USA: Interview mit Charles Butt H-E-B: Here Everything’s Better

Die LP sprach mit Charles Butt, CEO der US-Handelskette H-E-B, über den Supermarkt-Einkauf als Erlebnis.

Freitag, 26. Juni 2015 - Hersteller
Tobias Dünnebacke
Artikelbild H-E-B: Here Everything’s Better
Frisches Brot und Tortillas: Die Kette Mi Tienda ist spezialisiert auf Latinoprodukte.

1905 fing alles an, als die resolute Florence Butt ihren ersten H-E-B-Supermarkt (H-E-B steht für Howard E. Butt den jüngsten Sohn von Florence Butt) in Texas eröffnete. Mittlerweile ist daraus ein Imperium mit 21 Mrd. USD (18,7 Mrd. Euro) geworden und fast 400 Filialen in Texas und Mexiko. H-E-B ist immer noch ein Familienunternehmen und hält Platz 15 auf der Forbes-Liste der größten Privatunternehmen in den USA. 2010 wurde H-E-B zum Händler des Jahres gewählt und zählt zu den Top 25 Lebensmittel-Einzelhändlern der Vereinigten Staaten. Jährlich werden 5 Prozent des Gewinns vor Steuern für wohltätige Zwecke gespendet.

Den Unternehmenserfolg garantieren mehrere Faktoren: Zum einen wird auf verschiedene Storekonzepte gesetzt und zum anderen wird der Kunde am PoS sehr gut beraten und unterhalten. Außerdem geht man je nach Standort auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kunden vor Ort ein, denn H-E-B investiert eine Menge in detaillierte Standortanalysen. Das resultiert in an den jeweiligen Standort angepasste Sortimente.

Für H-E-B ist es aber genauso wichtig, eine einladende, ja fast gemütliche Store-Atmosphäre zu bieten. Ruhezonen mit leiser Musik und Palmen laden die Kunden zum Verweilen ein. Fast alle Märkte bieten frisch zubereitetes Sushi , frisch gepresste Säfte und frische Guacamole sowie Salsa an.

Bekannt ist H-E-B für seine Kochvorführungen am PoS, mit Köchen aus der Szene und voll ausgestatteten Küchen. Die verschiedene Gerichte können die Kunden probieren, Fragen stellen und die Rezeptkarten mit den dazu gehörenden Produkten direkt mit nach Hause nehmen und nachkochen.

Für ganz Eilige bietet H-E-B die Gerichte in Aluschalen an. Immer wieder gibt es Koch-Motto-Wochen und die Kunden können sich anmelden, um sich in die Geheimnisse von den Profis einweihen zu lassen.

H-E-B wird seit 1971 von Charles Butt, dem Enkel von Florence Butt geleitet, zunächst als Präsident und seit 2010 auch als CEO und Vorstandsvorsitzender.

Zur Person
Charles Butt ist Jahrgang 1938 und hat einen Masterabschluss in Betriebswirtschaft von der renommierten Harvard Business School.
Unter seiner Leitung hat sich das Unternehmen zu dem entwickelt, was es heute ist: 1971 betrug der jährliche Umsatz 250 Mio. USD, heute sind es 21 Mrd. USD. Sein Privatvermögen wird auf 12 Mrd. USD geschätzt.

Charles, H-E-B ist eines der erfolgreichsten Handelsunternehmen in den USA, worauf begründet sich dieser Erfolg?
Charles Butt: Wir haben erkannt, dass der Verbraucher nicht nur einkaufen will, sondern er möchte unterhalten und begeistert werden. Der Einkauf soll ein Erlebnis sein.

Wie stellt sich das H-E-B Erfolgsrezept in der Praxis dar?
Zum einen setzen wir auf unterschiedliche Storekonzepte , auf Service in Form von individueller Beratung und Unterhaltung. Dazu kommt ein diversifiziertes, breites Angebot, was uns von der Konkurrenz unterscheidet.

Würden Sie das für unsere Leser näher beschreiben?
Mit drei unterschiedlichen Ladenkonzepten bedienen wir verschiedene Ansprüche. Neben der klassischen Supermarktkette H-E-B Foods , bieten wir für den anspruchsvolleren Kunden den H-E-B Central Market , eine Gourmet-Supermarktkette. Hier verkaufen wir eine breite Bio-Range und internationale, nicht alltägliche Spezialitäten, wie eine große Auswahl an internationalen Weinen, Bieren und Käse höchster Qualität. Eine stilechte europäische Bäckerei und unser Café on the Run, mit einer feinen Auswahl an frischem Convenience Gerichten komplettiert der hochwertige Angebot. . Außerdem bieten wir Koch- und Weinschulungen und ein erstklassiges Catering. Die meisten Central Markets haben zudem eine Außenveranda, wo wir mehrmals die Woche Livemusik und dazu Gourmetsnacks offerieren.

Ein weiteres Storekonzept ist H-E-B Plus , hier setzen wir auf eine gut sortierte Auswahl an Non-Food-Artikeln, wie Haushaltswaren, Spielzeug, DIY-Artikel etc.

Unsere Mi Tienda Kette ist spezialisiert auf Latinoprodukte. Wir gehen dort auf die besondern Wünsche der südamerikanischen Bevölkerung ein und verkaufen frisches Brot, Tortillas, Tacos, Tamales sowie Fleisch und Geflügel.

Und last but not least Joe V’s Smart Shop. Vorbild hierzu ist der deutsche Discounter Aldi. Hier offerieren wir, so wie Aldi, nur ein beschränktes Sortiment an Artikeln des täglichen Bedarfs zu niedrigen Preisen.

Neben den unterschiedlichen Storekonzepten, was ist Ihnen noch wichtig?
Wir haben erkannt, dass viele Amerikaner sich schlecht ernähren, zu fett, zu süß, und zu wenig Vitamine und Nährstoffe. Deshalb haben wir in jedem Outlet speziell ausgebildete Mitarbeiter, die die Kunden in Bezug auf Ernährungsfragen beraten und auf Wunsch Ernährungspläne erstellen. Außerdem führen wir eine breite Palette an Nahrungsergänzungsmitteln und Bioprodukten. Unsere Ernährungsberater gehen auch in die lokalen Schulen und halten Vorträge über gesunde Ernährung und laden Schüler in den Supermarkt zur Schulung vor Ort ein. Denn das sind unsere Kunden von morgen. Ebenso wichtig ist für uns, die amerikanischen und lokalen Farmer zu unterstützen und so führen wir viele einheimischen Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch und haben ein enges und vertrauensvolles Verhältnis zu unseren Lieferanten aufgebaut.

Welche Trends sind für H-E-B wichtig, bzw. sehen Sie?
Wir sind bekannt dafür, dass die Kunden bei uns Produkte finden, die sie sonst nur schwer bekommen. Wir haben eine große Auswahl an internationalen Spezialitäten, wie zum Beispiel aus Asien und Lateinamerika, aber immer wichtiger werden auch Produkte aus dem europäischen Raum, denn Europa bietet hochwertige Qualitätsprodukte, die unser anspruchsvolles Klientel wünscht. Ein für uns wichtiger und attraktiver Trend ist die Kombination Supermarkt und Restaurant. Wir bieten in einigen unserer Outlets neben dem Café on the Run, gehobene Restaurantküche mit Bedienung an. Im Gegensatz zu WalMart oder Target, die Flächen zum Beispiel an McDonalds, Pizza Hut und Starbucks vermieten, haben wir uns entschlossen hauseigene Restaurants zu betreiben. Die Restaurants, wie unser Table 57, wird von unserer Kundschaft dankend angenommen und wir werden dies weiter forcieren und ausbauen.

Was halten Sie von TTIP, dem geplanten Freihandelsabkommen mit Europa?
Das ist eine gute Frage, wir als H-E-B begrüßen dies, da die europäischen Lebensmittel einen wesentlich höheren Qualitätsstandard haben, als die US-amerikanischen und wir unserer Kundschaft nur das Beste bieten möchten. Das ist ja auch unser Motto: Here Everything’s Better.

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Bild öffnen „Wir haben erkannt, dass sich viele Amerikaner schlecht ernähren: zu fett, zu süß, und zu wenig Vitamine.“ Butt setzt auf speziell ausgebildete Ernährungsberater.
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