Handel Streit um Biotüten

Mit vermeintlich biologisch abbaubaren Plastiktüten täuschen Aldi und Rewe nach Ansicht der Deutschen Umwelthilfe ihre Kunden. Die Tragetaschen seien anders als von den Unternehmen behauptet nicht mit gängigen Verfahren kompostierbar, sagte der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Jürgen Resch.

Donnerstag, 12. April 2012 - Industrie-Archiv
Lebensmittel Praxis

Die DUH prüft rechtliche Schritte gegen die Handelsunternehmen. Rewe und die VictorGroup, die Tüten basierend auf dem BASF-Rohstoff Ecovio herstellen, weisen die Vorwürfe zurück.

Rewe betrachte die Tüten als einen ersten Schritt, weniger fossile Ressourcen wie Mineralöl einzusetzen. Der Hersteller habe zugesichert, dass die Tüten vollständig kompostierbar seien. Aldi äußerte sich zunächst nicht.

Nach Angaben der VictorGroup erfüllen die auf Basis von Ecovio hergestellten Einkaufstüten die DIN EN 13432 und seien somit als unter industriellen Voraussetzungen vollständig kompostierbar anzusehen. Auch der Branchenverband European Bioplastics wies die Vorwürfe zurück.

Die seit etwa vier Jahren angebotenen sogenannten Biotüten kosteten im Handel zwischen 30 und 50 Cent und seien damit deutlich teurer als Einwegplastiktüten, sagte DUH-Geschäftsführer Resch. „Es handelt sich um einen besonders breiten und dreisten Fall der Verbrauchertäuschung."

Wie viele Biotüten jährlich verkauft werden, ist unklar. „Aber allein in den Kompostieranlagen tauchen täglich Hunderte von ihnen auf", sagte Herbert Probst aus dem Vorstand des Verbandes der Humus- und Erdenwirtschaft Nord. Trotz des Aufdruckes „100prozentig kompostierbar" sollten die Biotüten aber auf keinen Fall in den Biomüll geworfen werden. Sie bestünden zu 70 Prozent aus erdölbasiertem Kunststoff und nur zu 30 Prozent aus Kunststoff auf der Basis von Maisstärke.

Außerdem herrschten weder im heimischen Kompost noch in Kompostieranlagen Bedingungen, unter denen sich die Tüten nach wenigen Wochen komplett zersetzten, sagte Probst. Diese seien nach einem Dreivierteljahr immer noch so wie zum Zeitpunkt der Entsorgung.