Karstadt Sechs Filialen werden dicht gemacht

Der neue Karstadt-Chef Stephan Fanderl will ein ambitioniertes Sanierungsprogramm durchsetzen. Er rechne damit, dass im Jahr 2017 eine „operative Rendite von 2,5 bis 3 Prozent“ erreicht werden könne, sagte er dem „Handelsblatt“. Unmittelbar nach seiner Ernennung durch den Aufsichtsrat kündigte der 51-jährige Manager an, dass noch 2015 sechs Häuser geschlossen werden.

Freitag, 24. Oktober 2014 - Handel-Archiv
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Dabei handelt es sich um die beiden klassischen Warenhäuser in Hamburg-Billstedt und Stuttgart. Außerdem sollen die Schnäppchenmärkte des Konzerns in Paderborn und Frankfurt/Oder sowie die beiden Filialen der auf junge Mode spezialisierten Kette „K-Town“ in Köln und Göttingen ihre Tore schließen. Nach Angaben des Betriebsrates könnten von den angekündigten Schließungen bis zu 240 Arbeitsplätze betroffen sein. Zusätzlich sei der Abbau von rund 2.000 Stellen geplant. Der Karstadt-Gesamtbetriebsratchef Hellmut Patzelt von einem „dunklen Tag für die Beschäftigten“.

Fanderl stellte in Aussicht, dass der neue Eigentümer, die Signa-Holding des Österreichers René Benko, weiter in Karstadt investieren wolle. „Die Signa wird nach der erfolgreichen Sanierung über die kommenden Jahre in dreistelliger Millionenhöhe in das präsentierte Zukunftskonzept investieren.“ Dennoch erfordere die Sanierung weitere „zum Teil sehr schmerzliche Entscheidungen“. Bei weiteren acht bis zehn Filialen werde er individuelle Lösungen suchen. „Wir sprechen etwa mit den Vermietern, ob es alternative Nutzungen für den Standort gibt und eine Chance besteht, früher aus den laufenden Mietverträgen herauszukommen“, sagte Fanderl der Zeitung.

Mit den Mitarbeitern will Fanderl über mögliche Zugeständnisse verhandeln: „Wir müssen über Einsparungen beim Weihnachts- und Urlaubsgeld sprechen und darüber, die Tarifpause über 2015 hinaus zu verlängern.“ 

Um wieder mehr Kunden anzuziehen, kündigte der neue Chef neue Formate ab dem nächsten Frühjahr an. Einer Übernahme von Kaufhof, über die in den Medien spekuliert worden war, erteilte Fanderl dagegen eine Absage. Fanderl war am Donnerstag vom Karstadt-Aufsichtsrat zum Nachfolger der nur nach fünf Monaten zurückgetretenenen Karstadt-Chefin Eva-Lotta Sjöstedt berufen worden. Seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender übernimmt  Wolfram Keil, der als Vertrauter des Karstadt-Eigentümers René Benko gilt und auch Geschäftsführer der für das Handelsgeschäft zuständigen Benko-Firma Signa Retail GmbH ist.