Bargeldversorgung Notstand ausgeblieben

Neue Regeln der Deutschen Bundesbank für die Versorgung des Handels mit Münzgeld sorgten zu Beginn des Jahres für Unruhe. Die erwartete Wechselgeld-Knappheit blieb zwar aus. Allerdings wird das Wechselgeld immer teurer.

Dienstag, 23. August 2011 - Handel-Archiv
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Hintergrund: Bevor das Geld aus dem Handel wieder bei den Geschäftsbanken landet, wandert ein großer Teil davon über die Deutsche Bundesbank. In den noch 47 sogenannten Cash-Centern der Notenbank werden nach Informationen der dpa noch gut 60 Prozent des Bargeldaufkommens gezählt und geprüft. Die Bundesbank will jedoch 50 Prozent des sogenannten Banknotenrecyclings dem Markt überlassen und bis Ende 2015 ihr Filialnetz auf 35 verkleinern.

Damit ändert sich zweierlei: Zum einen will die Bundesbank Münzgeld nur noch in sogenannten sortenreinen Normcontainern ausgeben. Wer alle acht Münzsorten auf einen Schlag bestellt, wird mit 5 t Hartgeld im Wert von 314.000 Euro beliefert. Zum anderen darf seit dem 1. Mai die Bargeldversorgung nur noch über Konten von Kreditinstituten oder Wertdienstleistern abgewickelt werden, die eine Zulassung der Finanzaufsicht Bafin nach dem Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG) haben.

Um „bis zu 300 Prozent" könne sich die Bargeldbeschaffung verteuern, befürchtete damals Josef Sanktjohanser, Präsident des Einzelhandelsverbandes HDE. In der Regel fiel die Verteuerung jedoch geringer aus. Es gebe zwar Händler, die nun bis zu 50 Cent pro Münzrollen zahlen müssten, die sie vorher kostenlos bekommen hatten, sagt HDE-Sprecher Ulrich Binnebößel gegenüber der dpa. Dies seien jedoch Ausreißer. Dennoch gingen die Kosten bei allen in eine Richtung: „nach oben". Ein eher skurriles Beispiel: Eine Rolle mit 50 1-Cent-Stücken könne laut Binnebößel durchaus einen Euro kosten: 50 Cent Nennwert der Münzen plus 50 Cent Gebühr.

Im Schnitt werde jede Münzrolle durch die Neuregelungen jedoch lediglich zwischen vier und sieben Cent teurer, so HDE-Geschäftsführer Stefan Genth. Weil das Handling für Banken und Dienstleister mit mehr Aufwand verbunden ist, fallen bei kleineren Bestellungen höhere Gebühren an. Dennoch rechne es sich für den Handel weiterhin, wenn Kunden ihre Rechnungen in bar beglichen, denn eine Kartenzahlung koste den Händler deutlich mehr, so der HDE.

Die Befürchtung, es könne zu einer Wechselgeld-Knappheit kommen, ist in den vergangenen Monaten nicht eingetroffen. Die Bundesbank hatte für die Normcontainer immerhin eine Übergangsregelung mit unbestimmter Frist eingebaut. So können Geld- und Werttransporteure vorerst weiterhin auch kleinere Mengen Münzgeld ordern.