Marktrundgang Aach-Center in Stockach

„Wir haben schon Obst, Gemüse und Wein jenseits der Genossenschaft eingekauft, als das noch nicht gern gesehen wurde.“

Donnerstag, 25. Mai 2023 - Ladenreportagen
Reiner Mihr
Artikelbild Aach-Center in Stockach
Bildquelle: David Knipping

Das Aach-Center in Stockach ist das aktuelle Flaggschiff von Edeka Sulger. Das Familienunternehmen betreibt weitere sechs Supermärkte und einen Getränkemarkt am Bodensee zwischen Stockach und Friedrichshafen sowie einen siebten Markt etwas nördlich in Meßkirch. Allen gemeinsam ist die Verbundenheit mit der Region.

Sulger geht hier aber eigene Wege. „Wir nennen unsere regionalen, ja lokalen Lieferanten ‚Heimatpartner‘“, sagt Geschäftsführerin Silke Sulger und das sei mehr als ein Wort. Sulger arbeitet mit diesen Lieferanten zum Teil schon in der zweiten Generation zusammen. „Wir haben schon Obst und Gemüse oder Weine jenseits der Genossenschaft gekauft, als das noch ‚böse‘ war“, ergänzt Senior-Chefin Karin Sulger. „Das hat schon früher den Unterschied gemacht.“

Diese Partner sind etwa 50 Kilometer um den jeweiligen Standort angesiedelt, es gibt einige Exklusivlieferanten, beispielsweise bei Erdbeeren, Eiern, Mehl oder Essiggurken – auch Spargel darf nicht fehlen. Partnerschaft ist hier mehr als ein Lieferantenverhältnis. Es gibt neben dem regelmäßigen beruflichen Austausch auch private Kontakte, die Lieferanten sind im Markt präsent, die Sulger-Mitarbeiter helfen auch schon mal bei der Ernte. „Wer schon mal selber Gurken geerntet hat, weiß von der schweren Arbeit und verkauft anschließend besser“, weiß Silke Sulger. Man stehe auch zusammen – so habe Corona auch diese Produzenten teilweise in Bedrängnis gebracht – da habe man geholfen. Im Aach-Center finden sich rund 32.000 Artikel, der Regionalanteil reicht an die zehn Prozent heran. Für die „Regionalen“ gebe es schon eine gewisse Vorzugsbehandlung, sagt Silke Sulger, spezielle Konditionen gebe es aber nicht.

Edeka Sulger - In der Region verwurzelt

Im letzten Jahr konnte Edeka Sulger das 60-jährige Bestehen des Unternehmens feiern. Aus kleinen Anfängen hat sich in der Bodenseeregion ein moderner Lebensmittel-Einzelhandel entwickelt, der trotz vieler Herausforderungen optimistisch nach vorne blickt. Das eigene Profil wird über hochwertige Produkte, Frische, ein besonderes Einkaufserlebnis und natürlich die Regionalität geschärft. Die Region liegt den Betreibern sehr am Herzen und sie gehen hier auch ihren ganz eigenen Weg. Und bei aller Modernität und Aufge‧schlos‧senheit gegenüber der Technisierung gilt dennoch eins: Die Maschine kann den Menschen nicht ersetzen.

Zum Thema „Regional“ passen auch Sulgers Backstüble, die seit 2020 in Eigenregie in den Supermärkten betrieben werden. „Wir haben die Bäckerei Zug um Zug damals von K+U übernommen“, sagt Mitgeschäftsführer Frank Eichwald. Corona habe zwar die Entwicklung gestört, aber jetzt „drei Jahre später sind wir mit den Umsätzen zufrieden“. Sulger war einer der ersten bei der Privatisierung der K+U-Filialen. Das Rezept ist auch hier eher weg vom Standard-Sortiment hin zu individuelleren Angeboten.

Für Silke Sulger sollen die Märkte immer stärker zum sozialen Treffpunkt für die Menschen werden. Eine Herausforderung angesichts von Personalmangel und Nachwuchssorgen. „Wir brauchen die Menschen im Markt, die das Gespräch mit den Kunden führen.“ Technik könne hier helfen, standardisierte Prozesse müssten künftig verstärkt automatisiert werden, sagt sie und nennt als Beispiel das Verräumen der Ware: „Wir wollen mit Emotion verkaufen. Da kann keine Maschine den Mensch ersetzen.“

Aach-Center,  Bahnhofstr. 10, 78333 Stockach

2.398

qm Verkaufsfläche

20

Millionen Euro Umsatz 2022,
25 Euro Durchschnittsbon

32.000

Artikel im Sortiment

70

Mitarbeiter

3 Fragen an

Silke Sulger. Die Geschäftsführerin stand schon als Kind im Laden. Sie ist „Neuwiederin“.

Was heißt für Sie „der Markt als Treffpunkt der Menschen“ denn konkret?
Silke Sulger: Der Supermarkt muss wieder eine Begegnungsstätte werden. Das geht über den reinen Versorgungskauf hinaus. Der muss natürlich schnell und bequem zu erledigen sein. Es geht auch um soziale Kontakte, die hier gepflegt werden, wir haben bereits jetzt einen Stammtisch von Ruheständlern im Marktcafé oder ein Kaffeekränzchen.

Welche Rolle spielen die eigenen Mitarbeiter?
Eine ganz besondere. Unsere Mitarbeiter „leben“ das. Dazu gehört der pflegliche Umgang miteinander, die Förderung im Beruf und manchmal auch privat sowie die Entlastung von eher standardisierten Tätigkeiten durch Technik. Wir investieren in Personal.

Die Zukunft der Bedienungstheke?
Die Theke muss das Differenzierungsmerkmal für den Vollsortimenter bleiben. Das stellt uns vor Herausforde‧run‧gen, denn die Umsätze gehen hier aktuell durchaus zurück. Die Theke muss stärker für das Besondere da sein, für Spezialitäten. Nicht für Standards. Dafür brauche ich Fachkräfte. Und die muss ich selber ausbilden. Und dabei die Liebe zum Beruf vermitteln. Ich glaube außerdem, dass künftig Theke und Gastronomie stärker zusammenwachsen.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Privatisiert: Sulgers Backstüble setzt auch auf Regionales: von den Zutaten bis zur Brötchenkreation.
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Bild öffnen Edeka Sulger bietet neben regionalen und bodenständigen Sortimenten immer auch das Besondere – hier in der Fischtheke.
Bild öffnen Bedienung bleibt zentrales Unterscheidungsmerkmal für den Vollsortimenter.
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