Drucksache Wer wird denn gleich quengeln?

Das darf nicht wahr sein! Die verbraucherschützenden Moralisten haben die süßwarenfreie Kassenzone mal wieder für sich entdeckt.

Dienstag, 19. August 2014 - Management
Dieter Druck

Neu ist die Diskussion nicht, bekommt aber neue Nahrung durch den Vorstoß von Lidl. Der Discounter hat in Großbritannien, Deutschland und Österreich medienwirksam seine Kassenzone kalorienmäßig verschlankt. Süßwaren- und damit quengelfrei soll die margenträchtige Fläche heute sein.

Jetzt wird Druck aufgebaut, und für mich ist absehbar, dass bei den um Nachhaltigkeit und soziale Ausstrahlung bemühten Handelsunternehmen der flächendeckende Nachahmereffekt einsetzt. Würde mich mal interessieren, wie die heutigen Gutmenschen die vor Süßwaren strotzenden Kassen in ihrer Kindheit passiert haben? Es müssen traumatische Erlebnisse gewesen sein. Oder waren sie damals schon auf gepopptes, ungesüßtes Urgetreide fixiert? Ganz sicher hilft der Self-Checkout, wenn die Kleinen mitscannen dürfen, was von der in kindlicher Augenhöhe platzierten Ware ablenkt. Über mögliche Inventurverluste sollte der Handel hier mit Blick auf Kundenzufriedenheit und Einkaufserlebnis hinwegsehen.

Andererseits könnten auf dem freigewordenen Platz Modellautos aus der Hinter-Gitter-Manufaktur von Christine Haderthauer platziert werden. Sie stehen, so die Selbstsicht der CSU-Politikerin, für „soziales Engagement“. Und bei der gegebenen Kostenstruktur sowie einem UVP von 7.000 Euro müssten auch beim Handel die Margen stimmen. Aber wenn davon eins, von Kindeshand berührt, auf den Boden klatscht, quengelt der Kaufmann. Auch nicht richtig.