierung zu. Nun werden alle nötigen formaljuristischen Schritte eingeleitet. Vermutlich wird die Umfirmierung von Westfleisch eG zu Westfleisch SCE im Herbst 2015 Realität.

Donnerstag, 11. Juni 2015 - Industrie-Archiv
LEBENSMITTEL PRAXIS
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Harmonisch verlief auch die Vorstellung des Geschäftsberichts. Kein Wunder, war doch das Wirtschaftsjahr 2014 von Rekorden geprägt und lag deutlich über dem Bundestrend: Mit erstmals 948.800 t (Exportquote: 43,5 Prozent) legte der Absatz um 4,7 Prozent zu, der Umsatz blieb nahezu konstant bei 2,51 Mrd. Euro (+ 0,3 Prozent), was dennoch einen neuen Höchststand bedeutet.

Erstmalig wurden 349.800 Rinder (+ 6 Prozent), 62.850 Kälber (+5,5 Prozent) und 7,6 Mio. Schweine (+2,4 Prozent) geschlachtet. Auch die Produktionsleistung der SB-Verpackungen nahm zu: bei Fleisch um 8 Prozent, bei Wurstwaren um 18,8 Prozent und bei Convenience-Artikeln um 16 Prozent.

Der Jahresüberschuss nach Steuern erreichte erstmals im Konzern 12,6 Mio. Euro (+ 4,2 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr). Dividenden auf Geschäftsguthaben und Aktien werden jeweils mit 4,5 Prozent dotiert, der Sonderbonus für Vertragsbetriebe wird auf 2,8 Mio. Euro (+ 1,1 Mio. Euro) angehoben. 2013 hatten die Ukraine-Krise und ein Exportstopp nach China die 4.100 Genossenschaftsmitglieder hart getroffen. 2014 legte die Zahl der Mitglieder um 99 zu.

Die Konzentration in der wettbewerbsintensiven Fleischbranche hält an: 2014 hat Westfleisch den Fleischwarenhersteller und Aldi-Lieferanten Aldenhoven in Gelsenkirchen übernommen, von Gausepohl die Rindersparte. Die eigene Aktion Tierwohl wurde zugunsten der Brancheninitiative Tierwohl eingestellt, und im September soll Christian Leding designierter Nachfolger von Westfleisch-Chef Dr. Helfried Giesen werden. Der Wegfall der Milchquote zum 1. April 2015 hat sich bereits 2014 bemerkbar gemacht: Die Milchkuhbestände wachsen, die Branche rechnet mit spürbar mehr Mastkälbern.

Grillen wurde 2014 zum „Bilanzfaktor“ bei Westfleisch: 22 Mio. Grillfackeln lieferte der Tochterbetrieb Westfalenland aus. Das Grillgeschäft insgesamt wuchs um 14 Prozent. Auch die Nachfrage nach Burger und Steaks hält ungebrochen an. Bei der heutigen Generalversammlung in Münster stimmen die Mitglieder am Nachmittag über einen Vorschlag des Vorstands ab, sich künftig für die Rechtsform einer europäischen Genossenschaft Societas Cooperativa Europea (SCE) zu entscheiden. Mit ihr will das Unternehmen den Handel innerhalb der EU vereinfachen.