In einer noch nie da gewesenen Pandemie weiterhin seine Innovationskraft zu beweisen ist schon eine besondere Leistung. Und der Handel honoriert das mit der HIT-Auszeichnung 2021. Die Auszeichnung der Lebensmittel Praxis spiegelt die Wertschätzung des Handels gegenüber den Herstellern wider, die jedes Jahr aufs Neue Innovationen in die Regale bringen, Ranges ausweiten oder sich auch mal neu erfinden. Der Blick auf die HIT-Produkte 2021 zeigt aber ebenso, wie sehr die Menschen in Corona-Zeiten auf vertraute Marken und Hersteller setzen. Diese geben den Konsumenten unterbewusst das Gefühl von Halt in Momenten, wo sich fast täglich die Ver- und Gebote ändern. Dass die Belegschaften in den Supermärkten und Discountern seit gut anderthalb Jahren unter schwierigen Bedingungen ihre Frau und ihren Mann stehen, steht außer Frage. Der LEH wurde darüber hinaus noch mehr zum Anlaufpunkt außerhalb der eigenen vier Wände. Wo sollte man auch hin, wenn Kneipen, Theater und Sportvereine zu waren? Dann ging man in den vertrauten Markt und kaufte vertraute Marken.
Während man im Supermarkt quasi an vorderster Front kämpfte, stellten sich die Unternehmen anderen Herausforderungen: ein Teil der Belegschaft im Homeoffice, keine Besuche bei Rohstofflieferanten in fernen Ländern, keine Messen und Veranstaltungen oder Aktionen am Point of Sale mit Personal.
Stattdessen verbrachte man viel Zeit mit sich selbst, dem Aufbau von neuen Arbeitsstrukturen, anderen Meetingkulturen oder der Frage, wie man eigentlich neue Mitarbeiter auf Distanz bestmöglich ins Unternehmen integriert – onboardet, wie der Personaler sagt. Alles nicht ganz trivial und dennoch von vielen Unternehmen inzwischen sehr gut gelöst. Die Pandemie hat die Arbeitswelt verändert. Oder die Veränderung beschleunigt? Auf jeden Fall zeigen auch die HIT-Produkte, dass die Unternehmen der Lebensmittelwelt die Herausforderung gemeistert haben.
Krise als Innovationstreiber
Schon Mitte 2020 stellte Dr. Volker Zimmermann von der KfW fest, dass gerade mittelständische Unternehmen verstärkt mit Innovationen auf die Corona-Krise reagieren. Bereits 27 Prozent der Unternehmen hatten zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Pandemie Produkt-, Prozess- oder Geschäftsmodellinnovationen eingeführt. Einschließlich der Unternehmen, die dies noch planten, belief sich der Anteil auf 43 Prozent. Allerdings basierten die coronabedingten Innovationen zum damaligen Zeitpunkt seltener auf Forschung und Entwicklung, sondern wurden nahezu ohne Vorlaufzeit in den Unternehmen umgesetzt. Zimmermann befürchtete seinerzeit, dass tiefer gehende Innovationsvorhaben in der Krise zeitlich gestreckt, im Umfang verringert oder ganz aufgegeben würden. Er zeigte sich besorgt, dass sich die Corona-Krise negativ auf grundlegende Innovationen auswirken könnte. Vielleicht trifft das auf viele Branchen zu, aber mit dem Abstand von einem Jahr lässt sich sagen, dass die Lebensmittelwirtschaft ungebremst an Neuerungen arbeitet.
Mobilität anders gedacht
Ein gutes Beispiel dafür dreht gerade in Köln seine Runden: ein Kiosk, eine SIM-Karte, vier Räder, 32 verschiedene Snacks – und kein Fahrer an Bord. In diesen Tagen rollt der europaweit erste autonom fahrende Kiosk für erste technische Tests durch das Carlswerk in Köln. Das „Snack Mobil“ von Rewe digital und Vodafone versorgt Passanten und Büroarbeiter vor Ort mit Essen und Getränken. Bestellen kann schon bald jeder. Es reicht ein kurzes Winken, dann hält der selbstfahrende Kiosk an. Zudem steuert das Snack Mobil in den kommenden Monaten vordefinierte Haltestellen an. Die Auswahl der Snacks erfolgt direkt am Kiosk, bezahlt wird mit dem Smartphone. Im Alltag fährt der mobile Kiosk mit einer maximalen Geschwindigkeit von 6 Kilometern pro Stunde den Gewerbe-Campus im Carlswerk von 10 bis 16 Uhr in Dauerschleife ab. Im Gepäck hat das Mobil eine Auswahl an Erfrischungsgetränken, Süßigkeiten und gesunden Snacks.
Solche Innovationen zu sehen macht Freude. Wenn zur nächsten Fußball-EM dann das Biermobil mit Frischgezapftem durchs Dorf fährt, sind wir wieder einen innovativen Schritt weiter.