Wettbewerb Faire Partner Ein Multitalent bietet Chancen

Kichererbsen werden bislang importiert. Ein neues Projekt der LBV Raiffeisen in Schrozberg fördert den regionalen Anbau und seine Mitglieder, die dafür schwächere Standorte nutzen können.

Dienstag, 26. September 2023, 06:14 Uhr
Jens Hertling
Artikelbild  Ein Multitalent bietet Chancen
LP-Redakteur Jens Hertling (l.) zeichnet die LBV Raiffeisen aus: Andreas Rohr, Rudolf Herrmann und Ulrich Dierhoff (alle LBV Raiffeisen), Uwe Nothwang (Schwäbische Wurst-Spezialitäten Nothwang) und Prof. Dr. Simone Graeff-Hönninger (Uni Hohenheim, v. l.).
Bildquelle: Ingo Hilger

Die Region Hohenlohe in der Nähe von Schwäbisch Hall ist bisher noch kein typisches Anbaugebiet für Kichererbsen. „In Deutschland ist der Anbau der Pflanze bisher so gut wie nicht vorhanden“, sagt Andreas Rohr, Geschäftsführer der LBV Raiffeisen eG in Schrozberg. Er muss es wissen: Vor drei Jahren hat es seine Genossenschaft erstmals gewagt, den Exoten anzubauen, sozusagen als Pionierprojekt.

Laut Rohr ist die Kichererbse ein wahres Multitalent: Sie ist unglaublich gesund, macht starke Knochen, unterstützt die Blutbildung und punktet mit pflanzlichen Proteinen. „Wir haben dieses Projekt gestartet, um unseren Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, auch schwächere Bodenstandorte zu nutzen“, sagt Rohr. Kichererbsen gedeihen auf mittleren bis leichten Standorten ohne Staunässe mit gutem pH. Im Allgemeinen ist die Kichererbse auf ein warmes, sonniges Klima angewiesen. Das Projekt wurde jedoch aus einem ganz anderen Grund initiiert: „Für die Landwirte, die bisher ihren Lebensunterhalt in erster Linie mit der Viehzucht verdient haben, wird so ein neues Standbein geschaffen.“ Das Fehlen einer nennenswerten Produktion in Deutschland war ein weiterer Grund für die Entscheidung, Kichererbsen anzubauen.

Nischenprodukt mit Chancen
Laut Geschäftsführer Rohr bietet diese Nische aber auch Chancen – auch für die Landwirte der LBV. Für die Verantwortlichen der LBV stelle sich allerdings die Frage, so Rohr, wie viele Verbraucher bereit seien, für ein regionales Produkt aus Baden-Württemberg einen deutlich höheren Preis zu bezahlen.

Gesagt, getan: Der Rest ging danach ganz schnell. Im regelmäßigen Austausch mit den Landwirten hat die LBV deren Meinung zu diesem Thema eingeholt: Wer hat Lust, die Kichererbse auszuprobieren, die ja eigentlich sehr pflegeleicht ist? Damals meldeten sich 16 Landwirte. Heute sind es 22. Der Anbau von Kichererbsen hatte zu Beginn des Projektes eine Fläche von ca. 50 Hektar. Seit diesem Jahr ist die Fläche auf eine Größe von 75 Hektar angewachsen.

Umfangreiche Vermarktung
Gesammelt und getrocknet werden die Kichererbsen der Landwirte auf dem LBV-Gelände in Blaufelden. Im Anschluss daran erfolgt die Reinigung. Nach der Verarbeitung wird ein Teil der Kichererbsen in eine Konservenfabrik gebracht und in Gläser abgefüllt. Ein weiterer Teil wird zu frittierter Ware verarbeitet, und andere werden in verschiedene Gebinde verpackt und in den eigenen Raiffeisen-Märkten, den eigenen Edeka-Märkten und den Bäckereifilialen der LBV verkauft. Die Hohenloher Kichererbsen werden auch direkt in der eigenen Backstube zu Backwaren verarbeitet, die dann in den 27 eigenen Bäckereifilialen angeboten werden. Zu diesem Zweck werden sie im Auftrag der LBV in einer Mühle zerkleinert.

Für die Edeka Südwest und Edeka Deutschland werden Kichererbsen auch in Gläser abgefüllt. Die Edeka, so Geschäftsführer Rohr, sei immer bereit gewesen, dafür zu sorgen, dass die geerntete Menge auch in den Regalen der Märkte lande. „Kichererbsen aus der Region sind (noch) etwas Besonderes. Sie passen hervorragend in das vielfältige Sortiment unserer Märkte, und wir waren von der Idee unseres Partners Andreas Rohr sofort begeistert“, berichtet Michaela Meyer, Geschäftsbereichsleiterin Nachhaltigkeit der Edeka Südwest.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen LP-Redakteur Jens Hertling (l.) zeichnet die LBV Raiffeisen aus: Andreas Rohr, Rudolf Herrmann und Ulrich Dierhoff (alle LBV Raiffeisen), Uwe Nothwang (Schwäbische Wurst-Spezialitäten Nothwang) und Prof. Dr. Simone Graeff-Hönninger (Uni Hohenheim, v. l.).
Bild öffnen Die Produkte aus dem Projekt „Kichererbsen aus Hohenlohe“ werden vielfältig vermarktet.