Zuckerkartell Weitere Klagen

Wegen verbotener Wettbewerbsabsprachen verhängte das Bundeskartellamt gegen die Unternehmen Pfeifer & Langen, Südzucker und Nordzucker Bußgelder von rund 280 Mio. Euro. Jetzt fordern immer mehr Kunden darüber hinaus Schadenersatz.

Dienstag, 25. August 2015 - Industrie-Archiv
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Die Forderungen könnten die Größenordnung von 500 Mio. Euro erreichen. Nestlé alleine verlange 50 Mio. Euro, meint der Düsseldorfer Kartellrechtsexperte Johann Brück. Und auch die großen Einkaufsgenossenschaften der Bäckereien bis hin zu Molkereien und Konfitüren-Herstellern, prüfen Klagen. Die Markenhersteller Bauer, Ehrmann und Zentis klagen vor dem Kölner Landgericht gemeinsam auf Schadenersatz in Höhe von fast 119 Mio. Euro. Lambertz setzt 11,6 Mio. Euro an. Nestlé will vor dem Landgericht Mannheim 50 Mio. Euro Schadenersatz einklagen. Katjes verlangt mit Zinsen gut 37 Mio. Euro. Fast bescheiden wirkt da Vivil mit seiner Forderung von 1,3 Mio. Euro. Zusammen summiert sich das auf mehr als 200 Mio. Euro. Auch große Molkereien -  die Unternehmensgruppe Theo Müller (Müller Milch) und das Deutsche Milchkontor (DMK) - prüfen derzeit mögliche Schadenersatzansprüche, wie sie der Deutschen Presse-Agentur bestätigen. Gleichzeitig versucht das auf Schadenersatzforderungen nach Kartellverstößen spezialisierte Brüsseler Unternehmen Cartel Damage Claims (CDC), weitere Klagen zu bündeln.

 

Nordzucker betonte in seinem jüngsten Geschäftsbericht, man gehe davon aus, „dass durch die vom Bundeskartellamt festgestellten Umstände kein Schaden bei den Abnehmern von Zucker entstanden ist“. Südzucker argumentiert ähnlich. Allerdings finden sich in der Südzucker-Bilanz inzwischen Rückstellungen für „Prozesse und Risikovorsorge“ in Höhe von mehr als 123 Mio. Euro (Stand: 31. Mai 2015). Die größte Hürde in den Schadenersatzprozesse dürfte für die Kläger sein, die Höhe des entstandenen Schadens nachzuweisen.