Auf dem Petersberg werden Politik und Geschäfte gemacht – das war schon immer so. Es hat Signalcharakter, wenn Clemens Tönnies hier vor der versammelten Branche den Bundesgeschäftsführer des Deutschen Tierschutzbundes im Arm und gleichzeitig doch auch im Schwitzkasten hält. Man wolle gemeinsam die Branche voranbringen, aber sich unter Druck und Zeitnot setzen zu lassen, das prallt am größten deutschen Fleischvermarkter ab. Seine Steherqualitäten hatte Tönnies erst einen Tag zuvor bewiesen, als er vor dem Essener Landgericht stand (wegen des Mischungsverhältnisses von Rinder- und Schweinehack bei SB-Packungen).
Klartext sprach auch Dr. Ingo Stryck von Wiesenhof, der erläuterte, warum Bio-Geflügel seiner Meinung nach nur ein Nischenthema in Deutschland bleiben werde. Den drei Mal so hohen Preis (verglichen mit konventioneller Ware) sei kaum jemand bereit, oder auch in der Lage, zu bezahlen. Kurt Herl, Mitglied der Geschäftsleitung beim Nahversorger Okle, rief die Anwesenden auf: „Missionieren Sie, lassen Sie uns dem Verbraucher erklären, dass wir klasse Produkte haben!" Man dürfe sich nicht ständig von den Medien in eine verruchte Ecke drücken lassen. Die Qualität und die Kontrollen deutscher Lebensmittel seien gut und zählten zu den besten auf der Welt. Das ging bei vielen im Publikum runter wie Öl, denn mit der Branche, die ständig irgendwie am Pranger steht, leiden die, die in ihr arbeiten.
Dem will die LP mit dem Fleischkongress etwas entgegensetzen, die Leistungen der Branche würdigen, ihr helfen, ihr Image zu verbessern, Perspektiven aufzeigen. Was diese Veranstaltung ausmacht, ist der partnerschaftliche Umgang miteinander. Die Teilnehmer sind mehr als nur Publikum, sie sind Partner, stehen mit uns im Dialog, entwickeln mit uns Ideen, redaktionelle Themen, Round-Table-Gespräche oder auch neue Projekte wie den Fleisch-Star-Ausbildungspreis. 2012 steht das große Jubiläum an: 20 Jahre Fleischkongress, die Vollgas-Veranstaltung! Seien sie dabei, und fallen Sie uns bis dahin nicht vom Fleisch!