Wenn der MLF zur Arbeitstagung ruft, dann lassen sich selbst die obersten Chefs von Edeka und Rewe nicht lange bitten. Schließlich vertritt der Verein der Mittelständischen Lebensmittelfilialisten (MLF) erfolgreiche Kaufleute, meist Mehrbetriebsunternehmer, die gemeinsam einen Umsatz von weit mehr als 6 Milliarden Euro repräsentieren. Dementsprechend zählten zu den Gästen der Tagung in der Neuwieder Food Akademie Markus Mosa (Edeka) ebenso wie Lionel Souque (Rewe) und als Gast Matthias Bruch (Globus).
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Übergabe des Staffelstabs: Friedhelm Dornseifer hat nach fast 30 Jahren im Amt den Vorsitz des MLF an Stefan Lenk abgegeben (siehe LP-Ausgabe 10). Viele Weggefährten des 76-Jährigen waren gekommen, um ihn für seine unermüdliche Arbeit zu würdigen. „Friedhelm, wir hatten wunderbare Jahre mit dir“, so Jan Frauen, Vorsitzender des MLF-Beirats, frei nach Udo Lindenberg. Gleichzeitig versprach er: „Wir gehen neue Wege des Erfolgs“, mit Stefan Lenk an der Spitze. Der Neue, Rewe-Kaufmann wie sein Vorgänger, versprach „unabhängig von Farbe und Größe“ die Interessen der MLF-Kaufleute zu vertreten.
Auch die MLF-Juniorengruppe hat zwei neue Vorsitzende präsentiert. Julia Schlotmann-Honsel (Edeka Honsel) und Moritz Lenk (Rewe Lenk) sind die neuen Gesichter an der Spitze der Jungkaufleute.
So ausgewogen das Farbenspiel innerhalb des Vereins auch sein mag – auf der Bühne traten die Unterschiede zwischen Edeka und Rewe deutlich hervor. Markus Mosa aus der Hamburger Edeka-Zentrale konfrontierte die anwesenden Markenartikler mit der Aussage: „Wir brauchen Marken, aber nicht um jeden Preis!“ Dabei adressierte er in erster Linie internationale Hersteller mit starken Marken, „die eine Rendite jenseits von 30 Prozent erzielen.“ An die Kaufleute gerichtet bestärkte er, dass Edeka in naher Zukunft nicht auf den gedruckten Handzettel verzichten werde.
Dauerbrenner Handzettel
Die Diskussion um den Handzettel sieht Rewe-Chef Souque komplett anders: Man drucke ja auch keine Flug- und Zugtickets mehr aus. Zudem erwartet der Kölner Konzernlenker, dass der Gesetzgeber die Frage in den nächsten drei bis fünf Jahren ohnehin regeln wird und dann Handzettel digital werden.
Souque erläuterte auch, warum die Rewe Group die Kooperation mit Payback beendet: Sein Unternehmen strebe die Hoheit über die Kundendaten an und wolle selbst als Absender eines entsprechenden Kundenbindungsprogramms auftreten.
Matthias Bruch, Inhaber der Globus-Märkte, stellte auf der Tagung die Philosophie seines Unternehmens und seiner Großflächen vor. Auch wenn er nicht der MLF-Gruppe angehört, so besuchten die Teilnehmer mit großem Elan die Globus-Markthalle in Koblenz. Außerdem macht die Gruppe bei Rewe Glück in Rengsdorf Station.
Nils Janßen, Bereichsleiter Personalentwicklung von Lidl Deutschland, präsentierte seine Ideen zum Thema Recruiting und Mitarbeiterbindung. Im Anschluss daran stellten die Gastgeber ihr schauspielerisches Talent unter Beweis. Thorsten Fuchs, Schulleiter der Food Akademie Neuwied, und sein Team demonstrierten auf der Bühne, warum künstliche Intelligenz und Technik im Lebensmittelhandel (noch) nicht die entscheidenden Erfolgsfaktoren sind.
Freude aufs Wiedersehen: Die nächste MLF-Sitzung findet von 24. bis 27. September 2023 bei Jan Meifert (Edeka Meyer’s) in Kiel statt.
