Fleisch aus tiergerechter Aufzucht wird es im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel geben. Während die Rewe dabei auf ein Label bzw. ein allgemeines Vermarktungskonzept im Sinne einer Branchenlösung hofft (ähnlich wie bei QS), möchte Klaus Dohle das Ganze (zumindest zu Beginn) für seine HIT-Märkte auch als Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz nutzen. Gleich mehrere Handelskonzepte stehen vor der Marktreife – ein Riesenschritt und ein echtes Thema für die Branche. Als Vorreiter gelten auf dem Gebiet die Schweiz, Österreich sowie die Niederlande.
Hersteller-Konzepte sind bereits auf dem Markt: Westfleisch mit der Aktion Tierwohl, außerdem z.?B. Produkte und Strategien von Friki (Plukon Food) und Wiesenhof (PHW). Das alles ist dem Vegetarierbund und der Partei Mensch/Tier/Umwelt viel zu wenig. Deren Vertreter wagten sich als Außenseiter in die Höhle des Löwen und diskutierten beim 20. Deutschen Fleischkongress auf dem Petersberg kräftig mit. Und da es beim Grill-Event am Abend auch fleischlose Kost gab, mussten sie – während die Branche in bester Feierlaune war – auch nicht darben.
Für beste Unterhaltung sorgte als Überraschungsgast aus der Schweiz der Schiedsrichter Urs Meier, der für das ZDF Fußball-Länderspiele kommentiert. Sein Landsmann Chris Reich stellte mit seiner Mannschaft ein Wintergrill-Event der Extraklasse auf die Beine. Themen, die nicht nur die Preisträger bewegen, sondern nahezu die gesamte Branche waren neben Nachhaltigkeit und Tierwohl, verschiedene Gastrokonzepte sowie die Nachwuchsgewinnung und -förderung. Bio kann im Fleisch-/Wurst-Bereich trotz der vielen Skandale so gut wie nicht profitieren. Regionalität ist der stärkere Trend.
Die Fleisch-Star-Gewinner
Der Hit in Erding wurde mit den Fleisch-Star in der Kategorie „Verkaufsflächen bis 1.500 qm“ ausgezeichnet. Viele Artikel sind aus eigener Herstellung: u.a. 16 Bratwurstsorten und diverse Braten. Convenience-Artikel nehmen breiten Raum in der Theke ein. Geflügel der Marke „Nature & Respect“ wurde nur pflanzlich gefüttert und wuchs in natürlicher Auslaufhaltung auf. Für „schnelle“ Kunden ist die Grillstation. Belegte Brötchen liefert die Thekenmannschaft auch an umliegende Schulen.
Das E-Center Bienemann in Dinslaken war in der Kategorie „Verkaufsflächen zwischen 1.500 und 3.000 qm“ erfolgreich: An der Theke finden fast immer Aktionen statt, mal eine Italien-Woche, dann 7 Artikel, die zu 77 Cent je 100 g verkauft werden, aber auch Exotisches wie „Metzger trifft Bäcker“ . Für Abwechslung und Vielfalt sorgen auch Springbock und Strauß sowie täglich wechselnde Fertigmenüs zum Mitnehmen. Jeden Mittwoch gibt es „kesselfrische Fleischwurst“. Viele Artikel werden selbst hergestellt.
Der Markt von Rewe-Kaufmann Robert Schäfer in Niederkassel erhielt den Fleisch-Star in der Kategorie „Verkaufsflächen zwischen 3.00 und 5.000 qm“. Regionalität wird hier gelebt: Das Schweinefleisch-Angebot konzentriert sich auf das „Eifelschwein“ (kurze Transportwege, artgerechte Haltung). Lokale Produkte gibt es ebenfalls: Petersberger Roséweinschinken, Löwenburger Rosmarinschinken, Leberwurst aus dem Siebengebirge. Für den Gastro-Bereich arbeiten drei Köche.
Das Kaufland in Waldshut-Tiengen ist Preisträger bei den „Verkaufsflächen über 5.000 qm“. Das Geothermie-Haus bietet viel Hochpreisiges (z.B. diverse Leberpasteten, Irish- und US-Beef). Mehr als die Hälfte der Kunden an der Bedientheke sind Schweizer. Die Landmetzgerei Heinzelmann ist ein regionaler Lieferant. Das Kaufland ist oft Testmarkt, zuletzt etwa für irisches Rindfleisch der Marke „Nature’s Meadow“. In der Theke gibt es auch Straußenfleisch.
Alle Links zum Fleisch-Star des Jahres 2012
- Der Marketingpreis
- Der Fleisch-Star-Ausbildungspreis
- Die Diskutanten und Referenten
- Die Juroren
- Das sagen die Sponsoren
- 20 Jahre Fleischkongress - Stimmen aus der Branche