Länder-Report Italien Pasta e basta!

Die italienische Küche steht bei den Deutschen hoch im Kurs. Deshalb ist die feine Kost aus dem Süden auch vom Handel gefragt. Der sucht vor allem Originale.

Dienstag, 05. Juni 2018 - Länderreports
Myrjam Dobesch, Michaela Henneke
Artikelbild Pasta e basta!
Bildquelle: Carsten Hoppen

Italien hat circa 60,5 Millionen Einwohner und ist mit rund 53 Millionen Touristen jährlich eines der beliebtesten Reiseziele weltweit. Was macht die Faszination dieses südeuropäischen Landes aus, dessen Bewohnern ein feuriges Temperament zugeschrieben wird? Mit Sicherheit spielen die kulturelle sowie kulinarische Vielfalt hier eine Rolle. Der italienischen Küche wird attestiert, dass sie eine der einflussreichsten Landesküchen der Welt sei. Essen hat in Italien einen hohen Stellenwert im Alltag, und ist ein unverzichtbarer Bestandteil der nationalen Kultur.

Da wundert es nicht, dass die italienische Nahrungsmittelbranche nach Aussage von Germany Trade & Invest (GTAI) eine der Kernsektoren der italienischen Wirtschaft ist. Produkte aus Italien sind laut GTAI Exportschlager und erreichten jährlich neue Rekordwerte. Der anspruchsvolle Binnenmarkt bietet andererseits auch gute Chancen für deutsche Unternehmen. Auf Handelsseite mischt Lidl mittlerweile an der Spitze der italienischen Discount-Szene mit und Aldi hat die ersten Filialen eröffnet.

Aus Italien stammen viele weltbekannte Nahrungsmittelprodukte. 283 davon sind von der EU geschützt, deutlich mehr als in allen anderen EU-Ländern, so GTAI. Die geschützte Ursprungsbezeichnung tragen zum Beispiel der Parmigiano Reggiano DOP (Denominazione d’Origine Protetta), Pomodoro di San Marzano DOP und Prosciutto di San Daniele DOP. Noch nicht ganz so bekannt in Deutschland sind die traditionellen Weihnachtskuchen Panettone (Mailand) und Pandoro (Verona). „Diese drängten erst vor etwa zehn Jahren zu uns in den Handel. Wir verkaufen sie als Saisonware zu Weihnachten und auch Ostern“, so Alexander Kreuz-berg, Teil der Geschäftsführung bei Edeka Kreuzberg. Die internationale Beliebtheit italienischer Produkte spiegelt sich laut GTAI auch in den Ausfuhren wieder. Ziel der italienischen Regierung sei, die Nahrungsmittelausfuhren bis 2020 auf ein Volumen von 50 Milliarden Euro zu steigern. Deutschland gehört zu den wichtigsten Absatzmärkten.

Das E-Center Kreuzberg in Neuwied hat Italien einen eigenständigen Bereich außerhalb der regulären Verkaufszone gewidmet. Dort findet der Italien-Fan alles vom klassischen Trockensortiment bis zu Frischeprodukten wie Mailänder Salami oder Taleggio Käse. Die frische Ware wird aus Italien über einen befreundeten Großhändler bezogen. „Das Schöne daran ist, dass unser Importeur mit vielen kleinen Erzeugern zusammen arbeitet. Somit bekommen wir einen ganz anderen Qualitätsstandard, als ihn industrielle Produkte bieten“, berichtet Kreuzberg. Italien laufe generell gut, aber besonders gut in den Sommermonaten, da sich die Kunden dann gerne mit Antipasti und Wein verwöhnten. „Anhand der Nachfrage sehen wir auch, welches Urlaubsland gerade im Trend liegt“, fügt der Kaufmann hinzu.

Warum Italien so gut ankommt? Kreuzbergs These: „Mit dem richtigen Personal kann ein Urlaubs-Gefühl transportiert werden. Eine Art kleine Auszeit vom Stress.“ Das Angebot der italienischen Feinkost bezieht auch einen Gastro-Bereich ein. Der läuft inzwischen so gut, dass er-weitert wird und Pizza sowie Pasta mittlerweile auch mitgenommen werden können. Das stimmt überein mit den deutschen Geschmacksvorlieben. Dem Ernährungsreport 2016 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zu Folge rangieren Nudelgerichte mit 35 Prozent ganz klar auf Platz eins unter den hiesigen Leibgerichten. Pizza lässt mit 14 Prozent immerhin auch noch die Fleischgerichte (11 Prozent) hinter sich.

Das kleine Pasta-1-x-1

Die Form entscheidet darüber, wie viel Soße an der Nudel haften bleibt. Es gilt: Je größer die Oberfläche, desto mehr bleibt haften. Eine Rolle spielt auch, wie stückig die Soße ist. Was also dem Kunden raten? Spaghetti: Am besten für glatte, leichte Soßen geeignet. Klassische Tomatensoße ohne Stücke oder Pesto sind perfekt. Tagliatelle: Gut geeignet für kräftige Soßen und Sahnesoße. Italiener essen am liebsten ihr „Ragù alla Bolognese“ mit dieser Nudel. Penne: Hervorragend zu allen cremigen Soßen mit kräftigem Käse oder viel Gemüse. Auch für Nudelsalat eine gute Wahl. Farfalle: Ideal für glatte Tomatensoßen und zu Bolognese allemal besser als Spaghetti. Fusilli: Ähnlich wie Spaghetti in Deutschland oft falsch eingesetzt. Idealbesetzung für die kalte Küche und Nudelsalate, da an den Spiralen Öl-Dressings gut haften bleiben. Wenn warm, dann zu cremigen, glatten Soßen. Tortellini: Brauchen wie Tortelloni kaum Soßenbegleitung, da mit feiner Füllung ausgestattet. Etwas Butter mit Salbei, Aglio e Olio oder Parmesan- Späne sind vollkommen ausreichend.

Neben der Integration des italienischen Angebots in das deutsche Einzelhandels-Sortiment, haben sich auch Fachsupermärkte herausgebildet. Der Italienliebhaber wird zum Beispiel beim Familienunternehmen Gentile fündig. Als Groß- und Einzelhandelsunternehmen gehört es zu den größten italienischen Lebensmittelanbietern in Deutschland. Zu Anfang hauptsächlich italienisch, sei das Klientel heute breit gefächert und reiche vom Gastronom bis zum Genießer, so das Böblinger Unternehmen. Italienische Sehnsucht wird ebenso durch den Grande Mercato Andronaco – Deutschlands Supermarkt für italienische Lebensmittel und Weine – bedient. 1970 von Vincenzo Andronaco in Hamburg gegründet, gibt es mittlerweile neun Filialen in Deutschland. Neben drei Filialen in Hamburg, ist Andronaco in Lübeck, Köln, Dortmund, Osnabrück, Bielefeld und Ratingen präsent.