Schlecker Hunderte Klagen gegen Kündigung

Hunderte frühere Schlecker-Beschäftigte haben kurz vor Fristablauf rechtliche Schritte gegen ihre Entlassung eingeleitet. Bis Anfang der Woche gingen bundesweit rund 450 Kündigungsklagen bei Arbeitsgerichten ein, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab. Derweil erwartet Verdi langwierige Verhandlungen für den Sanierungstarifvertrag.

Donnerstag, 19. April 2012 - Handel-Archiv
Lebensmittel Praxis
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Endgültigen Zahlen, wie viele Entlassene klagen, werden erst gegen Ende nächster Woche erwartet, wie mehrere Gerichte bekanntgaben. Erfolg könnten nach Expertenmeinung die Fälle haben, in denen ein Fehler bei der Sozialauswahl nachgewiesen werden kann. Ende März war im Zuge der Schlecker-Pleite mehr als 10.000 Mitarbeitern gekündigt worden, nachdem eine Auffanggesellschaft für diese gescheitert war.

Besonders hoch war die Zahl der eingereichten Klagen bisher in Berlin, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Die Gerichte rechnen jedoch mit weitaus mehr Klagen gegen die insolvente Drogeriekette, da die dreiwöchige Frist zur Einreichung in den meisten Fällen an diesem Freitag abläuft. Zudem sammeln in manchen Orten Gewerkschaften die Klagen ihrer Mitglieder, um sie gebündelt an die zuständigen Arbeitsgerichte zu übergeben.

Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz befürchtet für die Schlecker-Rettung, dass Klagen potenzielle Investoren abschrecken könnten. „Kündigungsschutzklagen dürften eher chancenlos sein, sie schaden jedoch der Investorensuche, damit auch den verbleibenden Arbeitsplätzen", sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters. Die Gewerkschaft Verdi hatte angekündigt, die entlassenen Mitarbeiter nicht zu rechtlichen Schritten ermuntern zu wollen.

Verdi stellt sich auf schwierige Verhandlungen für einen Sanierungstarifvertrag in der Schlecker-Rettung ein. „Es werden keine einfachen Verhandlungen, weil es um sehr viel geht auf beiden Seiten", sagte Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Franke.

Bei den Sondierungsgesprächen gehe es Verdi vor allem darum, Zahlen und Fakten zu bekommen, ob die Vorschläge der Insolvenzverwaltung überhaupt geeignet sind für eine Sanierung und die Sicherung der Arbeitsplätze. Dazu zählten auch Informationen über die Bereitschaft der Lieferanten, die Konditionen für Schlecker nicht zu verschlechtern.

Geiwitz verlangt von den verbliebenen rund 13.500 Beschäftigten einen Sanierungsbeitrag in Form von finanziellen Einschnitten. Nach Gewerkschaftsangaben soll die Belegschaft 15 Prozent weniger Lohn hinnehmen. Verdi lehnt diese Forderung als überzogen ab, signalisierte aber grundsätzlich die Bereitschaft für einen Sanierungsbeitrag. Die Gespräche der Tarifkommission mit der Insolvenzverwaltung sollen am Freitag in Ulm fortgesetzt werden. Mit Ergebnissen sei nach jetzigem Stand aber nicht zu rechnen. Die Gewerkschaft hatte vorher von einem möglichen Abschluss bis Ende April gesprochen.