Ende Juni schallte es aus allen Kanälen – Funk, Fernsehen, Internet, Zeitungen: „Strafzölle auf US-Produkte wie Whisk(e)y, Erdnussbutter, Kidneybohnen, Mais, Reis aber auch Jeans und Motorräder führen zu massiven Preiserhöhungen.“ Massive Preiserhöhungen für Wein, Mandeln und Steaks aus den USA? Jetzt und hier?
Wir fragen nach: „Eine Preiserhöhung für US-amerikanische Lebensmittel kann ich derzeit nicht feststellen“, sagt Filialgeschäftsführer Torsten Scherer beim Tegut in Marburg-Wehrda.
Bei den Szenarium handelt es sich wohl eher um ein laues Lüftchen als um einen Preishurrikan. Ja, US-amerikanische Lebensmittel werden teurer. Das bestätigt der Präsident der Außenhandelsvereinigung des deutschen Einzelhandels, Matthias Händle. Ein Grund für Hamsterkäufe sei dies aber nicht. Aus zwei Gründen: „Zum einen liegen Waren bereits in den Lagern. Zum anderen verhindert der harte Wettbewerb im deutschen Handel, dass höhere Importkosten eins zu eins an die Verbraucher weitergereicht werden“, rückt Händle das Ganze ins rechte Licht.
Zudem werden die Deutschen immer mehr zu globalen Shoppern. „Unsere Studie zeigt, dass es im Supermarkt bei Waren des täglichen Bedarfs für viele Verbraucher oft keine Ländergrenze mehr gibt. Und die Herkunft ist heute auch ein gewichtiges Kaufkriterium“, erläutert Ingo Schier, Vorsitzender der Geschäftsführung von Nielsen Deutschland. „Bei uns gehen zum Beispiel Oreos seit Jahren. Die Verbraucher kennen diesen Keks-Artikel und kaufen ihn – mit oder ohne Trump an der US-Regierung“, so Filialgeschäftsführer Torsten Scherer.
Und zweitens, weil es bei in Deutschland verbrauchten US-amerikanischen Lebensmitteln um eher geringe Mengen geht. Das Paradebeispiel Erdnussbutter: Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt in Deutschland bei 70 Gramm und wird den Bundesbürger im Durchschnitt 36 Cent 2018 kosten, ist vom Statistik-Portal „Statista“ zu erfahren. Von den 600 Milliliter Whisk(e)y, die der Durchschnittsdeutsche im Jahr trinkt, stammen rund 45 Prozent aus den USA, also ungefähr 270 Milliliter. Bei den Whisk(e)y-Ausgaben von 10,72 Euro pro Kopf gerechnet, entfallen fünf Euro auf Sorten aus den USA.
Und drittens, weil vor allem bei Erzeugnissen, die in der EU weiterverarbeitet werden – wie etwa Tomaten zu Ketchup – keine großen Preissprünge und damit verbunden auch keine Absatzeinbußen drohen. Denn hier werden zwar die erhöhten Zölle auf die Ursprungserzeugnisse fällig, der wesentlich größere Kostenanteil für Aufbereitung und Verpackung bleibt aber unverändert.
Die Nachfrage nach US-Lebensmitteln wird zwar stets von der politischen Großwetterlage mitbestimmt – aber halt nur bedingt. So wie Italien, Spanien oder die Schweiz gehört die Themenwelt „USA“ für den Lebensmittelhandel einfach dazu. Beispiele gibt es zu Hauf: Ob die Regalwand „USA“ bei Rewe Nieth in Wangen oder die Bewerbung von US-Spezialitäten im Flugblatt der Tegut-Filiale Marburg- Wehrda zu Beginn des Jahres. Lidl läutete bundesweit vom 29. Januar bis 3. Februar den kurz darauf anstehenden Super Bowl in den USA mit einer Burger-Woche ein. Aldi Süd wirbt zum Wochenende der KW 32 über einen Radiospot für US-Beefsteak.
Einen negativen „Trump-Effekt“ spüren auch US-Hersteller, die hierzulande präsent sind, nicht. Im Gegenteil: „Im ersten Halbjahr des aktuellen Geschäftsjahres können wir bei Rocky Mountain Marshmallows ein Umsatzwachstum von 27 Prozent sowie eine Absatzsteigerung von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichnen“ ist von Genuport zu erfahren. Erfreulich auch der US-Whisk(e)y-Markt in Deutschland. Karin Dietrich, Corporate Relations Director Central Europe bei Diageo Deutschland, nennt Zahlen: „Die Whisk(e)ys aus den USA weisen mit einem Umsatzplus von 2,4 Prozent und einem Absatzplus von 3,4 Prozent erfreuliche Werte auf“. Gar 7 Prozent mehr kalifornischer Wein wurde 2017 in Deutschland getrunken, vermeldet Paul Mollemann vom Wine Institute of California.
Und es soll weiter aufwärts gehen. Dafür tun die Hersteller so einiges. So, wie die rund 6.000 kalifornischen Mandelbauern, die ihr Image mit vielfältigen Nachhaltigkeitsaspekten stärken wollen.
Diageo baut seit einigen Jahren auf die Zusammenarbeit mit dem Designkollektiv „The Dudes“ aus Berlin. Gemeinsam haben die beiden Kooperationspartner zwei „Bulleit x The Dudes“ Kollektionen auf den Markt gebracht. Bei der diesjährigen „Bright Trade Show“, der führenden Fachmesse für Streetwear, Skateboarding und Boardsport in Berlin, traten die Partner als Gastgeber auf der Closing Party auf. Im Laufe der Zusammenarbeit wurden verschiedene Tools, wie der „Hau den Lukas“ oder das „Wheel of Misfortune“, entwickelt, die als Tools auf unterschiedlichen Events eingesetzt werden sollen, um damit Konsumenten interaktiv an die Marke zu binden.