Schlecker Politik will helfen

Für die von Entlassungen bedrohten Schlecker-Mitarbeiter machen sich inzwischen Bundes- und Landespolitiker stark. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Baden-Württembergs Finanzminister Nils Schmid (SPD) regen die Gründung einer Transfergesellschaft an.

Montag, 05. März 2012 - Handel-Archiv
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Bildquelle: Christian Belz

Schmid fordert in einem Interview mit dem „Handelsblatt" eine landesweite Initiative zur Gründung der Transfergesellschaft. Um die Folgen der unternehmerischen Fehler für die Mitarbeiter abzumildern, sei der Staat gefordert. Vielleicht sei es auch möglich, EU-Gelder einzusetzen. Sollte es einen seriösen Investor für Schlecker geben, stellte Schmid Staatshilfen in Aussicht, etwa Ausfallbürgschaften, da es um die „Sicherstellung einer flächendeckenden Nahversorgung gehe". Das ruft aber schon jetzt die Konkurrenz auf den Plan. „Wenn, dann hätten alle Drogeriemarktketten Anspruch auf Subventionen", zitiert das Handelsblatt einen Konkurrenten.

In einem Interview mit dem „Tagesspiegel" bot Rossmann-Chef Dirk Roßmann einem Teil der Beschäftigten des insolventen Konkurrenten Jobs an. „Wir eröffnen im Jahr rund 100 neue Märkte und stellen dabei etwa 1.000 neue Mitarbeiter ein. Da werden sicher auch Schlecker-Mitarbeiter dabei sein", sagte er. Auch bei anderen Unternehmen hätten die Schlecker-Beschäftigten gute Chancen, neue Jobs zu finden.

Von der Leyen hatte bereits am Freitag angekündigt, sich für die Einrichtung einer Transfergesellschaft stark zu machen. Dadurch könnten die Betroffenen bis zu zwölf Monate lang Transfer-Kurzarbeitergeld erhalten. In einem Interview mit der „Welt am Sonntag" sagte sie: „In einer Transfergesellschaft könnte man die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezielt weiterbilden und bestenfalls ohne einen einzigen Tag Arbeitslosigkeit in neue Jobs vermitteln."

Allerdings fehlt laut Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz das Geld für die Gründung einer Transfergesellschaft. Gegenüber dem „Handelsblatt" sagte Manfred Hunkemöller, Geschäftsführer beim Institut für Handelsforschung in Köln, dass die Transfergesellschaft nur mit einer Co-Finanzierung funktioniere, sie könne nicht allein von der Bundesagentur für Arbeit getragen werden. „Schlecker müsste 5,5 Monatsgehälter an eine Transfergesellschaft überweisen", sagte Hunkemöller. Er sieht nur eine Lösung: ein Investor, der die Transfergesellschaft finanziere.

Das Insolvenzverfahren bei der Drogeriemarktkette soll Ende März eröffnet werden. Von April an sollen 2.400 der noch bestehenden 5.400 Filialen geschlossen werden, jeder zweite Mitarbeiter soll seinen Job verlieren. Die Schlecker-Tochter Ihr Platz will 142 von bundesweit 612 Märkten schließen und gut 900 von 5.350 Stellen abbauen.