Online-Handel Sofa contra Supermarkt

Die Generationen Y und Z machen vor, was es bedeutet, über Digitalkompetenz zu verfügen. Für sie ist der Gebrauch digitaler Technologien - vom Internet über MP3-Player bis hin zu Smartphones - seit dem Kindesalter selbstverständlich. Und sie fragen sich, so der Wissenschaftler Sven Köhler von der Dualen Hochschule Baden Württemberg in Stuttgart, „warum überhaupt kochen?“

Donnerstag, 19. Januar 2017 - Handel-Archiv
Friederike Stahmann

Beim Branchentag des Handelsverbands Baden-Württemberg (HBW) gab Köhler Einblick in  die Welt der Millenniumgeneration. Außerhaus-Konsum und Impulskäufe bestimmen ihr Einkaufsverhalten. Dementsprechend verspricht der Online-Verkauf von Lebensmitteln hohe Gewinne. Gleichzeitig lassen sich Internet-Shopper nur schwer binden. Nach dem Motto „heute hier, morgen da" springen sie von Shop zu Shop. Vor allem die Gruppe der Smart-Shopper will mehr als nur Qualität zum günstigsten Preis. Neben niedrigen Versandkosten fordert man Rezepte, Eventhinweise, Gewinnspiele und Kontaktmöglichkeiten über soziale Medien. Der Internethandel muss den Spagat zwischen Automation - im besten Sinne - bei der Bestellung und der Animation beim Kauf stemmen.

Es ist noch ein zartes Pflänzchen - der Online-Handel mit Lebensmitteln. Aktuell sind es erst 1,1 Prozent des Marktvolumens, die Verbraucher am PC für Konsumgüter des täglichen Bedarfs ausgeben. 540 Mio. Euro machen die derzeit am Markt befindlichen 40 Vollsortimenter im Netz. Bereits für 2020 prognostizieren Experten jedoch einen enormen Anstieg. Wer als Händler beim Online-Handel mit Lebensmitteln erfolgreich vertreten sein will, braucht Strategien. Ob als stationärer Händler, der sich ein zweites Standbein schaffen will, oder als Online-Händler in Reinform. Und um Strategien dafür ging es beim diesjährigen HBW-Branchentag. An beiden Punkten fehle es derzeit noch beim Lebensmittel-Online-Handel, beobachten die Experten.

Das EHI Retail Institute hat 35 Online-Vollsortimenter unter die Lupe genommen. Christoph Langenberg vom EHI zeigte, dass es nicht selten an vermeintlich einfachen Dingen wie der Visualisierung der Produkte, der Zutatenliste, Suchfiltern nach Ernährungsgewohnheiten oder Allergenen, regionalen Produkten, Sortimentstiefe und nicht zuletzt an einer App-Variante fehle. Eine Chance des Online-Handels zur Verbesserung der Informationstiefe - mit einem Klick - werde so gut wie nicht genutzt.
Probleme ganz praktischer Art gibt es nach dem Einkauf für Online-Shopper: Versandannahme - nach dem Motto „muss ich mir einen Tag Urlaub für die Annahme des Paketes nehmen?"- , der „Nicht-Mehr-Frische" empfindlicher Produkte, wie Salat oder Brot, und nicht zuletzt der Verpackungsmüll.