Fanderl schreibt in einem Brief an die Mitarbeiter, dass er bei den defizitären Filialen bereits bis Mitte 2015 die Wende schaffen will. Sollte das nicht gelingen, drohen wohl weitere Filialschließungen. Gefährdete Standorte werden offiziell nicht genannt, aber die Spekulationen schießen hoch. Filialen in mittelgroßen Städten wie Mönchengladbach, Bottrop oder Iserlohn sollen zu kämpfen haben, aber auch Standorte in Metropolen wie Düsseldorf oder München. Es entstehe der Eindruck, dass es Immobilieninvestor Benko an manchen Standorten gar nicht um eine Rettung der Filialen, sondern um die Verwertung der Immobilien gehe, kritisieren Gewerkschafter.
Vom Abbau der fast 2.000 Vollzeitstellen, u. a. in der Zentrale und in der Online-Sparte, wären nach Berücksichtigung der Teilzeitquote fast 3.000 Mitarbeiter betroffen. „Dies ist kein Sanierungsprogramm, sondern ein Kahlschlag“, schimpfen die Betriebsräte und sprechen von einem „Paket der Grausamkeiten“. Verdi-Bundesvorstand Stefanie Nutzenberger rügt, dass die Karstadt-Führung nur scheibchenweise mit schlechten Nachrichten herausrücke und die Belegschaft mürbe machen wolle.
Eine dieser schlechten Nachrichten für die derzeit noch 17.000 Karstadt-Beschäftigten ist, dass ihnen erneut tief in die Taschen gegriffen werden soll. Auf der Liste stehen: Streichung des Urlaubsgelds und der tariflichen Sonderzahlung (Weihnachtsgeld) ab 2015, Erhöhung der Arbeitszeiten und eine Verlängerung der Tarifpause. Hierüber werden Arbeitgeber und Gewerkschaft ab nächster Woche in einer weiteren Tarifrunde verhandeln. Seit 2010 hat Karstadt mehr als eine halbe Mrd. Euro Umsatz und nach Angaben von Fanderl mehr als 7 Mio. Kunden verloren.