Tiefkühlkost Pizza wie bei Mama - Interview mit Katya Witham

Markenpizzen bei Aldi, starke Handelsmarken, Preisdruck: Es bleibt spannend in der TK-Branche. Convenience und Gesundheit sind wichtige Themen. Dabei gibt es auch ungehobene Schätze.

Donnerstag, 21. April 2016 - Sortimente
Susanne Klopsch
Artikelbild Pizza wie bei Mama - Interview mit Katya Witham
Bildquelle: Shutterstock
Interview mit Katya Witham: Zeigt her Eure Superfoods!

Rotkohl oder Beeren als Superfood vermarkten: In den TK-Truhen des Handels gibt es Schätze mit Potenzial. Wie Handel und Marken Hersteller gemeinsam noch besser TK-Kost verkaufen können, sagt Katya Witham, Senior Food an Drink Analyst bei Mintel in London.

Mit welchen Strategien können sich Marken-Hersteller von Tiefkühlkost gegen die starke Konkurrenz durch Handelsmarken wehren?
Katya Witham
: Der Markt für Tiefkühlkost steht vor Herausforderungen, und das nicht nur wegen der wachsenden Bedeutung von Handelsmarken-Produkten. Auch Chilled-Food-Angebote haben in den vergangenen fünf Jahren Marktanteile erobert. Um Handelsmarken Paroli bieten zu können, sollten Markenhersteller in Sachen Innovationen proaktiv werden und dabei die sich verändernden Konsumentengewohnheiten und diewesentlichen Trends im Auge behalten. Natürliche, ökologischund regional erzeugte Zutaten, gemüsereiche Rezepturen mit neuen, überraschenden Gewürzen oder durch die Küchen ferner Länder inspirierte Produkte machen neugierig und lösen Kaufbereitschaft aus. Und nicht zu vergessen die demografische Entwicklung, die in Deutschland zu immer kleineren Haushalten führt. Einzelportionen und Portionen für 2-Personen-Haushalte eröffnen Chancen für innovative Markenhersteller.

Der deutsche Konsument ist sehr preisbewusst: Können Aktionen oder Preispromotions die Umsätze der Markenhersteller nachhaltig stützen oder beeinflussen diese das Preisgefüge negativ?
Der deutsche Konsument war schon immer ein Schnäppchenjäger.Unsere Verbraucherbefragungen zeigen, dass 40 Prozent der deutschen Shopper beim Einkaufen immer wieder zu den Schnäppchen greifen. Mit aggressiven Preisaktionen und der Ausweitung der Private-Label- Sortimente haben Händler diese Mentalität noch unterstützt. Und auch trotz guter Wirtschaftsentwicklung zeigt sich, dass die Konsumenten diese Schnäppchenmentalität nicht ablegen. Promotionen und Preisnachlässe sind in jedem Fall kein Allheilmittel. Sie dürfen nur sparsam eingesetzt werden. Um die Gewinnspanne wieder zu verbessern, sollten der Wettbewerb eher über die Qualität und den Zusatznutzen und nicht nur ausschließlich über den Preis ausgetragen werden.

Katya Witham

Witham ist seit 2014 Senior Food & Drink Analyst bei den britischen Meinungsforschern Mintel. Sie arbeitete zuvor u. a. bei der Metro Group.

Vegane und vegetarische Produkte werden hierzulande immer beliebter: Beobachten Sie dies auch bei Tiefkühlprodukten?
Der Produktanteil ist, auch wenn er in den vergangenen zwei Jahren gestiegen ist, immer noch niedrig. Fertiggerichte mit dem Attribut vegan oder vegetarisch sind immer noch eine Nische. Allerdings beobachten wir, dass die Unternehmen das Potenzial dieses lukrativen Segments erkannt haben. Wir erwarten, dass die steigende Nachfrage nach fleischfreien Gerichten die Markenhersteller zu verstärkten Aktivitäten in diesem Bereich anregen wird. Dr. Oekter mit seiner Veggie-Pizza und die für ihre Wurst bekannte Marke Rügenwalder mit ihrem fleischfreien TK-Sortiment sind nur zwei Beispiele dafür.

Sind die sogenannten Superfoods ein Thema für die TK-Truhen?
Laut einer Mintel Umfrage aus dem Jahr 2015 ziehen fast drei Viertel (71 Prozent) der deutschen Konsumenten naturbelassene Lebensmittel den mit speziellen Zusatzstoffen angereicherten Nahrungsmitteln vor. Superfoods wie Kokosnuss, Chia- Samen oder auch Grünkohl unterstützen Gesundheit und Wohlbefinden auf natürliche Art und Weise und passen daher gut zu den starken Mega-Trends Natürlichkeit und Gesundheit. Erstaunlich ist jedoch aus unserer Sicht, dass Früchte und Gemüse wie Rosenkohl, Grünkohl oder auch Beeren, die von Natur aus zweifellos als gesund zu positionieren sind, kaum als solche ausgelobt werden. Mit Blick auf den natürlichen Nährstoffreichtum dieser Produkte könnten diese von Herstellern leicht als Superfoods vermarktet werden, etwa auch bei der Präsentation neuer Rezepturen oder Varianten.

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