Kaiser’s Tengelmann Spitzentreffen auf den letzten Drücker

Kurz vor Ablauf der Frist zur Lösung des Streits um die Zukunft von Kaiser's Tengelmann haben die beteiligten Unternehmen erneut ein Spitzentreffen angesetzt. Laut Deutscher Presse-Agentur soll es heute an einem geheimen Ort stattfinden. Gibt es dann keine Einigung, will Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub angesichts der weiter auflaufenden Verluste sofort mit dem Einzelverkauf der Filialen beginnen. Offenbar hat auch Karstadt-Eigentümer René Benko Interesse an einzelnen Standorten.

Donnerstag, 06. Oktober 2016 - Handel-Archiv
Lebensmittel Praxis

Ob es gelingen wird, die verlustreiche Supermarktkette vor einer Zerschlagung zu bewahren, ist ungewiss. 2016 habe das Unternehmen „enorme Verluste gemacht, die Umsätze sind weiter gesunken und der Wettbewerbsdruck durch die Discounter steigt“, sagte Raimund Luig, Sprecher der Geschäftsführung von Kaisers's Tengelmann, am Mittwoch auf einer Betriebsversammlung von Mitarbeitern des Bezirks Nordrhein. Die 5.300 Mitarbeiter der Berliner Filialen wollen sich heute treffen.

Die Preise des Unternehmens sind der „Wirtschaftswoche“ zufolge nicht konkurrenzfähig. „Die Preise von Kaiser’s Tengelmann haben sich vom Wettbewerb abgekoppelt“, zitiert das Blatt Ulrich Gallinat, Chef des Berliner Preisspezialisten GKL Marketing-Marktforschung, die im Auftrag der Zeitung eine exklusive Untersuchung der Preise vollzogen hat. „Das erinnert fast schon an Schlecker.“ Laut GKL-Analyse kosten Markenartikel in Berliner Kaiser’s-Läden derzeit rund 5 Prozent mehr als bei Edeka und rund 4,6 Prozent mehr als bei Rewe. Bei Aldi, Lidl und dm gebe es identische Produkte im Schnitt 18 bis 21 Prozent günstiger. „In den anderen Regionen, in denen Kaiser’s Tengelmann präsent ist, sehen wir ähnliche Unterschiede“, so Gallinat.

Kommt eine Lösung zwischen Kaiser's Tengelmann und Branchenprimus Edeka auf der einen Seite und den Konkurrenten um Rewe, Markant und Norma auf der anderen nicht zustande, könnte Haub anstreben, die Filialen umgehend einzeln zu verkaufen. Tausende Arbeitsplätze wären dann bedroht, vor allem in Nordrhein-Westfalen. Dort könnte es zur Schließung von zahlreichen Filialen kommen, für die sich kein Käufer findet.

Als ein möglicher Interessent soll sich inzwischen Medienberichten zufolge auch der österreichische Immobilienunternehmer René Benko ins Spiel gebracht haben. Seine Gesellschaft Signa, die vor wenigen Jahren die Karstadt Warenhäuser übernommen hatte, könnte an einzelnen Standorten interessiert sein.