Drucksache Keine Werbung in eigener Sache

Das darf nicht wahr sein!

Dienstag, 24. Februar 2015 - Management
Dieter Druck

Die Satire steht auf einem festen, rechtlichen Fundament. Der Zigarettenhersteller BAT hat für seine Marke Lucky Strike zur Jahrtausendwende und 2003 mit den Vornamen nicht weiter beschriebener Testimonials namens Dieter und Ernst August eine an aktuellen Geschehnissen aufgehängte Plakatkampagne inszeniert. Ohne gefragt zu haben. Im Falle des eher für seinen „Lucky Punch“ bekannten, blaublütigen Fotografen-Neurotikers mit Blasenschwäche stand unter einer zerknüllten Lucky-Strike-Packung: „War das Ernst? Oder August?“. Das literarische Lebenswerk der blonden Superstar-Suchmaschine, das passagenweise, vielleicht wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten, geschwärzt werden musste, wurde mit der Darstellung entsprechender Buchseiten und dem Satz „Schau mal, lieber Dieter, so einfach schreibt man super Bücher“ spöttisch gewürdigt. Damit sahen die beiden Persönlichkeiten ihre Persönlichkeitsrechte mit Füßen getreten und klagten. Aber bereits 2 008 entschied der Bundesgerichtshof gegen sie. Das missfiel dem Prinzen, der sonst die Verteidigung seiner Rechte selbst in die Hand nimmt. Ähnlich erging es dem Ex-Barden und Dauerjuror, dessen Interpretation für die Würde der Persönlichkeit Anderer sicherlich weiter gesteckt ist als im eigenen Fall. Jetzt der finale Schlag der letzten Instanz: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte wies die Klage ab. Aber Vorsicht ihr Kreativen: Ich würde z. B. Symbolkraft und rechtliche Folgen einer Pipi-Pfütze mit der Frage „War das....?“ (siehe oben) nicht unterschätzen. Beide Typen sind impulsiv und empfindlich, was die persönlichen Rechte angeht.